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Donovans Gehirn

Donovans Gehirn

Titel: Donovans Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curd Siodmak
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Oktober
     
    Janice ist heute nach Los Angeles gefahren.
    Ich habe mit ihr gesprochen, ehe Schratt sie zum Bahnhof fuhr, aber ich entsinne mich der Unterhaltung nicht.
    Mein Geist umkreist einzig das Problem von Donovans Hirn. Ich warte ungeduldig auf Schlaf, um Donovan Gelegenheit zu geben, mit mir in Verbindung zu kommen.
    Heute nacht will ich ein Schlafmittel nehmen. Das löscht vielleicht meinen Widerstand aus.
     

Einundzwanzigster Oktober
     
    Wie töricht war ich, es mit Veronal zu versuchen! Ich habe meinen Geist gelähmt und jede Reaktion verhindert.
    Ich bin in einem so nervösen Zustand, daß ich Stimmen höre. Ich muß mich beherrschen. Ein nervöser Arzt ist kein Wissenschaftler. Das Beste wäre, das Experiment nicht zu beschleunigen. Abwarten!
     

Fünfundzwanzigster Oktober
     
    In den letzten Tagen ist nichts vorgefallen. Die elektrische Kraft des Hirns ist auf fünfzehnhundert Mikrovolt gestiegen, sie nimmt noch immer zu.
    Ich habe Gewicht verloren. Franklin bereitet das Essen zu. Ich merke jetzt, daß Janice – sie wußte, wie wenig ich esse – meinen Speisen konzentrierte Vitamine zugesetzt hat. Sie hielt mich mit einer verstärkten Diät bei Kräften, was mir jetzt anscheinend fehlt. Meine plötzliche Hoffnungslosigkeit und Müdigkeit rühren vom Mangel an Vitamin B1 her.
    Ich bin erschöpft.
     

Siebenundzwanzigster Oktober
     
    Ich habe die Botschaft erhalten. Ich schrieb sie selbst, aber zweifellos befahl mir Donovan zu schreiben, während ich schlief.
    Es ist Donovans Name, zitterig geschrieben, wie die Unterschrift eines Kranken, oder zitterig, weil ich mit der linken Hand schrieb – wie Donovan es tat? Es ist ganz genau Donovans Unterschrift. Ich fand eine Reproduktion davon in einer Zeitschrift. Es ist dasselbe Gekritzel. Der ganze Name, mit einem typischen Oval herum, dieselben harten Linien des H, der bekannte Schnörkel des N am Ende des Wortes. Es ist nicht meine Schrift.
    Das Hirn hat einen Weg gefunden, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Wahrscheinlich hat der elektrische Schock es in die Aktivität hineingeschreckt, hat die protoplasmischen Zellen bis zum Punkte geistiger Selbstentzündung geladen.
    Ich saß auf meinem Bettrande, stundenlang, ohne mich zu bewegen, viel zu erschöpft, um zu denken.
    Ich brauche Beweise – mehr Beweise!
     

Dreissigster Oktober
     
    Der Beweis kam heute. Ich habe dem Hirn keinen weiteren Schock beigebracht, denn die elektrische Voltstärke ist auf zweitausendfünfhundert Mikro-Volt gestiegen, und ich weiß nicht, wieviel Ohm Widerstand das Hirn hat.
    Ich saß an meinem Schreibtisch, als ich mich plötzlich sehr müde fühlte. Es war eine seltsame, weiche Müdigkeit, die nicht meinen Körper, sondern mein Gehirn erfüllte. Ich dachte noch, aber unklar, schläfrig. Dann sah ich meine linke Hand sich bewegen, die Feder aufnehmen und schreiben.
    Diesmal war der Name stärker ausgeschrieben: Warren Horace Donovan. Der lange Schnörkel kreiste ihn wieder ein, wie um die Authentizität zu beweisen.
    Meine Hand legte die Feder weg, und aus dem Hintergrunde meines Geistes kehrten langsam meine eigenen Gedanken zurück. Sie erschienen, als tauchten sie aus dem Wasser auf – zuerst flimmernd, dann deutlich Gestalt annehmend.
    Ich ging hinüber zu dem Glasgefäß. Donovans Hirn war wach.
    »Hast du mir gesagt, ich soll deinen Namen schreiben?« klopfte ich in Morse an die Glaswand.
    Ich wartete. Ich wiederholte die Botschaft langsamer. Ein drittes Mal. Dann ging ich zum Pult hinüber.
    Plötzlich fühlte ich dasselbe wie vorhin ... mein Geist zog sich ins Unklare zurück. Ich war mir völlig bewußt, was ich tat, nun lagen die motorischen Impulse außerhalb meiner Kontrolle.
    Ich sah meine linke Hand die Feder ergreifen, und dann schrieb ich in festen Buchstaben: Warren Horace Donovan!
     

Dritter November
     
    Das menschliche Hirn kann nicht unausgesetzt arbeiten, ohne sich selbst in regelmäßigen Zwischenräumen zu erholen, um die Potentiale Energie wieder in die elektrische umzuwandeln. Je intensiver die Tätigkeit, um so mehr Schlaf braucht es. Donovans Hirn ist mehr als die Hälfte der Zeit in Schlaf.
    Um seine nackten Gewebe bildet sich jetzt eine neue Schicht grauweißer Materie. Donovans Hirn wächst in eine neue Gestalt. Hier baut sich eine neue Spezies von Geschöpf auf, die in dieser sterblichen Welt noch nicht dagewesen ist. Ein Fall von Fleisch, dessen Leben von einer elektrischen Pumpe abhängt und von künstlicher Nahrung, der aber

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