Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch
aufzulockern: »Klimapolitik? Kenn ich nicht! In Amerika kennen wir nur Klimaanlagen.«
Tatsächlich war ich der Einzige im Raum, der über diesen Witz lachen konnte.
Aber es sind nicht nur die tiefgehenden Gespräche auf deutschen Partys, die mir ziemlich schnell hier am Anfang aufgefallen sind. Ebenso schnell registrierte ich die intensive Art, wie man sich hier in Deutschland zuprostet. Denn bei uns in Amerika sagt man einfach »Cheers« mit relativ geringer Intensität - und die Sache ist erledigt. Aber beim Zuprosten hier in Deutschland ist das ganz anders. Man sagt »Prost« und guckt sich dabei mit weit aufgerissenen Augen so intensiv an, dass man irrtümlicherweise meinen könnte:
Oh, my God, dieser Mensch, mit dem ich gerade anstoße, könnte geisteskrank sein.
Und dann prostet dir eine andere Person zu und du denkst: Der
auch!
Aber weil ich damals keine voreiligen Schlüsse ziehen wollte — was man ja leider oft als Ausländer in einem fremden Land macht -, fragte ich nach dem Grund für dieses aus meiner Sicht ziemlich ungewöhnliche Verhalten. Als Antwort
bekam ich von einer sehr netten, jungen Frau auf einer sehr netten »Kartoffelsalat und Würstchen«-Party folgende Erklärung: »Wir
müssen
uns so intensiv in Deutschland zuprosten! Denn wenn man das nicht macht, bedeutet das sieben Jahre schlechten Sex.«
Und als ich das hörte, dachte ich:
Wow! Das erklärt vieles!
Und jetzt prostet keiner intensiver zu als ich.
Auch wenn man auf amerikanischen Partys keine besonderen Verhaltensregeln kennt, so gibt es dafür ganz besondere Partys, die in Deutschland undenkbar wären. Ich spreche von »Hurricane Parties«, die vor allem zwischen Maine und Texas, unweit der Küste, stattfinden.
Ein deutscher Freund, der gerade in Miami mit seiner Frau Urlaub machte, befand sich plötzlich mitten auf so einer Party, nachdem nämlich ihr Hotel ziemlich schnell an der Küste evakuiert werden musste. Kurz nachdem beide in ein anderes Hotel außerhalb der Gefahrenzone gebracht worden waren, bekam mein Freund gleich in der Lobby einen Handzettel in die Hand gedrückt, auf dem stand: »Hurricane Party tonight: 8:00 pm on the roof.« Als er mir das erzählte, dachte ich:
So was ist nur in Amerika möglich!
Denn selbst wenn es in Deutschland Hurricanes gäbe, würde keiner dir einen Zettel in die Hand drücken, auf dem stünde:
»Hurricane Party: Heute Abend um 20:00 Uhr auf dem Dach!«
Aber so recht glauben konnte ich das, was mir mein Freund erzählt hatte, nicht. Und deswegen recherchierte ich auch im Internet nach »Hurricane Parties«. Was ich dann herausfand, war unglaublich!
Nicht nur, dass es tatsächlich Hurricane Parties in Amerika
gibt, sondern auch, dass es im Internet alles zu kaufen gibt, was man braucht, um eine perfekte Hurricane Party veranstalten zu können. Ich habe auch erfahren, was eine gute von einer schlechten Hurricane Party unterscheidet, und dass es auch Auszeichnungen gibt für die besten. Ich habe zum Beispiel gelesen, dass man für eine gute Hurricane Party gut gelaunte Gäste, viel zu essen und zu trinken braucht. Und natürlich auch einen Hurricane, denn ohne handelt es sich nicht um eine ordentliche Hurricane Party, sondern nur eine stinknormale Party, auf der die Gäste nicht erst nach einer Woche nach Hause gehen, sondern bereits nach ein paar Stunden.
Die Hurricane-Party-Gastgeber scheinen auch tatsächlich nicht verrückt zu sein, wie ich es am Anfang vermutet hatte. Ganz im Gegenteil: Sie veranstalten diese Partys, weil sie wissen, dass Hurricanes in ihrer Gegend häufig vorkommen, und dass es manchmal besser ist, einfach zu Hause zu bleiben, um sich dieses Naturwunder mit Freunden anzuschauen. Vorausgesetzt: Der Hurricane ist nicht zu groß.
Aber weil es viele Hurricanes gibt, die entweder zu weit weg oder zu schwach sind, um gefährlich zu sein, gibt es viele von diesen Partys, auf denen Menschen mit den gleichen Ängsten — nämlich ihre Häuser und Autos durch die Luft fliegen zu sehen - sich in einer wie ich finde pseudolockeren Atmosphäre treffen. Auf einer amerikanischen Website hat sogar ein Mann geraten, dass man viel zum Essen und zum Trinken vorrätig haben sollte, denn Hurricane Parties dauerten in der Regel zwischen drei bis fünf Tage. Man erfährt auch, dass es in diesem Falle nicht unhöflich sei, Gästen im Voraus zu sagen, was sie mitbringen sollen. Bei stinknormalen, amerikanischen Partys bringt
man ja meistens eher Chips, Brezeln oder eine
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