Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)
Gestalt auf einer smaragdgrünen
Riesenwelle zeigt.
»Nicht persönlich,
wenn Sie mich schon so höflich fragen«, antwortet Swensen und hält seinen Dienstausweis
hoch. »Ich möchte aber wissen, ob Sie diesen Herrn kennen, persönlich kennen?«
»Er ist
mir ein paar Mal über den Weg gelaufen.«
»Wann und
wo?«
»Weshalb
wollen Sie das überhaupt wissen?«
»Weil wir
im Mordfall Oleander Eschenberg ermitteln. Und Sie sind bestimmt Moritz Krüger,
sein Geschäftspartner.«
Der Mann
nickt stumm, erstarrt in seiner Bewegung und versucht dem eindringlichen Blick von
Jan Swensen auszuweichen.
»Wann haben
Sie Herrn Eschenberg zuletzt gesehen?«
Der Mann
zuckt mit den Schultern.
»Können
Sie nicht sprechen oder wollen Sie nichts sagen?«
»Ich bin
kein Holzklotz, Mann!«, platzt es aus ihm heraus. »Ich … ich bin einfach viel zu
sehr geschockt. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass Ole wirklich tot ist.«
»Sie haben
unser Mitgefühl«, sagt Swensen, »aber bitte beantworten Sie die Frage. Wann haben
Sie ihn zuletzt gesehen?«
»Vor drei,
vier Tagen! Drei Tagen, er wollte auf die Geburtstagsfeier seines Großvaters.«
»Wie lange
kannten Sie Herrn Eschenberg?«
»Wie lange?
Das muss … ich denke seit 98 … ja genau, da traf ich Ole und Niels das erste Mal
auf Maui. Sie versuchten gerade, sich von einem Drachen auf dem Brett ziehen zu
lassen, fingen damit an, Slalom zu surfen und Kurven zu fahren.«
»Und dabei
haben Sie ihn näher kennengelernt?«
»Ja, ich
half den beiden bei ihren Schleppaktionen. Wenn das Segel ins Wasser gefallen war,
musste ich es an Bord meines Bootes holen. Ich hab’s dann vom Wasser befreit, damit
erneut gestartet werden konnte. Wir verbrachten Stunden mit dieser Plackerei, alles
nur für wenige Minuten Fahrt. Aber interessiert Sie das überhaupt?«
»Doch, doch,
alles, was wir über Herrn Eschenberg erfahren, kann uns weiterbringen.«
»Wie gesagt,
es war eine Riesenplackerei! Im Laufe der Tage begann die beiden das ewig gleiche
Prozedere zu nerven. Deshalb wurden sie sofort hellhörig, als ich ihnen erzählte,
dass ich mich bereits seit einigen Jahren mit Drachenbau beschäftige. Ich hatte
eine kleine Werkstatt hier in Flensburg, baute für Boote und Strandbuggys aufblasbare
Drachen, die sich im Wind wieder allein aufrichten ließen. Ich besaß ein Patent
dafür, aber die Drachen liefen schlecht. Zu dem Zeitpunkt hatte ich keine 30 Stück
verkauft und dachte ernsthaft darüber nach, die Sache hinzuschmeißen. Ole und Niels
waren völlig aus dem Häuschen. Sie wollten, dass ich in Deutschland mehrere Drachen
für sie anfertigte.«
»Und wie
haben Sie mit Herrn Eschenberg das Geschäft hier eröffnet?«
»Erst viel
später. Ole ist extra nach Flensburg gekommen, damit ich meine Segel vorführe. Sie
haben nicht überzeugt. Aber er sagte mir, die Drachen sind zu schade, um damit Boote
zu ziehen. Die Segel sollten Surfbretter durchs Wasser ziehen. Wir haben dann intern
ein Geschäftsmodell entwickelt und mit meinem Patent in der Hinterhand den Laden
gemietet.«
»Und was
meinen Sie mit intern, Herr Krüger?«, fragt Swensen und bemerkt, wie er sein Gegenüber
damit verunsichert. Er hält ungerührt den Blickkontakt.
Ȁh, wir
… haben das … also, diesen Vertrag für einen gemeinsamen Laden … den haben wir eben
nur zu zweit durchgezogen«, gesteht der Mann nach einigem Zögern. »Niels sollte
davon keinen Wind bekommen. Das wollte Ole so.«
»Und haben
Sie eine Idee, warum Herr Eschenberg seinen alten Kumpel ausgebootet hat?«
»Nein, das
hat er mir nicht verraten, und ich hab auch nicht nachgefragt. Ich dachte nur an
die Kohle, die wir damit machen könnten.«
»Und Sie
konnten mit gutem Gewissen damit leben, nicht wahr?«
»Ich hatte
schließlich das Patent eingebracht und die Werkstatt. Wir haben das Anfangskapital
für den Laden besorgt. Für drei Leute hätte der Laden nicht genug abgeworfen, nicht
in der Anfangszeit. Außerdem kannte ich Niels doch kaum.«
»Aber trotzdem
nicht die feine englische Art, oder?«, bohrt Swensen weiter.
»Bei Geld
hört Freundschaft auf. Ich hatte schon genug Ärger mit Ole.«
»Wieso das?«
»Ole hat
… also, auf seine Versprechungen konnte man sich nicht verlassen. Unsere Raten für
den Kredit, den Ole zusätzlich für den Laden aufgenommen hat, wurden häufig erst
auf den letzten Drücker bezahlt.«
»Das Konto
von Herrn Eschenberg wurde überprüft. Er war mit über 2.000 Euro in den Miesen.
Woher hatte er das
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