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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Treppe zu hören.
    »Herr Janssen
hatte immer eine sehr spezielle Art.« Frau Eschenberg klingt plötzlich fast ein
wenig mädchenhaft, ihre Bewegungen wirken nicht mehr ganz so steif. Sie schließt
die Tür zum Dachboden auf. »Ich habe mich vielleicht etwas drastisch ausgedrückt,
aber so verstehen sie vielleicht, was er auf einigen dieser Bilder dargestellt hat
und warum sie nicht offen im Haus hingen. Wir haben neben der Pferdezucht auch Feriengäste
auf unserem Hof.«
    »Sie kannten
Herrn Janssen also noch persönlich«, stellt Swensen fest, während sie den riesigen
Bodenraum betreten. »Das muss doch schon ziemlich lange zurückliegen, oder?«
    »Das ist
richtig, Herr Swensen. Zum ersten Mal habe ich ihn 1973 gesehen, ich war noch eine
junge Frau. Ich sah eines Tages einen Mann, der mit einem Zeichenblock bei den Weiden
auf dem Grundstück meines Vaters hockte und Landschaftsskizzen kritzelte. Wir kamen
ins Gespräch, und erst ein Jahr später habe ich erfahren, dass dieser Mann Horst
Janssen, der Künstler aus Hamburg, war.«
    Ihr Blick
heftet sich an einen imaginären Punkt irgendwo außerhalb der Wirklichkeit, verharrt
dort kurz und kehrt in den Raum zurück. Dann deutet sie auf einen breiten Metallschrank
mit besonders großen Schubladen.
    »Hier drin
waren Tuschezeichnungen und Radierungen von Herrn Janssen aufbewahrt. Wie gesagt,
zwölf ganz besonders schöne Originale. Vier dieser Arbeiten gehören zu einem Bilderzyklus,
der sich um die Tänzerin von Hoyerswort dreht. Sie wurden noch nie in der Öffentlichkeit
gezeigt. Herr Janssen hat sie nur für mich persönlich angefertigt. Sie können sich
vorstellen, was sie mir bedeuten, zumal meinem Vater das Herrenhaus von Hoyerswort
gehört, in dem diese Sage angeblich gespielt haben soll.«
    »Die Bilder
wurden nur für Sie angefertigt? Haben Sie ihm einen Auftrag erteilt?«
    »In der
Zeit, als Herr Janssen manchmal auf seinem Haubarg bei Witzwort war, ist er mir
mehrere Male über den Weg gelaufen, rein zufällig. Herr Janssen konnte sehr charmant
sein. Er zeigte mir jedes Mal Zeichnungen, und ich war fasziniert von der Dynamik
seiner Striche. Sie sind mich regelrecht angesprungen, und er war so sensibel, es
zu bemerken. Daraus ist eine etwas merkwürdige Beziehung entstanden. Er hat mir
spontan Arbeiten geschenkt, kleine Skizzen, die er gerade gemacht hatte. Als ich
ihm die Geschichte von der Tänzerin erzählte, wollte er unbedingt Zeichnungen machen.
Das waren die ersten, die ich ihm abgekauft habe, symbolisch sozusagen. Er hat immer
nur einen Freundschaftspreis verlangt, eigentlich haben sie nichts gekostet.«
    »Sie sagten
doch, die Bilder sind besonders wertvoll?«
    »Herr Janssen
hat einen hohen Marktwert, der nach seinem Tod stabil geblieben ist.«
    »Und was
muss ein Laie sich da vorstellen?«, fragt Swensen neugierig.
    »Ich habe
es nie in Erwägung gezogen, nur eine seiner Arbeiten zu verkaufen. Geschätzt würden
sie bestimmt zwischen 100.- und 200.000 Euro einbringen.«
    »Holla,
holla!«, platzt es aus Swensen heraus. »Jetzt dämmert es allmählich! Aber wie kommen
Sie auf einen Einbruch, Frau Eschenberg? Die Tür zum Dachboden war völlig unversehrt,
als Sie aufgeschlossen haben.«
    »Es gibt
einen zweiten Eingang, vom Hof aus«, erklärt die Frau, deutet in die linke Ecke
des Raumes und geht zu einer kleinen Holztür hinüber. »Dahinter führt eine Art Feuerleiter
über die einzelnen Stockwerke nach unten.«
    Die Kriminalisten
schauen sich die Tür aus der Nähe an. Sie ist nur angelehnt, das Holz in Höhe des
Schlosses zersplittert.
    »Haben Sie
hier irgendetwas angefasst?«, fragt Peter Hollmann.
    »Ja, ich
bin kurz auf die Treppe raus, als ich das hier realisiert habe.«
    »Dann sollten
wir Ihre Fingerabdrücke nehmen, damit wir Sie ausschließen können«, stellt der Spurensicherer
fest und wendet sich an seinen Kollegen. »Ich hole schnell meinen Koffer aus dem
Wagen, Jan, ich kann das gleich spurentechnisch untersuchen und zur Sicherheit ein
paar Fotos mit meiner Kamera machen. Das dürfte reichen!«
     
    *
     
    Fakuda Misugi hat ein rundes Gesicht,
das mit einem Netz von winzigen Falten überzogen ist. Ihre braunen Mandelaugen,
über die sie schmale, gebogene Striche gemalt hat, haben einen gierigen Glanz. Die
dünnen, silbergrauen Haare fallen ihr bis über die Schulter. Sie trägt einen blaugrauen
Haori-Überwurf aus Yuki-Seide mit feinem Auberginenmuster. Aus den angeschnittenen
Ärmeln ragen bleiche Ärmchen heraus, die

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