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Donnerstags im Park - Roman

Donnerstags im Park - Roman

Titel: Donnerstags im Park - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Boyd
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Egoismus das Leben seines eigenen Kindes wie auch das von Jeanies Tochter in Gefahr gebracht.
    Ellie hatte zum Glück alles gut überstanden, achtundvierzig Stunden im Brutkasten verbracht, jedoch nie zerbrechlich gewirkt. Alex war das nicht zu verdanken.
    »Noch mal … Noch mal, Gin«, rief Ellie. Also sang Jeanie das Lied ein zweites Mal und beobachtete voller Freude, wie Ellies blonde Locken fröhlich im Takt wippten.
    Während es Chanty gelungen war, ihm zu verzeihen, und auch George – der sich zugegebenermaßen nicht allzu lange Gedanken über so etwas machte – es geschafft hatte, diese Episode zu verdrängen, konnte Jeanie das nicht. Jedes Mal, wenn sie ihn sah, erinnerte sie sich an das tränenüberströmte Gesicht ihrer Tochter in den Monaten, in denen sie sich abgemüht hatte, allein mit dem Baby zurechtzukommen, bis Alex endlich zu ihr zurückgekehrt war.
    Der Spielplatz war abgesehen von einem etwa vierjährigen Jungen und seinem Vater leer, die lachend um das Karussell herumrannten.
    »Schaukel … Schaukel … Komm.« Ellie lief, sobald sie aus ihrem Buggy heraus war, sofort zu dem Spielgerät. Jeanie wusste aus Erfahrung, dass sie dort Stunden zubringen konnte.
    Heute faszinierten sie der Junge und sein Vater, deren Späße Ellie mit strahlendem Gesicht verfolgte, jedoch noch mehr als die Schaukel. Da ließ der Junge plötzlich den blau bemalten Griff los und rannte über den federnden Boden seinem Ball nach, wobei er direkt in die Schwingbahn von Ellie geriet. Jeanie hörte den Ruf »Dylan!« im selben Moment, als sie den Sitz der Schaukel packte und ihre Enkelin zum Halten brachte, während der Junge an ihnen vorbeisauste, ohne zu ahnen, wie knapp er einer üblen Verletzung entgangen war.
    »Dylan!« Jeanie sah das leichenblasse Gesicht des Mannes, der zu dem Jungen rannte und ihn erleichtert an sich drückte, bis dieser sich aus seinen Armen wand und zu seinem Ball zurückkehrte.
    Obwohl der Mann von gedrungener Statur war, wirkten seine Bewegungen, als er sich aufrichtete, geschmeidig. Er strich sich über seine von grauen Strähnen durchzogenen, kurz geschorenen Haare.
    »Danke«, sagte er. »Vielen, vielen Dank.«
    Jeanie zuckte lächelnd mit den Achseln. »So was kann schon mal passieren.«
    »Dylan darf so was aber nicht passieren.«
    »Die Schaukel hat Ihren Sohn nicht erwischt«, versuchte sie, ihn zu beruhigen. Vermutlich kam er nicht sehr häufig auf den Spielplatz.
    Der Mann sah sie einen Moment lang verständnislos an. »Ach so … Nein, das ist nicht mein Sohn, sondern mein Enkel. Dylan gehört meiner Tochter. Sie haben wahrscheinlich schon gemerkt, dass ich nicht so oft mit ihm unterwegs bin. Heute lässt sie mich erst zum vierten Mal mit ihm raus.« Er holte tief Luft. »Wenn die Schaukel ihn getroffen hätte, wäre es vermutlich das letzte Mal gewesen.«
    »Runter … Runter, Gin«, forderte Ellie, die Dylans Ball interessierte. Jeanie hob sie von der Schaukel, und die Kleine gesellte sich schüchtern zu dem etwas älteren Jungen.
    »Lass das kleine Mädchen auch mal mit deinem Ball spielen«, rief sein Großvater ihm zu, doch Dylan schenkte ihm keine Beachtung.
    »Und wie alt ist Ihre Tochter?«
    Jeanie musste lachen. »Eins zu null für Sie … Ellie ist meine Enkelin … Ein bisschen älter als zwei.«
    Auch er begann zu lachen. »Das war keine Schmeichelei, wirklich nicht.«
    Jeanie sah sich nach ihrer Enkelin um, die Dylan und seinem Ball hinterherjagte und laut kreischte, wenn er sie näher herankommen ließ.
    »Schon komisch, die Sache mit den Enkeln«, bemerkte der Mann. »Ich hätte nicht gedacht, dass er mir so wichtig werden könnte.«
    Dieses sehr persönliche Geständnis einer Fremden wie ihr gegenüber überraschte Jeanie.
    »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte sie. Auch bei ihr war es Liebe auf den ersten Blick gewesen mit Ellie. »Vielleicht liegt’s daran, dass wir uns noch nicht alt fühlen«, erklärte sie.
    Der Mann schmunzelte. »Das stimmt allerdings.«
    »Sie ist wie eine Droge«, fuhr sie fort. »Wenn ich sie ein paar Tage lang nicht sehe, bekomme ich Entzugserscheinungen.« Sie hatte nie zu den Müttern gehört, die ihre Kinder drängten, sie endlich zur Großmutter zu machen. Anfangs hatte Jeanie sogar gefürchtet, dass ihr ausgefülltes Leben durcheinandergeraten würde.
    Dylan kam zu seinem Großvater. »Opa, sie lässt mir keine Ruhe … Immer läuft sie mir vor die Füße, wenn ich den Ball wegkicken will.«
    Der Mann zuckte mit den Achseln. »Sie ist

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