Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch
sagte: »Man muss aus seinem Unternehmen den aufregendsten Ort der Welt machen.«
Ralph Waldo Emerson, amerikanischer Philosoph, Dichter und Essayist, war vollkommen der Meinung: »Nichts Großes ist je ohne Begeisterung geschaffen worden.«
Und Henry Ford, das US -amerikanische Automobil-Genie, hatte damals Folgendes zu sagen: »Die Begeisterungsfähigkeit trägt deine Hoffnungen empor zu den Sternen. Sie ist das Funkeln in deinen Augen, die Beschwingtheit deines Ganges, der Druck deiner Hand und der Wille und die Entschlossenheit, deine Wünsche in die Tat umzusetzen.« Und wenn man richtige Begeisterungsfähigkeit »made in the USA « erleben will, braucht man nur zu politischen Veranstaltungen zu fahren und die ganze Stimmung, die dort herrscht, aufzusaugen. Tausende von Anhängern schwenken ihre Fahnen. Andere schreien: »Four more years! Four more years!« Und wieder andere schreien den Namen des Kandidaten. Und wenn dann auch noch die Tochter des Kandidaten auf die Bühne kommt, um ihren Vater anzukündigen, flippen alle richtig aus. Vor allem wenn sie etwas sagt wie: »Ladys and Gentlemen, I'd like to present to you the next senator from this great state of California: My father, who I love very much ... Tom Smith!«
Wenn ich ganz ehrlich bin, kriege ich auch eine Gänsehaut, wenn ich so was höre.
Aber dann fragt plötzlich die deutsche Stimme in mir: »Leute, was ist denn hier los? Ich meine, das ist nicht Robbie Williams oder Bruce Springsteen oder - von mir aus - David Hasselhoff, sondern ein Politiker.« Ein Politiker, der
vielleicht irgendwann bald in einen Immobilien- oder Spendenskandal oder - Schreck lass nach - in einen Sexskandal verwickelt sein wird, wie es bei dem republikanischen Gouverneur von South Carolina, Mark Sanford, 2009 der Fall war. Er musste in einer Live-Pressekonferenz seine Präsidentschaftsambitionen für 2012 völlig begraben, nachdem er zugeben musste, dass er eine Affäre mit einer Argentinierin hatte. Unter Tränen entschuldigte er sich bei seiner Gattin, seinem Schwiegervater, seinem besten Freund, bei den »gläubigen Menschen« von South Carolina und - last but not least — bei »jedem, der in South Carolina lebt«.
Wegen solcher Politiker habe ich gelernt, mich generell ein bisschen mehr zurückzuhalten, was meine politische Begeisterungsfähigkeit angeht. Amerikaner sind in der Regel begeisterungsfähiger, weil sie oft vergessen, dass Politiker auch ganz normale Menschen sind, mit ganz normalen Schwächen, wie wir sie alle haben. (Mit Ausnahme von Barack Obama natürlich.)
Aber das ist das Tolle an Deutschland, denn in diesem Land vergisst man so was nicht. Hier weiß man, dass Politiker nur Menschen sind. Sie sind keine Heiligen, keine Stars und schon gar keine Sexsymbole. (Okay, Angela Merkel vielleicht schon.)
Ich war vor Jahren bei einer Wahlkampfveranstaltung von Rudolf Scharping, und ich weiß, dass der Rudolf nicht gerade als Maßstab für deutsche Begeisterungsfähigkeit steht. Aber ich war doch überrascht, wie unglaublich lahm die Stimmung im Saal war. Ich habe keine Menschen gesehen, die Fahnen schwenkten und auch keine, die ausflippten, als Herr Scharping angekündigt wurde. Und außerdem wurde er nicht von seiner Frau angekündigt mit den Worten: »Meine Damen und Herren, begrüßen Sie jetzt unseren
nächsten Bundeskanzler und den Mann, den ich über alles in der Welt liebe: RUUUUUUUUUUUDOOOOOOOLF SCHAAAAAARPING !« - wie man es in Amerika machen würde. Sondern es kam ein etwas dicklicher, nicht gerade attraktiver Genosse von Anfang 60 auf die Bühne, der relativ lustlos verkündete: »Liebe Genossen und Genossinnen, hiermit erteile ich das Wort an Herrn Rudolf Scharping.« Mensch, als ich das mitansehen musste, dachte ich bei mir:
Es ist kein Wunder, dass alle aussehen, als würden sie gleich einschlafen. Rudolf inklusive!
Viele Deutsche, mit denen ich mich darüber unterhalte, fragen mich oft: »Hey, John, warum sind wir Deutschen nicht so begeisterungsfähig wie ihr Amis?« Ich antworte dann immer: »Na ja, das ist ein bisschen schwierig zu erklären. Zum Teil hat es damit zu tun, dass wir Amerikaner eine positive Grundhaltung haben. Und dann kommt noch die Tatsache hinzu, dass viele Amerikaner meinen: ›Alles ist möglich, alles ist erreichbar!‹ Aber dann gibt es natürlich auch welche, deren Begeisterungsfähigkeit auf Psychopharmaka zurückzuführen ist. Und wenn man das alles zusammennimmt, dann schaukelt sich einfach alles von
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