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Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch

Titel: Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Doyle
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John Doyle beabsichtigt gerade, etwas bei Ihnen zu
kaufen und das bedeutet: GEHEN SIE SOFORT IN DIE PAUSE ! Ich wiederhole: GEHEN SIE SOFORT IN DIE PAUSE ! Ende der Durchsage!«
     
    Früher - als ich es noch nicht besser wusste - hatte ich allen Ernstes gedacht, dass die Verkäufer mich hier in Deutschland absichtlich ignorierten. Das habe ich ein Jahr lang angenommen und war deshalb dem Einkaufen gegenüber ziemlich negativ eingestellt. Und oft habe ich bedauert, dass die Verkäufer hier in Deutschland nicht so waren wie in Amerika. Nicht mal annähernd so wie in Amerika!
    Aber dann, vielleicht ein paar Jahre später, stellte ich fest, dass ich das deshalb so empfunden hatte, weil ich vom deutschen Verkäufer genau das verlangt hatte, was ich fast immer vom amerikanischen Verkäufer bekam. Ich wollte an die Hand genommen werden und durch den Dschungel der vielen Produkte möglichst unterhaltsam gelotst werden. Und da das halt unmöglich war, führte das zu einer gewissen Enttäuschung. Bis ich zu der Erkenntnis kam, dass deutsche Verkäufer nicht dafür da sind, um mich an die Hand zu nehmen, sondern um mich eingehend und fachlich zu beraten. Und das finde ich, machen sie ziemlich gut.
    Jetzt — nach so vielen Jahren in Deutschland — sehe ich die Sache einigermaßen positiv, denn das freundliche amerikanische System hat auch seine Nachteile. So erlebte ich es zum Beispiel im letzten Sommer.
    Bei einem Besuch in den USA fuhr ich zu einem Garten-Center in New Jersey, um ein paar Blumentöpfe für meine Schwester zu besorgen. Nachdem ich das Auto geparkt hatte, steuerte ich direkt auf den riesigen Eingang des Centers zu. Drinnen befand ich mich in einem vollklimatisierten Raum, der so groß war wie ein Flugzeughangar.
Mein erster Gedanke war:
Mensch, ist das groß hier drin.
Mein zweiter:
Mensch, und auch verdammt kalt!
Erst da merkte ich, dass ich schon wieder meinen Pulli zu Hause vergessen hatte. (Ein kleiner Tipp am Rande für alle, die vorhaben, Amerika zu besuchen: Nie den Pulli vergessen! Besonders im Supermarkt, Garten-Center und in allen öffentlichen Räumen, die über eine Klimaanlage verfügen - was letztendlich bedeutet, dass es am besten ist, während des gesamten Amerika-Aufenthaltes einen Pulli zu tragen.)
    Während ich mir die Hände vor Kälte rieb und durch die Gänge eilte, begegnete ich Betty, Verkäuferin des Monats Mai, Juni und Juli. Und Betty schien so gut drauf zu sein, dass ich den Eindruck hatte: Den August wird sie auch noch kriegen!
    Betty war vielleicht Anfang 60, aber sie strahlte so viel Energie wie eine Achtzehnjährige aus. (Oder war sie erst 18, sah aber aus wie 60? Egal.)
    Ich fand Betty einfach toll! Sie trug Turnschuhe, Jeans, einen Pulli vom Gartencenter mit einem Schild, das den Namen »Betty« trug, und wirkte wie die Freundlichkeit in Person.
    »How are you today? My name is Betty. How can I help you?«, fragte sie mich in einer überschwänglichen Art und Weise, die nur wir Amerikaner richtig drauf haben.
    Ich hätte sie gerne gefragt: »Könnte ich bitte Ihren Pulli haben, Betty, denn ich friere mich zu Tode?«, aber das habe ich natürlich nicht, sondern ich sagte: »I'm doing pretty good, Betty. My name is John and I need some pots for my sister's plants.«
    Und während ich so sprach, dachte ich noch:
Mensch, ist es schön, wieder in der Heimat zu sein! Hier kann ich so was sagen,
ohne dabei das Gefühl zu haben, ich klinge wie ein Vollidiot.
Betty antwortete wie erwartet sehr hilfsbereit:
    »Come with me. I will show you the pots for your plants. Just over here.«
    Mensch, war die freundlich! Aber: Der Nachteil bei dieser Art von amerikanischer Freundlichkeit ist, dass du dich immer verpflichtet fühlst, als Kunde mehr zu kaufen, als du eigentlich vorhattest. Und das nur, weil der Verkäufer oder die Verkäuferin halt so freundlich war!
    Betty: »Do you need anything else?«
    Ich: »Ja, Schrauben und Dübel, um Bilder aufzuhängen ...« Und weil sie so nett war, kaufte ich nicht nur ein paar Töpfe, Schrauben und Dübel, sondern auch noch eine Bohrmaschine und eine Kreissäge. Und das alles nur, weil die Betty so nett war. Das Blöde daran war nur: Ich musste das ganze Zeug nach Deutschland zurückschleppen, denn meine Schwester hatte schon eine Bohrmaschine und eine Kreissäge. Sie war offensichtlich ebenfalls schon im Garten-Center bei Betty gewesen.
    Mensch, war das ein Chaos am Flughafen, am Check-In-Schalter! Die Frau von Lufthansa fragte mich: »Entschuldigung,

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