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Donovans Gehirn

Donovans Gehirn

Titel: Donovans Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curd Siodmak
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keinen Einfluß auf Schratt, denn es schlief nicht wie ich. Das führte zu dem Schluß, daß das Hirn nur Personen beherrschen kann, die schlafen oder willens sind, sich zu unterwerfen. Die Stimme, die ich in meinem Traum hörte, war die Donovans – unhörbar, außer für das heimliche Ohr meines Geistes.
     

Zwölfter November
     
    Mittags kam Schratt ins Laboratorium. Er sah ausgeruht aus, hatte sich sorgfältig rasiert, und auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck jugendlicher Entschlossenheit, der mich überraschte.
    Zu meiner Verwunderung begrüßte er mich mit einem Lächeln.
    »Franklin ist desertiert. Wir werden uns an unsere eigenen Kochkünste gewöhnen müssen«, sagte er heiter.
    Mit voller Absicht sprach ich von gestern nacht und von meinem Bedauern, ihn angegriffen zu haben, während ich unter dem Einfluß von Donovans Hirn stand. Ich versprach ihm, die Wiederholung eines solchen Vorfalls zu verhindern.
    Er nickte nüchtern, anscheinend ohne Mißbehagen, und entschuldigte sich, daß er versucht hatte, sich in mein Experiment einzumischen.
    Plötzlich rühmte er die unbegrenzten Möglichkeiten meiner Forschung. Er gratulierte mir zu dem Erfolg, der sich gestern nacht klar erwiesen hatte, und fügte scherzend hinzu, er sähe mich bereits als Träger des Nobelpreises.
    Ich konnte aus dem plötzlichen Wandel seiner Haltung mir gegenüber nicht klug werden. Ich erklärte das Mißgeschick, indem ich ihm meine neue Theorie über die Macht des Hirns auseinandersetzte. Ich zeigte ihm die neue Zellenbildung, die das Hirn aus seiner ursprünglichen Form gebracht hatte, und sprach meine Überzeugung aus, die telepathische Macht habe sicherlich hier ihre Quelle.
    Schratt stimmte mir zu, und um seine veränderte Haltung vernünftig zu erklären, sagte er: »Ich hatte eine schlechte Nacht, Patrick – aber ich habe sie verdient. Ich hatte kein Recht, Ihre Forschungen zu unterbrechen. Ich werde alt und wackelig, und reuig wie eine alte Hure. Sie haben Ihr Genie, und Sie wären ein Narr, es nicht zu gebrauchen. Vielleicht bekämpfe ich Sie aus Neid. Verzeihen Sie einem eifersüchtigen alten Mann.«
    Ich konnte den Grund zu seiner Veränderung immer noch nicht erkennen. Aber ich begnügte mich mit dem Augenschein, froh, ihn als Mitarbeiter gewonnen zu haben, wie das schon lange mein Wunsch war. Besonders seit Franklin mich auf immer verlassen hatte.
     

Einundzwanzigster November
     
    Ich bin im Roosevelt-Hotel in Los Angeles.
    Schratt hat die Aufgabe übernommen, das Hirn zu ernähren. Er war so Feuer und Flamme für seine Pflichten, daß er meine Einwände zum Schweigen brachte.
    Ich kann mich auf ihn verlassen, daß er die Reaktionen des Hirns aufs genaueste einträgt. Ich werde jeden Tag mit ihm telefonieren.
    Ehe ich mich entschloß, aus Washington Junction wegzufahren, habe ich mich per Morse mit dem Hirn in Verbindung gesetzt und ihm meinen Entschluß mitgeteilt.
    Ich habe mich darauf trainiert, seine Antwort sofort aufzufangen. Ich kann meinen Geist leer und vollkommen aufnahmefähig machen. Das Hirn schien es gerne zu sehen, daß ich wegging. Was der Zweck meiner Reise ist, weiß ich noch nicht, aber der Befehl, ich solle reisen, war klar.
    Der gleiche Traum hat mich nächtelang verfolgt, und ich bin überzeugt, er enthielt die Botschaft, die Donovan über mich mitteilen möchte.
    Donovan hat mich nie gesehen, denn er war im Koma, als ich ihn fand. Infolgedessen kann das Hirn sich kein Bild von mir machen, ich habe mich also auch nicht tatsächlich im Traum gesehen. Da das Hirn nicht imstande ist, neue visuelle Eindrücke zu empfangen, muß es sich auf sein Erinnerungsvermögen verlassen, und in diesem existiere ich nicht.
    Aber Donovan kannte die kalifornische Handelsbank. In meinem Traum trat ich dort ein und ging hinüber zum Kassierer, einem Mann mit blaßgelbem Gesicht und einem kleinen Schnurrbart. Ich bat um einen Blankoscheck, trat an ein Pult, füllte das Formular mit einer großen Summe aus und zeichnete den Scheck mit dem Namen Roger Hinds, von dem ich noch nie etwas gehört habe. Ehe ich mit dem Scheck zur Kasse ging, zeichnete ich ein Pik-As in die obere rechte Ecke.
    Der Traum wiederholte sich ohne die kleinste Abweichung, wie eine Geschichte, die man einem Kind fest einprägen will.
    Als ich aufwachte, fand ich auf meinem Schreibtisch ein Papier mit einer grob gezeichneten Skizze von Los Angeles, auf der einige Straßen und die Handelsbank deutlich markiert waren.
    Die Botschaft war klar genug, aber

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