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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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»Annie
ist schrecklich wütend.«
    »Ihre Dienstboten
tanzen Ihnen auf der Nase herum, Exzellenz!«, stellt Oberst Lanser erbost fest.
    »Annie ist
eine gute Köchin, wenn sie zufrieden ist«, entgegnet der Bürgermeister. Aase fühlt
sich plötzlich wie Annie, will dass die Soldaten verschwinden.
    »Bändigen
Sie ihre Köchin, Exzellenz!«
    »Das kann
ich nicht«, erklärt Bürgermeister Orden, »sie wird kündigen.«
    »Sie ist
für unsere Ernährung da! Sie kann nicht kündigen!«
    »Dann wird
sie kochendes Wasser schütten.«
    Sie wird
kochendes Wasser schütten, es sind die Feinde Dänemarks, denkt Aase und liest weiter,
wie ein Soldat in den Raum stürmt und meldet: »Soll ich diese Frau verhaften, Herr
Oberst?«
    Das kantige
Gesicht von Lanser ist jetzt bestimmt noch kantiger geworden, freut Aase sich, als
sie völlig erstaunt die Antwort vom Oberst liest:
    »Lasst die
Frau los und verlasst den Hinterhof.«
    »Zu Befehl,
Herr Oberst!«
    »Ich könnte
sie einsperren lassen, Exzellenz. Ich könnte sie sogar erschießen lassen!«
    »Dann hätten
wir keine Köchin!«
     
    Die Tür wird aufgerissen.
    »Was ist
hier los? Du schläfst gar nicht? Mach auf der Stelle die Kerze aus, Aase!«
    Das Licht,
das durch die offene Küchentür in den Schlafraum flutet, blendet das Mädchen. Mit
zugekniffenen Augen hält sie das Büchlein in der Hand und blickt erschrocken auf
den Umriss der Mutter, die drohend im Türrahmen steht.
    »Was hast
du da für ein Heftchen?«, schimpft sie, kommt mit Riesenschritten auf ihr Bett zu,
reißt ihr das dünne Heft aus der Hand und liest den Titel mit lauter Stimme: »Der
Mond ging unter? John Steinbeck? Wer ist das? Woher hast du das?«
    »Von … das
hat … unser Lehrer hat uns das zum Lesen gegeben«, lügt Aase und ist froh, dass
die Mutter ihren glühenden Kopf nicht sehen kann. »Das ist ein berühmter amerikanischer
Dichter.«
    »Ist mir
egal, wie berühmt der ist. Das bekommst du erst morgen wieder«, knurrt die Mutter.
»Und jetzt machst du sofort die Augen zu, verstanden!«
    Sie löscht
die Kerze mit ihren angefeuchteten Fingern. Als sie die Tür hinter sich schließt,
wird es dunkel im Raum, nur noch diffuse Lichtstreifen dringen durch die Ritzen
der Bretter, in denen der Staub im Tanz wirbelt. Das Mädchen zieht die Decke bis
unter die Nase, hört auf den Wind, der leise um die Baracke pfeift. Ihr Bruder tritt
hinter einem Baum hervor und kommt aus dem kleinen Wäldchen auf sie zu. Er hatte
ihr gesagt, dass sie auf ihn warten soll, hier am kleinen See vor dem Waldrand.
Aase hat ihn nicht gehört. Sie muss bei Gott schwören, niemandem, auch den Eltern
nicht, von ihrem Treffen zu erzählen.
    »Wenn du
etwas sagst, ist das sehr gefährlich für mich«, warnt der Bruder. »Du willst doch
nicht, dass mir etwas passiert, oder?«
    Aase schüttelt
ganz doll ihren Kopf, hält sich an seinem Arm fest und bettelt: »Kommst du jetzt
wieder mit nach Hause, Malthe?«
    »Das geht
nicht, Aase. Mutter und Vater haben dir doch bestimmt erzählt, dass ich bei Freunden
in der Stadt wohne und wir Dänemark helfen, dass die Deutschen wieder weggehen.«
    »Und wie
macht ihr das, Malthe?«
    »Damit!«,
antwortet der Bruder und zieht lächelnd ein dünnes Heftchen aus der Jackentasche.
Er streicht Aase kurz mit der Hand übers Haar und drückt ihr das Heft in die Hand.
»Das ist ein Roman, den hab ich für dich gemacht. Meine Freunde haben eine kleine
Maschine, da kann man ganz viele solcher Romane und Zeitungen drucken.«
    »Drucken?
Wie geht das, Malthe?«
    »Mit einer
Matrize. Die kann man mit einer Schreibmaschine beschreiben, in unsere Maschine
spannen und damit drucken. Und dann drucken wir viele, viele von diesen Heften,
damit alle Dänen den Roman lesen können, wie du jetzt auch.«
    »Und warum
darf das keiner wissen? Nicht mal Mutter und Vater?«
    »Weil die
Deutschen es verboten haben!«
    »Und deswegen
wollen sie dich fangen?«
    »Ja, und
genau deshalb darfst du auch nichts sagen!«
     
    Aases Augen werden schwer, die Gestalt
ihres Bruders verschwimmt. Die Müdigkeit zieht sie hinab in einen Halbschlaf voller
neuer Traumbilder. Sie kommt von der Baustelle, hat ihrem Vater das Abendessen gebracht.
Er kann nicht nach Haus kommen, weil die Deutschen wollen, dass bis in die Nacht
Beton gegossen wird. Aase und ihre Freundin Damaris radeln wie immer übermütig um
die Wette. Wer ist als Erste wieder in der Siedlung! Die Mädchen sausen nebeneinander
über den dämmrigen Waldweg, da weckt ein

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