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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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er
ungläubig den Kopf.
    »Lasst uns
anfangen, Kollegen«, sagt Colditz und ergänzt nach einem Blick von Silvia Haman,
»und Kollegin.«
    Der Stimmenpegel
ebbt ab.
    »Ein Name
für die SOKO? Hat jemand einen Vorschlag«, fragt Colditz nach einer Pause in den
Raum.
    »SOKO Hai!«,
sagt Swensen und hat damit sämtliche Blicke auf sich gerichtet.
    »SOKO Hai?
Das meinst du nicht ernst, oder?« Colditz’ Stimme ist anzumerken, dass er es mehr
für einen Scherz hält.
    »Doch! Ich
meine das ernst«, bleibt Swensen hartnäckig. »Das Gasthaus an der Themse, dieser
Edgar Wallace Film, darin gibt es einen Harpunenmörder, und Scotland Yard gibt ihm
den Namen ›der Hai‹.«
    »Du meinst
es nicht ernst. Ich seh’s dir doch an«, grinst Colditz. »Aber warum eigentlich nicht.
SOKO Hai klingt gar nicht schlecht. Damit haben wir das Interesse der Presse auf
unserer Seite.«
    »Und Heinz
Püchel!«, wirft Mielke scharfzüngig ein. »Ich stelle mir gerade sein Gesicht vor,
wenn er den Namen Staatsanwalt Rebinger verklickern darf.«
     
    *
     
    Ein Blick nach
dem Aufstehen heute Morgen aus dem Fenster: »Regen!« Na, das kann ja eine nette
ungemütliche Sache werden beim Besuch unseres Führers, denkt man unwillkürlich.
Und man hatte sich doch das allerbeste Wetter gewünscht. Ein alter Fahrensmann meinte
bedächtig auf die Frage: – »Ick glöw, dat dat Wedder noch gud ward, de Wolken fangt
an to trecken, un een lüttje Wind mehr, denn fangt de Sonn noch an to lachen!« –
Wir wollen ja gerne dem Alten glauben, aber … vorläufig um 7½ Uhr regnet es immer
noch in einer Tour.
    Doch nun beginnt
ein emsiges Kommen auf der Straße, von allen Seiten strömen das Jungvolk, H-Jugend,
BDM heran, um sich auf dem Marktplatz zu sammeln: Gestern Abend erfolgte durch verschiedene
Sprechchöre der Hitler-Jugend und vom Jungvolk in markigem Chor die Aufforderung
heute Morgen um 7.50 Uhr sich auf den Marktplatz zu stellen.
     
    Maria Teske muss sich anstrengen.
Das Schriftnegativ auf dem Lesegerät ist nur zu entziffern, wenn sie mit ihrer Nase
fast am Bildschirm klebt. Das Kreisarchiv Nordfriesland befindet sich in einem Seitenflügel
des Schlossgebäudes. Es ist ein katakombenartiger Raum mit Säulen und einer gewölbten
Decke. Eine Mitarbeiterin hat der Journalistin einen Arbeitsplatz vor dem Fenster
zum Schlosspark zugewiesen. Maria Teske ist den Archiv-Verwalterinnen nicht unbekannt,
ihre Recherchen führen sie regelmäßig hierher. Doch heute ist sie eigentlich privat
hier, aus reiner Neugier auf ihre geheimnisvolle Familiengeschichte. Sie hat sich
eine Microfilm-Spule der Zeitungsjahrgänge Mai 1935 bis Januar 1936 in das Canon-Lesegerät
einlegen lassen, ein klobiges Wunderwerk der Technik, das besser im Deutschen Museum
stehen sollte. Mit einem Drehknopf an der Bedienungstastatur ist die Journalistin,
nach mehreren Kontrollstopps, zu dem gewünschten Datum gekommen, dem Führerbesuch
in Husum. Mit einem Seitenhebel am Gerät wird die Zeitungsseite in Originalgröße
hoch und runter geschoben. Donnerstag, der 29. August 1935. Der Aufmacher: Der Führer
in Husum. Darunter: Ein großer Tag für die Stadt – Adolf Hitler fährt über den Damm
nach Nordstrand – Weiterfahrt zur Einweihung des Adolf-Hitler-Kooges bei Marne.
    Neugierig
hat sich Maria Teske in den Artikel vertieft. Die Sprache ihrer Berufskollegen,
die aus der Vergangenheit zu ihr spricht, lässt unangenehme Gefühle aufsteigen,
hat aber gleichzeitig eine merkwürdige Faszination.
     
    Kurz vor 9 Uhr! Eine Schar der
Hitlerjugend eilt noch in jagendem Lauf vorbei, wahrscheinlich um eine fehlende
Lücke irgendwo zu schließen. Vereinzelt suchen sich noch Autos einen Weg hinter
der Postenkette zu bahnen und schieben sich langsam und vorsichtig durch die sich
stauenden Menschenmassen. Ein wundervoller Anblick, von der Ecke der Großstraße
bis weit in die Norderstraße hin, die Straßenmitte frei und rechts und links die
Menschenmassen. Auch auf der Neustadt das dichtgedrängte Bild der Menschen. Die
Hakenkreuzfahnen flattern leise im Winde und dunkle Regenwolken geben immer wieder
nur für Augenblicke die Sonne frei.
    10 Uhr vormittags! Die Minuten scheinen unendlich langsam vorzukriechen, immer wieder
folgt ein prüfender Blick nach der Kirchturmsuhr und dann ein vergleichender mit
dem Chronometer. Dann geht es auf einmal wie ein Ruck durch die Menschenmassen:
»Der Führer kommt«
     
    *
     
    Kurz vor ½11
Uhr kam der braune Wagen des SA-Gruppenführers Meyer-Quade in

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