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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Reedwalls Frau kümmert sich um sie. Wie sie sagte … nein, es ist besser, wenn Sie selbst mit ihr sprechen. Kommen Sie, Sir!«
    Neville folgte ihm, und blickte dabei mit kritischen Blicken umher. Er hatte den Eindruck, als ob Branksome die Situation im Griff hätte. Er sah mindestens ein Dutzend Männer mit Taschenlampen, die das ganze Gelände absuchten – von Sergeant Branksomes Notruf aus den Betten geholt, genau wie er. Dreißig, vierzig Meter jenseits der Hecke hockte eine Frau auf dem Boden. Sie war in eine Decke gehüllt, zitterte am ganzen Körper und starrte blicklos ins Leere. Ein hübsches Mädchen in Morgenrock und Sandalen goss heißen Tee aus einer Thermosflasche in eine Tasse, die sie der Frau dann an die Lippen hielt.
    Neville gab Branksome ein Zeichen, einen Moment lang zu warten, und erst nachdem die verängstigte Frau einen Schluck Tee hinuntergebracht hatte, trat er auf sie zu und sagte: »Mrs. Spicer? Ich bin Chief Inspector Neville. Können Sie mir bitte sagen, was passiert ist?«
    Die Frau sagte mit einer Stimme, die wie ein gequältes Stöhnen klang: »Es ist nicht gerecht! Es ist nicht fair! Paddy ist so ein netter Kerl! Und wie kann er arbeiten, wenn er nur noch eine Hand hat?«
    »Schön ruhig bleiben«, sagte das Mädchen im Morgenrock und flößte ihr wieder einen Schluck Tee ein.
    »Was ist mit seiner Hand geschehen?« fragte Neville den Sergeanten leise. »Es sah aus, als ob sie abgeschlagen worden wäre.«
    »Nicht abgeschlagen, eher aufgelöst , Sir«, antwortete Branksome genauso leise. »Als ob er sie in irgendeine Säure getaucht hätte.«
    Neville blickte ihn ein paar Sekunden lang schweigend an, dann wandte er sich wieder Mrs. Spicer zu. Die Frau fuhr sich mit der Hand über die Stirn und war jetzt wieder fähig, zusammenhängend zu antworten.
    »Ich bin geschieden und lebe allein«, sagte sie. »Und Paddy ist hergekommen, um dieses Ding in der Forschungsstation zu bauen – einen großen Tank aus Beton, sagte er. Wir haben uns in einem Pub kennen gelernt – das war sein erster Abend hier, und morgen wollte er abreisen und nach einem neuen Job suchen, und da hatten wir beschlossen, hier herauszukommen, um noch ein bisschen allein zu sein. Und plötzlich hören wir Schritte, und er springt auf, und da kommt diese komische, alte Frau auf uns zu. Also sagt er höflich guten Abend, und sie streckt ihm die Hand entgegen, und er nimmt sie – er war ein bisschen angetrunken, müssen Sie wissen – und schreit plötzlich auf. Er schreit: ›Mutter Gottes! Es brennt, es brennt!‹ Und als er sich von ihr losriss, hatte er keine Hand mehr. O Gott, es war entsetzlich, es war so entsetzlich …«
    Sie stützte ihren Kopf in beide Hände, beugte sich vor und begann zu weinen. Das Mädchen im Morgenmantel sah Neville vorwurfsvoll an und legte den Arm um sie.
    »Quälen Sie sie jetzt nicht mehr mit Ihren Fragen, Inspektor«, sagte sie. »Die Frau ist in einem furchtbaren Zustand. Sprechen Sie mit meinem Mann, wenn Sie noch mehr wissen wollen.«
     
    »Kein Mensch zu sehen, Sergeant!« rief eine Stimme, und dann trat Tom Reedwall aus dem Dunkel, eine Taschenlampe in der Hand. Er lächelte seiner Frau kurz zu.
    »Ich habe dem Chief Inspector gerade gesagt, dass Sie uns von diesem Vorfall benachrichtigt haben«, sagte Branksome.
    »Ja, das stimmt. Ich war noch ein bisschen mit dem Hund unterwegs, bevor ich zu Bett gehen wollte. Wir sind über eine halbe Meile am Ufer entlanggegangen, doch er hat nichts gewittert.« Er schnippte mit den Fingern. »Inkosi! Komm her! Sitz! So ist es brav!«
    Inkosi, dem das große Abenteuer, in das er geraten war, zu gefallen schien, gehorchte und setzte sich zu Füßen Toms.
    Neville zögerte. Nach einer längeren Pause sagte er schließlich: »Sergeant, sie haben vorhin gesagt, Ryans Armstumpf habe ausgesehen, als ob er die Hand in Säure getaucht habe, nicht wahr?«
    »Es hat mich an so etwas erinnert«, nickte Branksome.
    »Könnte er das nicht wirklich getan haben?« meinte Neville. »Es gibt hier in der chemischen Fabrik sicher eine Menge Säuren, denke ich mir.«
    »Nein!« Der Protest kam von Mrs. Spencer. »Ich habe Ihnen doch gesagt, es war eine alte Frau, die es getan hat!«
    »Unsinn«, murmelte Neville und lächelte Mrs. Spencer an. »Ich denke, als nächsten sollten wir in dieser Fabrik nach Spuren eines Eindringlings suchen, oder sind Sie anderer Meinung?« sagte er zu Branksome.
    »Inspektor, das ist ein langer Weg für einen Mann, der gerade

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