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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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auch nicht, wenn wir uns mal einen hinter
die Binde kippen, verstanden!«

Dänemark 1943
     
    Ich fordere alle
Dänen auf, sich auf die persönliche Verantwortung für den Verlauf des Krieges zu
besinnen. Nur ein Tropfen im Ozean, sagten diejenigen, die an dem Nutzen eines dänischen
Widerstands zweifeln. Jawohl, aber der Ozean besteht aus Tropfen.«
     
    Morgens Fog, Mitbegründer der Frit Danmark
     
    Lernen Sie ein Maschinengewehr
zu bedienen. Es ist der Wille Christi, dass man Witwen und Waisen helfen soll, und
das kann man u.a. dadurch tun, dass man auf die Räuber schießt, die sie überfallen
wollen. Umgekehrt ist es kein Christentum, andere den Verteidigungskampf und die
Qual auf sich nehmen zu lassen, wenn man selbst nur da sitzt und sich Nirwana-Vorstellungen
hingibt. Das ist Opium und Lasterhaftigkeit. Seien Sie jetzt ein Christ und lernen
Sie im Namen Jesu zu töten.
     
    Kaj Munk, Pfarrer
und Widerständler
     
     
    Die Flamme tanzt auf dem Docht der
Kerze, wirft einen trüben Schein über die vergilbten Seiten des Heftchens, das Aase
dicht an ihre Augen hält. Sie muss sich anstrengen, um aus den kleinen Buchstaben
Worte und Sätze zu bilden. Das flackernde Licht scheint sie in steter Bewegung zu
halten.
    »Sie werden
Bürgermeister bleiben«, sagt Lanser. »So wird es keine Schwierigkeiten mit den Leuten
geben.«
    Immer wenn
Aase den Namen des Oberst liest, erscheint eine bekannte Gestalt in ihrer Vorstellung,
der große blonde Mann aus dem Laden von Herrn Rosen. Der Oberst schaut den Bürgermeister
Orden an. Das ist der gute Mensch in der Geschichte und hat natürlich Ähnlichkeit
mit dem Vater. Der Oberst erwartet eine Antwort.
    »Herr Oberst,
ich gehöre zu diesem Volk. Aber ich kann Ihnen nicht sagen, was es tun wird.« Der
Oberst verzieht sein Gesicht. Aase ist sich sicher, ihm scheint die Antwort nicht
zu gefallen. »Das Volk hat mich in freier Wahl zum Bürgermeister gemacht, hat mich
zu ihrem Oberhaupt gemacht. Wenn das Volk glaubt, ich würde mit Ihnen gemeinsame
Sache machen, kann es mich wieder zu einem Nichts machen.«
    »Es ist
Ihre Pflicht, Ihr Volk vor Bösem zu bewahren«, schreit Oberst Lansers markige Stimme
in Aases Kopf, während sie den Text liest. »Wenn es rebelliert, begibt es sich in
große Gefahr. Wir brauchen die Kohle, die sich in diesem Land befindet. Deshalb
sind wir gekommen, um sie uns zu nehmen, so oder so. Sie müssen das Volk schützen,
Herr Bürgermeister, Sie müssen Ihrem Volk sagen, dass es weiterhin die Arbeit tun
muss.«
    Aase stockt
der Atem. Was jetzt? Was wird der Bürgermeister antworten?
    »Die Menschen
in meinem Volk lieben es nicht, wenn andere für sie denken, Herr Oberst. Vielleicht
sind sie anders als Ihr Volk.«
    Aase bewundert
den Bürgermeister und ist etwas erleichtert, dass in diesem Augenblick der Diener
Joseph eintritt und vorgebeugt stehen bleibt. Doch die Situation scheint sich weiter
zuzuspitzen. In den Hinterhof des Gebäudes sind Soldaten eingerückt, meldet der
Diener, und sie haben Ärger bei der Köchin Annie ausgelöst.
    »Was ist
los mit Annie, Joseph?«, erkundigt sich der Bürgermeister und macht ein Gesicht
wie der Vater, wenn irgendetwas mit der Mutter von Aase ist.
    »Annie ist
wütend, Exzellenz«, meldet Joseph, »sie möchte die Soldaten im Hinterhof nicht.
Sie schauen durch die Tür in ihre Küche. Das hasst Annie!«
    »Bereiten
sie irgendwelche Unannehmlichkeiten?« Der Oberst lächelt überlegen. Aase kann sich
den Mann plötzlich leibhaftig vorstellen, wie er direkt neben ihrem Bett steht.
In seinem kantigen Gesicht lauert Heimtücke. »Die Männer führen meine Befehle aus!
Sie tun nur ihre Pflicht! Sagen Sie das der Frau«, befiehlt er laut.
    Aase blättert
die Seite um. Es dauert eine Sekunde, dann schickt der Bürgermeister Joseph hinaus,
um die aufgebrachte Köchin zu beruhigen.
    »Noch etwas,
Euer Exzellenz«, sagt Oberst Lanser, »mein Stab wird hier wohnen!«
    »Das Haus
ist klein, nicht komfortabel für Ihre Leute, Herr Oberst.«
    »Es ist
unser Wunsch. Unsere Erfahrung hat uns gezeigt, dass es die Leute beruhigt, wenn
der Stab im Haus der lokalen Obrigkeit einquartiert ist.«
    »Dem Volk
wird so etwas nicht gefallen«, appelliert Bürgermeister Orden, und das findet Aase
auch.
    »Das Volk!
Immer das Volk«, tobt der Oberst und stampft mit dem Stiefel auf. »Das Volk ist
entwaffnet. Das Volk hat nichts zu sagen!«
    »Sie schüttet
kochendes Wasser«, meldet Joseph, der außer Atem von draußen hereinkommt.

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