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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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auf
die Deutsche Wehrmacht beendet sind.
    Ich erwarte, dass
die Regierungsmitglieder sich jeder gegen das Deutsche Reich gerichteten Handlungen
enthalten.
    gez. Von Hanneken
     
    »Endlich Freunde! Dänemark hat endlich
NEIN zu den Deutschen gesagt«, ruft Holger Nan mit beschwörender Stimme in den Raum.
Die Männer haben sich im hinteren Raum der Buchhandlung in Thisted versammelt und
sitzen um einen Tisch herum. Holger Nan ist der Anführer von ›Widerstand Niels Ebbesen‹,
kurz WNE. Die versammelte Schar, unter ihnen auch Malthe Stræde, hat sich gemeinsam
diesen Namen ausgesucht. Niels Ebbesen ist als dänischer Wilhelm Tell bekannt geworden.
Er hat 1340 den Grafen Gerhard von Holstein getötet und damit einen Wendepunkt in
der dänischen Geschichte herbeigeführt.
    Holger Nan
ist die neue Autorität ihrer Sabotagegruppe. Er hat eine stattliche Figur und einen
wallenden, blonden Vollbart, der dem ihres Namensgebers nicht ganz unähnlich ist.
Seine Augen sind stetig in Bewegung und wechseln urplötzlich ihren Ausdruck. Seine
Stimme ist in jedem Moment eindringlich und von überzeugender Kraft.
    »Ich bin
zutiefst davon überzeugt, dass unsere Aktionen mit zu diesem Sieg beigetragen haben.
Wir haben ihn erzwungen, diesen Abbruch der Zusammenarbeit mit den Deutschen. In
der Zeitung steht, Scavenius’ Kabinett hat sein Entlassungsgesuch eingereicht und
die Verwaltung den Beamten überlassen. Es ist natürlich klar, dass wir uns jetzt
auf scharfe Reaktionen unserer Besatzer gefasst machen müssen. Sie sprechen bereits
davon, wir Dänen hätten das Kriegsrecht zu befolgen. Aber ich frage euch, welches
Kriegsrecht, wenn es offiziell gar keinen Krieg in Dänemark gibt?«
    »Was ist
deiner Meinung nach zu tun?«, fragt Malthe Stræde und schaut Holger Nan erwartungsvoll
an.
    »Das, was
wir geplant haben! Oder seht ihr das anders?«
     
    Die Männer in der Gruppe haben nicht
viele Informationen über Holger Nan. Er ist erst vor zwei Monaten, auf eine verlässliche
Empfehlung aus Kopenhagen hin, in die WNS-Gruppe aufgenommen worden. Nach einer
Woche gegenseitigen Abtastens hatte er mit Nachdruck den Anspruch auf die Leitung
ihrer Aktionen angemeldet. Malthe Stræde kennt nur Gerüchte über ihn. Er soll eine
lange Ausbildung in England gemacht haben, und danach haben die Engländer ihn mit
dem Fallschirm über Dänemark abgesetzt. Schon am ersten Tag, als er in ihre Gruppe
kam, hatte er eine Tasche dabei, voll mit Zündschnüren, Sprengkapseln, verschiedenen
Bomben und Sprengmaterial. Er hatte alles auf dem Tisch ausgebreitet und sofort
mit dem Unterricht angefangen.
    »Das ist
ein Plastiksprengstoff vom Typ P 808, und in dieser Metallbüchse sind 1.250 Gramm
feste, gelbe Masse. Das ist eine englische Thermitbrandbombe mit Bleistiftzünder.«
    Alle Männer
aus der Gruppe hatten Decknamen bekommen, gefälschte Papiere und Pistolen und waren
in deren Gebrauch unterwiesen worden.
     
    »Unsere letzte Aktion auf dem Fabriksgelände
für Rundfunkgeräte ist leider fehlgeschlagen«, fährt Holger Nan fort, nachdem aus
der Gruppe kein Widerwort zu der bisherigen Taktik gekommen ist. »Wir wissen, dass
der Direktor Nazi ist. Der produziert weiterhin ungehindert Störsender und Rundfunkzubehör
für die Deutsche Wehrmacht. Ich bin unseren alten Plan noch einmal genau durchgegangen
und hab die Schwachstellen ausgemerzt. Wenn ihr euch alle akribisch an meine Instruktionen
haltet, werden wir die Sache diesmal auch hinbekommen, das verspreche ich euch!«
    Malthe Stræde
wird jedesmal unruhig, bevor eine Aktion endlich beginnen kann. Er spürt seinen
verspannten Nacken, das Herz schlägt schneller, im Blut ist bereits Adrenalin ausgeschüttet,
aber der Körper ist noch nicht in Bewegung.
    Sabotage
ist kein Terror, versucht er sich innerlich zu rechtfertigen, auch wenn die Deutschen
uns als Terroristen brandmarken.
    Doch manchmal
mischt sich ein Zweifel in seine Entschlossenheit. Einige langjährige Mitglieder
haben die Gruppe nach dem Eintritt von Holger Nan verlassen, beharrten vehement
auf dem fünften Gebot: Du sollst nicht töten. Malthe findet es qualvoll, sich immer
wieder mit den Grundsatzfragen des Daseins herumschlagen zu müssen.
    Nur die
Schwachen brauchen Gesetze. Danach können sie sich richten. Man erklärt sie ihnen,
muss ihnen bei Befolgung Belohnung versprechen oder bei Nichtbefolgung Strafe androhen,
damit sie nicht ziellos durchs Leben irren. Aber der Starke braucht das nicht. Er
kann sich seine Gesetze selbst

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