Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch
Mellencamp, der offensichtlich eine gewisse Vorliebe für wilde Tiere hat (Cougar heißt nämlich auf Deutsch »Puma«), gab einem seiner Söhne den Namen »Speck Wildhorse« Mellencamp. Und wenn Speck Wildhorse eines Tages selbst Vater werden wird, wird er vielleicht sein Kind »Bacon Wildschwein« nennen, denn Bacon Wildschwein befriedigt nicht nur den Hunger, sondern versprüht auch wegen des deutschen Wortes Wildschwein einen Hauch Internationalität. Und deswegen wäre es - wenn auch nur in Amerika - möglich, dass es eines Tages heißt: »Ladies and Gentlemen, it is my honor to present the next president of these great United States: Bacon Wildschwein Mellencamp!«
Aber trotz Amerikas Liebe zu verrückten Vor- und Mittelnamen sind ganz normale Namen eher die Regel als die Ausnahme in den USA . Die meisten Amerikaner nennen ihre Kinder nicht nach Obstsorten oder Planeten oder Mondfahrzeugen, sondern entscheiden sich für ganz normale Mädchennamen wie Emily, Isabella oder Emma und für ganz unspektakuläre Jungennamen wie Jacob, Michael, Ethan, Joshua und Daniel. »George« ist mittlerweile nicht so beliebt. Ob das mit George W. Bush zu tun hat? Keine Ahnung. Und vollständigkeitshalber muss ich an dieser Stelle auch erwähnen, dass der Name »Wildhorse« im Moment auch nicht gerade der Renner ist.
Weitere Unterschiede zu den USA nimmt man als Fremder erst nach einer Weile in Deutschland wahr. Wie zum Beispiel, dass man in meiner Wahlheimat viel nüchterner und sachbezogener mit Namen umgeht, als es in Amerika der Fall ist. Egal, ob es sich dabei um Namen von Menschen, Ortschaften oder Geschäften handelt. Manche deutsche Unternehmen haben Namen wie »Sportfachgeschäft Bülle« oder »Beerdigungshaus Meyer«. Sachbezogene Namen halt. Und dann fährt man nach Amerika und stellt fest, dass dort der Hang zur Sachbezogenheit viel geringer ist. In Spokane, Washington, zum Beispiel gibt es eine christliche Organisation, die sich »Beans, Rice and Jesus« nennt - oder zu Deutsch: »Bohnen, Reis und Jesus.« In Deutschland wäre ein solcher Name, glaube ich, undenkbar, in den USA ist er dagegen kein Problem. In Dallas, Texas, zum Beispiel gibt es eine Autowerkstatt, mit dem nicht sonderlich christlich klingenden Namen »S 'n M Car Works«. Aber ob man sich dort auspeitschen lassen kann, während man auf die Reparatur seines Wagens wartet - wer weiß? Aber wow! Was für ein Name!
Die Liste der verrückten, nicht sonderlich sachbezogenen Geschäftsnamen in Amerika ist schier endlos. So gibt es auch einen schönen Laden in New York City, der die besten Nüsse der ganzen Gegend verkauft. Dieses Geschäft hat den schönen Namen »My Family's Nuts«, was auf Deutsch so viel bedeutet wie: »Die Nüsse meiner Familie« oder »Meine Familie ist verrückt«. Der Laden ist angeblich total beliebt! Ich bin mir nicht so sicher, wie gut ein solcher Laden mit diesem Namen in Deutschland bei den Käufern ankäme.
Ich finde es interessant, dass sich Amerikaner oft für besonders verrückte Namen entscheiden, egal ob es dabei um Geschäftsnamen oder persönliche Namen geht, und dass
man hier in Deutschland oft viel nüchterner mit diesem Thema umgeht. Ich habe das Gefühl, das trifft auch zu, wenn man sich die Ortsbezeichnungen verschiedener amerikanischer Städte anschaut.
Als ich meine Mutter einmal in Florida besuchte, entdeckte ich ein Schild, das den Ortsnamen »Celebration« trug.
Wie kann man eine Ortschaft nur »Celebration« nennen?,
war mein erster Gedanke. Und mein zweiter:
Warum eigent
lich
nicht?
Denn einmal, als ich nach Aachen fahren wollte und versehentlich zu früh von der Autobahn abgebogen war, landete ich plötzlich auf einer Landstraße mit der Ausschilderung, die ich folgendermaßen interpretierte: »Wenn ich in die eine Richtung fahre, komme ich nach Geilenkirchen und in die andere Richtung nach Titts.« Und ich dachte:
Wenn »Geilenkirchen« und »Titts« in Deutschland möglich sind, warum dann nicht auch »Celebration« in den Vereinigten Staaten?
Dieser Gedanke löste eine gewisse Neugierde bei mir aus, und ich wollte herausfinden, ob es noch andere Orte mit ähnlich auffälligen Namen in den USA gab. Und tatsächlich: Ich entdeckte »Beauty«, Kentucky. Und wieder fragte ich mich: Wie kommt man darauf, einen Ort »Beauty« zu nennen? In Deutschland würde wohl keiner auf die Idee kommen, eine Kleinstadt »Schönheit« zu nennen.
»Hello, herzlich Willkommen in Schönheit. Wir hoffen, Sie
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