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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Mengen von Kühlwasser, und weil sie volkswirtschaftlich wichtige Stoffe herstellten – Chemikalien eines Typs, der sonst importiert werden musste –, hatte man ihnen diesen Küstenstandort gegeben und überhörte geflissentlich die Beschwerden der Anlieger.
    »He! He, Constable!« rief plötzlich eine Stimme, als er das Tor der Anlage passierte.
    Sellers bremste, wendete seinen Roller und fuhr zurück. Der Mann, der ihn gerufen hatte, war etwa Mitte Vierzig, trug einen dunklen Anzug mit einer gestreiften Krawatte und stand am Fenster der kleinen Holzbude neben dem Tor, wo er sich anscheinend mit dem Wächter unterhalten hatte.
    »Ja, Sir?« sagte Sellers, als er neben ihm hielt.
    »Guten Tag«, antwortete der Mann. »Entschuldigen Sie, dass ich Sie auf diese Weise angehalten habe, aber … ich bin Graham Fleet, stellvertretender Direktor, und habe gerade von Murphy, unserem Wachmann, etwas erfahren, das die Polizei interessieren dürfte. Ich wollte gerade anrufen, als ich Sie vorbeifahren sah.«
    »Ja, Sir?« sagte Sellers und bemühte sich, höfliches Interesse zu zeigen.
    Fleet zögerte. »Natürlich ist an der Sache vielleicht überhaupt nichts dran, aber …«
    »Wir freuen uns immer, wenn Bürger uns verdächtige Vorgänge zur Kenntnis bringen«, sagte Sellers und plagiierte bewusst Sergeant Branksome.
    »Also gut.« Fleet zog ein Taschentuch aus der Brusttasche, fuhr sich damit über das Gesicht, steckte es wieder zurück und sagte dann: »Jemand ist hier auf unserem Gelände gesehen worden, und es ist unseren Leuten nicht gelungen, sie zu stellen.«
    »Sie?« sagte Sellers.
    »Ja. Eine alte Frau, sagt Murphy. Murphy!« rief er dann. »Kommen Sie her und sagen Sie dem Constable, was Sie gehört haben!«
    Der Torwächter, ein älterer Mann in einem braunen Anzug, trat aus seiner Holzbude. »Es war so, Constable«, begann er. »Wir hatten bis jetzt drei Meldungen – eine von einem Lastwagenfahrer, der einen Tankzug herbrachte, und zwei von unseren eigenen Leuten – dass eine alte Frau beim See-Terminal gesehen worden sei, das ist die Pier, an der die Leichter mit dem Rohmaterial festmachen. Sie sieht ziemlich schäbig und abgerissen aus, sagen sie; verdreckte, uralte Kleidung, aber sehr lebendig. Einer der Männer hat sie verfolgt, konnte sie aber nicht einholen.«
    Sellers fühlte eine plötzliche Leere in seinem Kopf, und es kam ihm vor, als ob die Erde von ihrer Achse gerutscht wäre. »Wann war das?« fragte er.
    »Das erste Mal so gegen Mittag«, sagte Murphy. »Die anderen später – das letzte Mal vor einer Stunde oder so.«
    »Wir haben einige hochgiftige Chemikalien hier«, sagte Fleet. »Überall stehen ›Eintrittverboten‹-Schilder, und nachts bewachen Streifenposten das Gelände, damit sich keine Leute vom Strand hierher verirren, aber … man kann seine Augen nicht überall haben«, schloss er mit einem Seufzen.
     
    »Ich habe mich gefragt, ob es vielleicht die alte Frau war, die in dem ausgebrannten Haus wohnt, eine oder zwei Meilen in Richtung Brindown«, meinte Murphy.
    »Nein, das ist unmöglich«, sagte Sellers mit einer Sicherheit, die er nicht fühlte. »Sie ist zur Zeit in der Klinik. Hören Sie, Sir«, wandte er sich wieder an Fleet, »ich glaube, Sie sollten meinen Sergeanten anrufen und ihm davon berichten. Es sei denn, Sie wollen, dass ich sofort die Suche durchführe …«
    Fleet schüttelte den Kopf. »Heute können wir nicht einen einzigen Mann entbehren«, murmelte er. »Ich erwarte dreißigtausend Gallonen Chemikalien, bevor wir schließen, und einige der Transporte sind schon verspätet. Gut, ich werde anrufen, wie Sie es mir geraten haben. Tut mir leid, dass ich Sie aufgehalten habe.«
    »Nicht der Rede wert, Sir.« Sellers kickte seinen Motor wieder an und fuhr weiter, die schmale gewundene Landstraße entlang.
    Während des ganzen Weges zur Polizeistation beherrschte nur ein Gedanke sein Gehirn: es ist unmöglich … es ist unmöglich … es ist UNMÖGLICH!
     
    »Das wäre es also«, sagte Tom Reedwall und hob das letzte Probengefäß über den Bordrand der Barkasse. Er goss seinen Inhalt in einen Plastikbehälter, beschriftete das Etikett mit Datum, genauer Uhrzeit und Ort der Entnahme und stellte ihn in ein etagenartiges Gestell im Heck des Bootes. »Okay, Sam, und jetzt nach Hause!«
    Sam Fletcher, der am Steuer der Morrhua stand, zuckte die Achseln und warf den Motor wieder an. »Irgendein Hinweis auf das abgestürzte Flugzeug?« fragte er, ohne sich

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