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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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der Gastgeber dem Rock, der immer noch an seiner
Seite steht. »Ist Ihr Besuch damit erledigt, Herr Kommissar?«
    »Eine Bitte
habe ich noch«, sagt Swensen, zieht sein Handy aus der Tasche und zeigt dem Fregattenkapitän
das Foto des Opfers auf dem Display. »Kennen Sie diese Person?«
    Das hagere
Gesicht versteinert, zeigt keinerlei Regung. Die rechte Hand streift flüchtig über
die faltige Wange, dann atmet Kreuzhausen tief durch und zitiert lauthals den Bediensteten
zurück: »Martin, die Liste hat noch Zeit! Finden Sie vorher meine Tochter und ihren
Mann! Sie sollen sofort hierher in die Eingangshalle kommen.«
    »Sie haben
die Person erkannt?«, hakt Swensen nach.
    »Ich verstehe
nicht, was Sie wollen!«, antwortet der Fregattenkapitän barsch.
    »Sie sind
verpflichtet, eine wahrheitsgemäße Aussage zu machen!« Swensen legt Druck auf seine
Worte. »Wenn Sie die Person kennen, müssen Sie mir das sagen!«
    »Gibt es
ein Problem, meine Herren?« Polizeirat Püchels hektischer Tonfall ist unverkennbar.
Der Hauptkommissar würde ihn unter einem Dutzend Stimmen erkennen.
    »Und wer
sind Sie?«, bellt der Fregattenkapitän.
    »Das ist
Polizeirat Püchel, er ist Chef der Husumer Polizeiinspektion.« Richter Meurer berührt
den Oberarm des Fregattenkapitäns mit der flachen Hand. »Jetzt beruhige dich wieder,
Heinrich. Wenn du die Identität der Person kennst, rate ich dir, sie preiszugeben.«
    »Was ich
preisgebe, überlasse bitt …«
    »Herr Swensen?«,
fällt ihm eine Frauenstimme ins Wort.
    Der Hauptkommissar
wendet den Kopf und erblickt Gerda Eschenberg vom Leutnantshof. »Frau Eschenberg?«
    Das plötzliche
Auftreten so vieler bekannter Personen verursacht eine leichte Irritierung beim
Kriminalisten. Noch bevor er sich wieder vollends im Griff hat, zeichnet sich auf
dem Gesicht der Frau bereits eine düstere Vorahnung ab.
    »Sie sind
nicht wegen des Einbruchs hier, oder? Ist es … geht es um das Verbrechen, von dem
hier jeder redet?«
    »Ich will
sofort mit meiner Tochter unter vier Augen sprechen«, fährt der Fregattenkapitän
dazwischen.
    »Kennen
Sie diese Person?«, fragt Swensen und hält der Frau unbeirrt das Foto auf dem Display
seines Handys vors Gesicht.
    »Lassen
Sie das!«, protestiert Kreuzhausen. Einen Moment spannen sich seine Schultern an,
als wolle er dazwischengehen, doch dann entscheidet er sich dagegen. »Das ist eine
interne Familienange…!«
    »Oleander!
Das … das ist Oleander! Was ist mit meinem Sohn?« In den Augen der Frau steht das
blanke Entsetzen. »Was ist mit ihm passiert?«
    »Sind Sie
sicher, dass es Ihr Sohn ist?«, fragt Swensen.
    Die Frau
antwortet nicht, ihr Blick ist leer, schaut durch den Kriminalisten hindurch in
eine andere Welt.
    »Man hat
Ihren Sohn überfallen«, versucht Heinz Püchel zu ihr durchzudringen.
    »Stimmt
es, was erzählt wird? Er hat einen Pfeil in der Brust?« Ihre Stimme klingt körperlos,
kommt tief aus ihrem Inneren. »Ist er tot?«
    »Er lebt!«,
beruhigt Swensen. »Man hat ihn mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Aber
es ist eine schwere Verletzung.«
    »Gerda,
wir besprechen das allein!«
    »Nein, Vater,
wir müssen ins Krankenhaus. Ich muss zu ihm!«
    »Ich kann
meine Gäste nicht sich selbst überlassen!«
    »Vater,
Oleander ist schwer verletzt! Ist dir das völlig egal?«
    »Natürlich
nicht, Kind. Aber es gibt noch anderes. In unserer Familie gelten die Tugenden eines
Offiziers, Opferbereitschaft und Tapferkeit. Daran halte ich mich, Gerda, jederzeit,
egal, was um mich herum passiert! Dein Sohn ist tapfer genug, er wird das verstehen.
Meine Pflichttreue ist es, hier standzuhalten! Ich hab ein Gesicht zu verlieren
an diesem Abend, vor meinen Gästen.«
     
    *
     
    Der summende Wecker reißt Swensen
aus einem Albtraum. Er schlägt erschrocken die Augen auf, das grelle Blaulicht des
Rettungswagens streift noch sekundenlang über die Netzhaut, bevor er Anna auf der
Bettkante sitzen sieht. Die Haut ihres nackten Rückens schimmert im gelblichen Licht
der Leselampe, blattdünnes Gold. Er schielt zum Zifferblatt, 5.17 Uhr.
    »Was ist
los?«, knurrt er schlaftrunken. »Wo willst du hin?«
    »Ich musste
den Wecker stellen«, flüstert Anna, »sonst hätte ich garantiert verschlafen.«
    »Es ist
kurz nach fünf Uhr!«
    »Ich muss
den ersten Zug nach Hamburg kriegen. Der Kongress, Schnüffelhase, du hast es nur
vergessen! Ich fahre zum Kongress nach Wien.«
    Der Traumakongress,
dämmert es dem Hauptkommissar. »Nein, natürlich nicht, der

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