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Donnerstags im Park - Roman

Donnerstags im Park - Roman

Titel: Donnerstags im Park - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Boyd
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es nannte, ziemlich »erfrischend« war, oder fuhren mit dem Dingi an Land, um die Häfen und winzigen Dörfer zu erkunden.
    Jeanie betrachtete in der Abendsonne an Deck die Fotos, die Chanty von Ellie und Becca gemailt hatte. In den drei Wochen, die sie weg war, hatte sich das Baby bereits sehr verändert.
    Rays gebräuntes Gesicht tauchte von unter Deck auf. »Drink?«
    Die vergangenen drei Monate gehörten zu den seltsamsten ihres Lebens, aber auch zu den unkompliziertesten. Bei Ray fühlte sie sich zu Hause.
    Anfangs hatte Chanty zum Thema Ray geschwiegen, Jeanie und Ray jedoch zwei Wochen vor ihrer Reise – offenbar auf Betreiben von Alex – zum Essen eingeladen. Es war gut gelaufen. Chanty hatte sich entspannt, als sie merkte, wie charmant Ray war und dass er sich nicht bei Jeanies Familie einschmeicheln wollte.
    Chantys vorsichtiger Annäherungsversuch hatte, da war Jeanie sicher, mit den Neuigkeiten über ihren Vater zu tun.
    »Sally aus dem Dorf verbringt mehr Zeit bei mir im Haus«, hatte er seiner Tochter eines Tages eröffnet.
    »Du und Sally? Was willst du mir damit sagen, Dad?«
    »Na ja, sie bleibt zum Essen und so …«
    Chanty hatte Jeanie, die nicht überrascht gewesen war, von der Unterhaltung erzählt. Sally würde sich um George kümmern, ohne Fragen zu stellen, weil sie die Vorgeschichte nicht kannte. Sie war eine starke, verständnisvolle Frau mit einem ansteckenden Sinn für Humor, die George die Ruhe vermittelte, die Jeanie ihm nicht mehr bieten konnte. Jeanie freute sich für ihn. Alle sorgten sich immerzu um den verletzlichen George, doch wie Rita richtig bemerkt hatte, wusste er genau, wie er bekam, was er wollte.
    »Arme Chanty«, hatte Jeanie zu Ray gesagt. »Wahrscheinlich hatte sie sich ausgemalt, dass ihre Eltern den größten Teil ihres Ruhestands in den Gartencentern des West Country verbringen würden.«
    »Jeanie … Jeanie.« Ray rüttelte sie wach. In der Kabine war es fast noch dunkel.
    »Was ist denn?«
    »Nichts, keine Sorge.« Er lächelte. »Steh auf. Gleich geht die Sonne auf. Das ist wunderschön.«
    Jeanie schlüpfte in Shorts und T-Shirt und folgte Ray an Deck. Am Abend zuvor waren sie nach Einbruch der Dunkelheit in einer kleinen Bucht nördlich von Rogoznica vor Anker gegangen. Als sie das Deck betrat, erreichten die ersten Strahlen der Sonne die Hügel und legten eine fahl golden schimmernde Spur aufs Wasser, während die steil zum Meer hin abfallenden Felsen noch in violetten Schatten lagen. Es war kühl und ruhig, das Holz unter ihren Füßen glatt. Sie hörte nur das Lecken der Wellen an den Planken des Boots und die Schreie der Möwen.
    Ray legte den Arm um Jeanie, zog sie näher heran, drehte sie zu sich herum und ließ sanft einen Finger über ihre Wange gleiten.
    »Das letzte Mal hier war die Hölle. Damals dachte ich, ich würde dich nie wiedersehen. Das Paradies schien mich zu verspotten.«
    Tränen traten in seine grauen Augen.
    »Aber das Glück hängt nicht am Ort allein, oder?«
    Jeanie küsste ihn, schmeckte das Salz auf seinen Lippen und spürte seinen warmen Körper. Dann warf sie ein Kusshändchen übers Meer. Danke, Ellie. Danke, Dylan, flüsterte sie.

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