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Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Titel: Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nink
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gehalten, aber nach einigen Tagen dämmerte O’Shady, dass die Beziehung zwischen Mensch und Pinguin viel tiefer gehen konnte, als es Forschungen bislang vermuten ließen. Es hatte ihn allerdings etliche Tage gekostet, bevor ihm beim Anblick des für ihn herausgewürgten Fischmansches nicht mehr schlagartig übel wurde. Seine neuen Eltern hatten sehr schnell realisiert, dass ihr Zögling keinen Schnabel besaß, mit dem er sein vorverdautes Fressen aus ihren Hälsen holen konnte, also spuckten sie es ihm vor die Füße. Zum Glück ließen sich die Tiere täuschen, wenn es um die Aufnahme der Nahrung ging: O’Shady tat bloß so, als esse er brav seinen Teller leer. Das gelang ihm allerdings nur, weil er die Pinguine mit den Kapern ablenkte, die er ihnen gewissermaßen als Gegengeschenk reichte. O’Shady aß sie selbst liebend gern zu Fischgerichten, und offenbar schmeckten sie auch den Vögeln, jedenfalls fielen die Pinguine augenblicklich über sie her. Während sie die Kapern pickten, ließ O’Shady den Fischmansch schnell hinter einem Eisbrocken verschwinden, so einfach war das.
    Leider waren Kaiserpinguine nicht dumm. Jedenfalls nicht dumm genug, um Konserven-Makkaroni für Kapern zu halten. Die Tiere standen im Halbkreis um den Wissenschaftler und schauten ihn durchdringend an. Wenn O’Shady auf dem Boden saß, war er kleiner als seine Eltern und musste zu ihnen hinaufblicken. Der größte der Kaiserpinguine watschelte jetzt zwei kleine Schritte auf ihn zu. Sein weißer Bauch wölbte sich von unten nach oben, wie eine kleine Welle, dann beugte er sich nach vorne, und schon lag ein neuer Abendessengang, zum Verzehr bereit, vor O’Shady. Nun gut, dachte er, Forschung ist Forschung. Er wollte gerade einen Happs probieren, als er aus den Augenwinkeln einen dunklen Punkt auf dem gleißenden Eis bemerkte. O’Shady kniff die Augen zusammen. Er täuschte sich nicht: Da draußen in der Eiswüste stand tatsächlich ein Mensch.
    Ein Mensch, der gerade einen Fußball in seine Richtung trat.

14
    (Immer noch in der Antarktis. Drei oder vier Tage zuvor.)
    Da stand er also auf dem Eis, stand da und wusste nicht wohin. Sie waren überall, und er durfte ihnen nicht zu nahe treten, das betonten die Wissenschaftler an Bord immer wieder. Abstand wahren! Nicht stören! Nicht hektisch bewegen! Siebeneisen machte einen vorsichtigen Schritt zur Seite, aber natürlich hockten, lagen, standen und kackten auch dort Pinguine. Auf der anderen Seite ebenfalls. Vorne auch. Hinter ihm genauso. Wie bitteschön sollte man mitten zwischen zigtausenden Pinguinen einen Zehnmeterabstand einhalten? Seine Mitreisenden konnte Siebeneisen nicht fragen, von denen war keiner in der Nähe. Der Inder war an Bord der MS Fram geblieben; der Neuseeländer ging sowieso nie an Land. Die Australierinnen waren aus dem anlandenden Schlauchboot gestürmt, als wollten sie den D-Day nachspielen. Frau Naubeck mit ihrer Gehhilfe schwankte weit hinten über den steinigen Strand; die Kreischerin stützte sie. Und die Grönländer suchten mal wieder einen Platz für ihre Flagge. Sonst war niemand zu sehen. Siebeneisen sondierte seine Lage, als ein Pinguin aus einer Gruppe ausscherte und auf ihn zuwatschelte. Er blieb vor ihm stehen, starrte auf sein linkes Bein – und hackte zu. Für einen grässlich langen Moment zog und zerrte der Pinguin am aufgenähten Logo des Expeditionshosen-Herstellers und schlug dazu wie außer sich mit seinen Stummelflügeln. Dann ließ er los, gab ein erbärmliches Krächzen von sich, drehte sich weg und bückte sich. Aus seinen hinteren Federn schoss ein langer weißer Strahl auf die Expeditionshose, die aus dem sündhaft teuren Sortiment eines Ladens in Ushuaia stammte und gerade mal fünf Tage alt war. Siebeneisen beschloss, sich augenblicklich zurück zum Schiff bringen zu lassen.
    Die Antarktis also! Das Land des ewigen Eises! Siebeneisen dachte an jenen Moment, als er am Tresen des Happy Shamrock Wipperfürths Fax gelesen hatte. Das Reiseziel Australien war ihm schon unmöglich erschienen, der Himalaja noch unwahrscheinlicher – dass er aber je in seinem Leben Richtung Südpol unterwegs sein würde: Nie hätte er sich das vorstellen können. Aber dann hatten Wipperfürth und Schatten James O’Shady ausgerechnet in einer antarktischen Forschungsstation ausfindig gemacht, und nun war Siebeneisen auf dem Weg zu ihm. Auf einem Kreuzfahrtschiff. Inklusive Vollpension. Er musste jedes Mal grinsen, wenn er daran dachte. Wenn es auch nur

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