Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)
Wehrmachtsteile beauftragt und hierzu durch den Herrn Befehlshaber mit besonderen
Vollmachten ausgestattet. Für den gleichen Zweck wurde außerdem im Gebiet der 416.
Infanterie Division. und Div. Nr. 160 für jeden Regiments-Abschnitt ein Arbeitsstab
in Stärke von drei bis vier Offizieren gebildet, der die Aufgabe erhielt, den Stellungsbau,
die Feuerpläne für die infanteristische Abwehr und die Förderung der Waffenausbildung
zu überwachen.
Vom 24.-28.5. besichtigte
der Herr Befehlshaber Verteidigungsanlagen an der Westküste Nordjütlands und nahm
an einem Scharfschießen mehrerer Küstenbatterien teil.
Es erwies sich
als notwendig, für weitere Gebiete Dänemarks besondere Maßnahmen zur Personenüberwachung
durchzuführen. Die dänische Regierung entsprach den an sie gestellten Ersuchen.
Bericht an das Auswärtige
Amt in Berlin, 24. März 1943
Wahlkampf und Wahltag
– an dem sogar deutsche Soldaten nicht auf die Straße gehen durften – verliefen
völlig ruhig. Die Zusammensetzung des Reichstags blieb unverändert, was eine Bestätigung
der Regierung bedeutet, mit welcher der Reichsbevollmächtigte seit fünf Monaten
reibungslos zusammengearbeitet hat. Die dänischen Nationalsozialisten bleiben bei
ihren drei Mandaten stehen, wodurch die Haltung des Reichsbevollmächtigten gegenüber
dieser Gruppe gerechtfertigt wurde. Und ›Dansk Samling‹ erhielt auch nur drei Mandate,
was bestimmt nicht als deutschfeindliche Demonstration des dänischen Volkes zu bewerten
ist. Dieses hat zu 96 Prozent für die Regierung Scavenius und damit für die von
ihr und dem Reichsbevollmächtigten gemachte Politik gestimmt.
Die Mauer des Schweigens
Über dem Horizont im Osten hat sich
ein pechschwarzer Vorhang geschlossen. Hinter der Kulisse grollt ein dröhnender
Donner, Lichtblitze verwandeln Bäume und Windräder in Schattenrisse, und in der
Ferne rauscht der Regen wie brausender Applaus über die Landschaft. Die Frontscheibe
von Swensens Polo ist bereits getrocknet, die Scheibenwischer beginnen zu quietschen.
Der Hauptkommissar stellt sie ab, das große Theater ist vorbeigezogen. Er hat die
Fahrt durch das Unwetter in einer Art Trancezustand erlebt. Sein Wagen wurde immer
wieder von dem fliehenden Getöse der auseinanderdriftenden Luft eingeholt, die über
ihm mehrmals krachend die Schallmauer durchbrach. Die Akkorde des Tumults oszillierten
durch den Raum seiner Gedanken.
Die Nachricht,
an einen Tatort zu müssen, an dem er ein Gewaltopfer vorfinden wird, ist selbst
nach vielen Berufsjahren immer wieder eine Herausforderung für ihn. In solchen Momenten
kommt es vor, dass Swensen mit sich und seinem Glauben hadert. Wird die buddhistische
Lehre ihn jemals dazu bringen, in allen Lebenslagen völlig gelassen im Hier und
Jetzt zu sein? Damals, als er dem kleinen, hutzligen Tibetermönch in seiner orangefarbenen
Leinenrobe das erste Mal begegnet war, hatte Swensen in tiefster Überzeugung geglaubt,
sein Aufenthalt in dem Schweizer Kloster würde ihn im Handumdrehen zu einem anderen
Menschen machen.
»Es gibt
eine frohe Botschaft. Im Grunde sind wir von Natur aus Buddha und von Natur aus
gut.«
Meister
Rinpoche spricht zu seinen neuen Schülern. Es ist das Jahr 1970, unter den Neuankömmlingen
im Schweizer Tsurphu Tempel befindet sich der junge Jan Swensen mit einem abgebrochenen
Philosophiestudium im Gepäck, der aus dem politischen Wirrwarr an der Hamburger
Universität geflohen ist und nach dem Sinn des Lebens sucht.
»Der Buddha
ist in uns, er ist ganz von selbst in uns. Das gilt für euch alle, ohne Ausnahme,
und ihr braucht dafür keine analytischen Studien zu betreiben. Wir Buddhisten nennen
das die Buddha-Natur oder auch Bodhichitta, das Herz des Buddha. Es ist ein Herz
von ungeheurer Kraft, es hat großes Selbstvertrauen, ist deshalb ein furchtloses
Herz und es ist höchst wissbegierig.«
Ein furchtloses
Herz, denkt Swensen ernüchtert, ich bin vermutlich die Ausnahme von der Regel.
Entfernt
tönt eine schrille Sirene, ein Blaulicht flimmert durch die Blätter der Bäume, kommt
näher, leuchtet dem Hauptkommissar über die Schulter und zieht im rasanten Tempo
am Seitenfenster seines Polos vorbei. Die Lichtstreifen kreisen, einem Leuchtturm
gleich, durch die Dunkelheit, lassen den Asphalt immer wieder blau aufglänzen.
Das ist
das Meer des Hier und Jetzt, Herr Kommissar! Folge mir! Ich weiß alles über das
Leiden in der Welt!
Der fährt
zum Tatort, stellt Swensen beiläufig fest und tritt
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