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Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch

Titel: Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Doyle
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One heißt, wenn der Präsident tatsächlich an Bord ist. Als ich neulich einen Dokumentarfilm über dieses Flugzeug gesehen habe, dachte ich:
Nicht schlecht! So würde ich auch gerne durch die Weltgeschichte fliegen: Ein Schlafzimmer, ein Fernsehraum und ein Sternekoch, der die ganze Zeit nur darauf wartet, mich zu bekochen!
    Mein letzter Flug in die USA war nicht annähernd so komfortabel. Als die Flugbegleiterin mit dem Essen kam und mich fragte: »Chicken or fish?«, antwortete ich: »Chicken, please.« Worauf sie meinte: »Tut mir leid. Wir haben nur Fisch.«
    In der Air Force One würde einem so etwas nie passieren.
     
    Jedes Mal, wenn ich sie sehe, frage ich mich:
Womit fliegt Angela Merkel? Hat sie auch ihr eigenes Flugzeug mit einem Koch, der für sie alles zubereitet und sich damit die »Hühnchen oder Fisch«-Frage erübrigt?
Im Internet habe ich gelesen, dass es so etwas Ähnliches gibt. Anbei die offizielle Beschreibung: »Der Airbus 310 ›Konrad Adenauer‹ der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung ist nun die deutsche ›Air Force One‹: »Bundesrepublik Deutschland« prangt nun weithin erkennbar beiderseits auf dem Rumpf. Die Aufschrift
»Luftwaffe« ist jetzt kleiner auf dem Höhenleitwerk zu lesen. Aber das Eiserne Kreuz vorne links und rechts mit den beiden Ziffernfolgen 10 und 21 identifiziert es auch weiterhin für jeden erkennbar als ein Flugzeug der Deutschen Luftwaffe.« Okay, zugegeben, die Beschreibung ist nicht so sexy wie die Beschreibungen, die ich über Air Force One gelesen habe. Aber ist das so schlimm? Muss die deutsche Air Force One genau so sexy sein wie die amerikanische? Ich glaube nicht. Ich glaube eher, dass es reichen würde, wenn man mit hundertprozentiger Sicherheit sagen könnte, wenn man an Bord der deutschen Air Force One ist: »Bei uns gibt es zu jeder Zeit Hühnchen und Fisch.«

Gesundheit/Health
    Was ich an diesem Land toll finde, ist, dass Krankheiten nicht so oft verschwiegen werden wie in Amerika. Jeder redet über
seine
gesundheitlichen Probleme. Und danach teilt man sich ein Aspirin, und das Leben geht weiter.
    Das alles fängt bereits bei der Frage »Wie geht es Ihnen?« an. Was in Amerika eine Floskel ist, ist, wie bereits gesagt, in Deutschland eine regelrechte Aufforderung, dem anderen mitzuteilen, wie es um einen selbst gesundheitlich steht. Und weil das so ist, sind die Antworten, die man dann hier hört, ganz anders als in Amerika. Dort fragt einer: »How are you doing?« und die Antworten lauten entweder »Great!«, »Fantastic!« oder »Super!« In Deutschland antwortet man stattdessen: »Ich habe Knieschmerzen«, »Ich habe Rückenschmerzen« oder auch »Ich habe Blasenschwäche«.
    Vor einem Jahr war ich auf einem Familien-Barbecue in New Jersey, und jedes Mal, wenn ich jemanden fragte, wie es ihm ginge, bekam ich immer eine positive und vor allem — nie eine medizinische Antwort. Das verwirrte mich leicht und ich fragte mich:
Was ist denn mit denen hier los? Warum redet hier keiner über Bandscheibenprobleme? Oder Nackenprobleme? Oder über Harndrang?
In Deutschland hätte ich wahrscheinlich in den ersten 15 Minuten alle diese Themen abhaken können und darüber hinaus noch ein Gespräch über orthopädische Strümpfe und Gehhilfen geführt. Aber die meisten meiner amerikanischen Verwandten sagten, es ginge ihnen »great« und »fantastic« und »super«, obwohl sie überhaupt nicht »great« oder »fantastic« oder »super« aussahen.
     
    Ich finde es sehr angenehm, dass man die »Wie geht's?«-Frage hier in Deutschland auch negativ beantworten kann, wenn man will. Dass man nicht so sehr wie in Amerika unter Druck steht, immer etwas Positives zu sagen. Wenn jemand hier in Deutschland fragt »Wie geht's dir?«, kann man sagen: »Mir geht's schlecht« oder »Mir geht's beschissen« oder wenn man überhaupt keine Lust hat, eine lange medizinische Erklärung abzugeben, sagt man einfach: » MUSS .«
    In Amerika ist es nur gesellschaftlich anerkannt, frei und unbekümmert über diverse gesundheitliche Probleme zu reden, wenn man Rentner ist. Ich erlebe dieses Phänomen besonders oft, wenn ich meine Mutter in Florida besuche. Ich sitze in einem Cafe, und unweigerlich bekomme ich die Gespräche an den Nachbartischen mit. Der eine redet über seine Knie- OP , der andere über seine Rückengymnastik und der dritte über seine Erfahrungen mit Viagra. Solche Gespräche werden meistens nur durch Zwischenbemerkungen zu Baseballspielen oder

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