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Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch

Titel: Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Doyle
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Flasche Wein mit. Aber bei Einladungen zu Hurricane-Partys wird einem eher geraten, Dinge wie Taschenlampen, Batterien, Klopapier und Schlafsäcke im Gepäck zu haben. Und natürlich auch viel Alkohol. Denn viele Gastgeber haben die Erfahrung gemacht (Überraschung, Überraschung!): Je schlimmer der Orkan, desto mehr trinken die Gäste. Wer hätte das gedacht?
     
    Die Tatsache, dass Hurricane Parties in den USA eine ziemlich normale Erscheinung sind, sagt meiner Meinung nach viel über die amerikanische Mentalität aus. Draußen wird alles verwüstet und drinnen wird gefeiert. Aber so sind wir Amis halt. Ein Deutscher würde sich in einer solchen Situation wahrscheinlich eher fragen: »Deckt meine Hausratsversicherung den ganzen Schaden ab? Und was ist mit dem Schaden, der durch meinen VW Golf entstanden ist, der sich nun nicht mehr auf dem Parkplatz befindet, sondern im Wohnzimmer meines Nachbarn?«
    Mit solchen Situationen beschäftigen sich meine amerikanischen Landsleute nicht. Stattdessen wird immer wieder gefragt: »Does everyone have enough to drink?«
     
    Aber Amerikaner brauchen nicht erst eine Naturkatastrophe, um sich einen Drink zu genehmigen. Amerikanische Studenten zum Beispiel können sehr gut auch ohne Orkanböen, Sturmfluten und Earth Quakes feiern. Auf so genannten »Beer Parties« nämlich. Auf diesen Festen finden seltsame Spiele statt wie zum Beispiel das berühmte »Beer Pong«, eine Mischung aus Bier saufen und Tischtennis spielen.
    Bei »Beer Pong« steht jeweils ein Team an einem Ende
eines Tischtennistisches und versucht, einen Tischtennisball gezielt in einen mit Bier gefüllten Becher zu werfen. Dadurch wird die gegnerische Mannschaft dazu gezwungen, das Bier auszutrinken. Gewonnen hat die Mannschaft, die am Ende noch Bier in ihren Bechern hat. Die Verlierer müssen dann auch noch die Becher ihrer Gegner zusätzlich austrinken.
    Als ich einen deutschen Freund fragte, ob solche Spiele auch in Deutschland eine Chance hätten, zögerte er nicht eine Sekunde: »Nein, das kann ich mir nicht vorstellen!« Als ich ihn fragte, warum, antwortete er: »Ganz einfach: Das deutsche Bier schmeckt einfach zu gut, als es die Gegner trinken zu lassen. Bei eurem faden Bier kann ich mir das eher vorstellen. Das ist wohl wirklich eine echte Strafe, es auch noch trinken zu müssen.«

Umwelt/Environment
    In meiner ersten WG hatte ich immer wieder Ärger mit meinen Mitbewohnern. Aber nicht, weil ich zu laut Musik hörte oder wilde Sexpartys feierte oder den Kühlschrank leer aß. Nein, sondern weil ich meinen Müll immer in die falschen Behälter warf.
    Als wir wieder einmal eine Auseinandersetzung deswegen hatten, sagte einer meiner Mitbewohnter plötzlich: »Sei nicht so hart mit John.« Ich freute mich, dass wenigstens einer mich verteidigte. Doch dann fügte er leise hinzu: »Der ist Ami. Der weiß es nicht besser.«
    Als ich das hörte, war ich zuerst beleidigt, aber dann dachte ich:
Warte, das stimmt eigentlich! Ich habe tatsächlich keine Ahnung von Mülltrennung.
    Wenn ich ganz ehrlich bin, war ich ein beschissener Mülltrenner. Aber wie soll ich es als Amerikaner auch besser wissen? Ich bin nicht mit Fragen aufgewachsen wie »Was ist das für Müll? Ist das Hausmüll, Plastikmüll, Altpapiermüll, Biomüll, Verpackungsmüll, Sondermüll, Elektromüll, Sperrmüll, Kompostmüll, Recyclingmüll, Giftmüll, Industriemüll, Chemiemüll oder Restmüll?
    Für uns gab es früher nur eine Müllsorte. Alles war einfach Müll. - Nein, das stimmt nicht: Wir stellten uns immerhin die Frage: »Ist das ganz gewöhnlicher Müll oder Atommüll?«
    Und deswegen hatte ich damals so viele Probleme in Deutschland. Aber weil meine Mitbewohner so müllbewusst waren, entwickelte auch ich langsam ein gewisses Bewusstsein
dafür. So etwas bleibt auch einem Amerikaner bei einem längeren Aufenthalt hier in Deutschland nicht erspart. Und das ist das Tolle an Deutschland, denn früher oder später wird jeder zum Mülltrenner, ob er es will oder nicht. Als ich ein Jahr später zu meiner deutschen Frau zog, ging meine Ausbildung zum Mülltrenner weiter. Ich hatte gelegentlich Rückfälle, indem ich zum Beispiel Papiermüll und Plastikmüll zusammen in dieselbe Tonne warf, aber zum Glück hatte ich meine deutsche Frau, die mich jedes Mal dafür anmeckerte.
    Bis vor kurzem dachte ich immer noch, dass in Amerika kein Müll getrennt wird, aber dann wurden mir die Augen geöffnet. Bei meinem letzten Besuch in den USA fragte mich meine

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