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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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um einen Pfeil, der aus einer Harpune abgeschossen wurde. Der Mann ist im
Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen.«
    »Die Mitarbeiter
der SOKO Hai stehen vor einem Rätsel«, ergänzt Colditz. »Keiner der ermittelnden
Beamten hat jemals mit einer solchen Mordwaffe zu tun gehabt. Wir vermuten, dass
die Harpune kein Gerät mit einem traditionellen Gummizug-System ist. Die Wucht des
Metallspeers hat ohne Mühe zwei Rippenknochen durchschlagen. Wir gehen von einer
Druckluft- oder Gasdruckharpune aus, die von Sporttauchern meistens bei Haien und
anderen Großraubfischen eingesetzt wird.«
    »Ist das
der Grund, dass es zu dieser pietätlosen Bezeichnung ihrer Einsatztruppe gekommen
ist?«, fragt einer der Uniformträger in der ersten Reihe mit markiger Stimme.
    »Es geht
hier um Wichtigeres, als um den Namen der SOKO, meine Damen und Herren«, beschwichtigt
der Staatsanwalt. »Auch wenn den Kollegen von der Exekutive vielleicht ein wenig
die Fantasie durchgegangen ist. Wir sollten uns den ernsten Dingen zuwenden!«
    Der Uniformträger
erhebt sich vom Stuhl, er schaut wie ein hungriger Hund zum Podium und scheint auf
die Situation gut vorbereitet.
    »Einer der
Hinterbliebenen ist Fregattenkapitän Kreuzhausen. Er war lange Jahre eine Führungspersönlichkeit
in einer hervorragenden Kampfeinheit. Seinem Stand gebührt Respekt. Wir behalten
uns eine eventuelle Beschwerde gegen diese undifferenzierte Namensgebung vor.«
    »Sind Sie
nur deshalb auf die Pressekonferenz gekommen?«, fragt Rebinger und trommelt nervös
mit den Fingern auf dem Tisch.
    »Ich bin
Presseoffizier der Bundeswehr!«
    »Ich bin
erstaunt, wie empfindlich man heutzutage bei der Bundeswehr ist.« Das breite Grinsen
des Staatsanwalts gerät zur Grimasse, seine Stimme geht um eine Oktave hoch. »Wir
haben keine Zeit für solche Banalitäten! Es geht hier um schnelle Aufklärung eines
schrecklichen Verbrechens! Deswegen möchte ich jetzt weitermachen. Also, es gibt
keine Augenzeugen der Tat, es gibt keine Spuren am Tatort. Wir sind in einer Situation,
in der wir ganz besonders auf die Mitarbeit der Bevölkerung angewiesen sind. Deshalb
der Name SOKO Hai. Wir hoffen dadurch die nötige Aufmerksamkeit zu erregen, um eventuelle
Zeugen zu erreichen. Nicht der Name, nur das Ergebnis zählt!«
    »Ich kann
nicht glauben, dass Sie das wirklich denken!« Der Presseoffizier steht immer noch.
»Ich sage Ihnen schon einmal die Schlagzeile in den morgigen Zeitungsausgaben: Der
Hai-Mörder von Hoyerswort!«
    Gar nicht
so schlecht, Herr Specht, denkt Maria Teske, danke für den ausgezeichneten Tipp.
     
    *
     
    Jan Swensen spürt ein leichtes Schwindelgefühl.
Er hält sich kurz an der Wagentür fest, bevor er sie schließt. Ein unangenehmer
Druck im Hinterkopf sagt ihm, dass sein Blutdruck zu niedrig sein könnte. Er atmet
mehrmals tief durch und gibt der Hitze im Wagen die Schuld daran. Silvia Haman ist
bereits losgegangen, ist an der Baumreihe am Rand des Weihers vorbei, der mit grüner
Entengrütze überzogen ist. Die Hauptkommissarin stapft zielstrebig über den knirschenden
Kiesweg auf das große Reetdachgebäude zu. Swensen legt einen kurzen Spurt ein, um
aufzuschließen. Der Leutnantshof wirkt auf ihn ganz anders, als er ihn von der Einbruchsermittlung
in Erinnerung behalten hat. Silvia drückt auf den Klingelknopf, als er gerade die
Haustür erreicht. Ein lautes ›Ding-Dong‹ erklingt. Selbst nach dem zweiten Versuch
rührt sich nichts im Inneren.
    »Niemand
da?«
    »Glaub ich
nicht«, knurrt die Kriminalistin. »Irgendwo schabt was! Hör doch mal!«
    Sie eilt
in Richtung Geräusch weiter, das sie hinter das Gebäude leitet. Manchmal geht Swensen
die direkte Ermittlungsart von Silvia, die ohne nach links und rechts zu schauen
losrennt, gehörig auf die Nerven. Doch bevor er etwas Abfälliges sagen kann, spricht
die Stimme von Meister Rinpoche.
    »Beginne
mit dem, was gerade ansteht. Einfach das! Das!« Er bleibt der davonziehenden Kollegin
auf den Fersen. »Du solltest immer das Gefühl haben, dass die Sache, um die du dich
kümmerst, locker bleibt. Nichts haftet an ihr. Wenn du loslässt, ist alles weg.
Dann kommt die Situation zu dir zurück. Sie kommt zu dir und du gehst darauf zu.
Eine sehr aufregende Erfahrung, ein gewaltiges Gefühl von Raum.«
    Auch im
Hinterhof ist kein Mensch zu sehen. Das schabende Geräusch dringt aus dem offenen
Fenster eines Stallgebäudes. Sie marschieren beide darauf zu, und die Kriminalistin
steigt auf eine dicke Steinplatte, die

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