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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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erwarten.
    Gideon, der hinter ihm saß, seufzte. »Wahrscheinlich ist er wieder in die See zurückgegangen, Mann! Vielleicht finden sie ihn im nächsten Winter irgendwo an der holländischen Küste!«
    »Ja, aber diese alte Frau ist weggelaufen, als wenn sie vor Angst hysterisch geworden wäre – und jetzt ist sie in einer Klappsmühle und …«
    »Sicher hat es im Lauf der letzten Jahre schon Grund genug gegeben, sie einzusperren«, sagte Liz. »Und vielleicht wäre es für sie gut gewesen. So allein in diesem ausgebrannten Haus zu leben …«
    »Die Menschen sind immer bereit, andere in irgendwelche Anstalten abzuschieben«, knurrte Glenn. »Ich finde es gut, dass man sie so leben ließ, wie sie es wollte.« Er wandte sich um. »Übrigens, ich habe während der Pause schon mit Bruno gesprochen: ich denke, wir sollten unser Freakout am Strand durchziehen, ganz egal, was Monty dazu sagt. Was meinst du, Gid?«
    »Ich meine, dass wir dafür vielleicht einen anderen Strand suchen sollten«, antwortete Gideon. »Ich kann mir vorstellen, dass wir dort nicht gerade beliebt sind.«
    »Ich teile Glenns Meinung«, sagte Bruno. »Schon aus Prinzip. Ich denke, wir sollten so bald wie möglich nach Brindown zurückfahren und sehen, dass wir von dem Besitzer des Grundstücks die Genehmigung kriegen.«
    »Du hast wohl noch nicht genug Kopfschmerzen?« seufzte Gideon. »Aber okay, ich will dich nicht daran hindern, dir noch ein paar aufzuladen.«
     
    Der Nachtwächter auf dem Gelände des Depots für organische Säuren schaltete die starke Taschenlampe aus, als er die hell erleuchtete Wachbude neben dem Tor betrat. Er hatte in dieser Nacht bisher zwei Runden durch den ganzen Komplex gemacht, ohne auch nur die geringste Spur von der alten Frau finden zu können, von der man ihm berichtet hatte. Wer immer während des Tages hier gewesen sein mochte, schien jetzt verschwunden zu sein.
    Er schaltete die kleine Kochplatte an und füllte den Wasserkessel. Es war Zeit für seine mitternächtliche Tasse Tee.
    Draußen, unter den schweigenden Sternen, standen die riesigen Tanks mit ihren ineinander verschlungenen Röhrensystemen wie ein versteinerter Wald am Ufer der leicht bewegten See.
     
    Allein in seiner Wohnung, die er einmal mit einem Menschen geteilt hatte, lag Sergeant Branksome trotz seiner Erschöpfung schlaflos im Bett und starrte zur Zimmerdecke empor. Er wurde von Visionen der alten Miss Beeding heimgesucht und fürchtete manchmal, dass auch er eines Tages so enden würde: verkommen, irrational, lebend, doch ohne noch einen Grund zum Leben zu haben.
     
    Der Pfleger, der in dieser Nacht in der Nervenklinik von Geddesley Dienst hatte, schob die Klappe in der Tür von Miss Beedings Zelle auf und blickte hinein. Sie stand noch immer in der Ecke unter dem Fenster, wo sie den ganzen Tag über gestanden hatte.
     
    Der Pfleger zögerte. Er war ein idealistischer junger Mann, der noch nicht lange in seinem Job war. Ihm war die Vorstellung, dass sie die ganze Nacht über da so stehen würde, entsetzlich. Warum legte sie sich nicht hin und ruhte ihre alten Knochen aus? Vielleicht sollte er ein paar freundliche Worte mit ihr sprechen, sie ein wenig überreden … Es musste ein entsetzlicher Schock für sie sein, plötzlich aus der gewohnten Umgebung gerissen und allein in eine enge Zelle gesperrt zu werden.
    Nach kurzem Zögern griff er nach dem großen Schlüsselring, den er am Gürtel trug, suchte den richtigen Schlüssel heraus und öffnete die Tür.
    Er trat in die Zelle und sagte beruhigend: »Kommen Sie, Miss Beeding! Warum legen Sie sich nicht hin und ruhen sich aus? Sie können doch nicht die ganze Nacht so herumstehen. Sie sollten wirklich …«
    In einer Nervenklinik achtet niemand auf Schreie in der Nacht.
     
    »Ich gehe zu Bett, Schatz«, sagte Netta Reedwall, schloss das Buch, in dem sie gelesen hatte, und erhob sich aus ihrem Sessel. »Und du?«
    Tom zögerte. »Ich glaube nicht, dass ich schlafen kann. Ich weiß selbst nicht, warum, aber ich bin völlig durcheinander. Ich glaube, ich werde noch mit Inkosi eine Weile an die Luft gehen. Vielleicht bringt mir das ein wenig Entspannung.«
    »Was macht dich so unruhig?« fragte Netta. »Ich habe es bemerkt – du warst schon den ganzen Abend sehr nervös.«
    Tom schüttelte den Kopf. »Ich weiß es auch nicht. Vielleicht wegen dieser Sache im Bruthaus.«
    »Ja, das war wirklich seltsam.« Netta runzelte die Stirn. »Die einzige logische Erklärung dafür hat Doc Innis

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