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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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eine Hand verloren hat«, sagte Tom. »Er wäre durch Blutverlust und Schock bewusstlos geworden, lange bevor …« Er brach ab und blickte Branksome an. »Was ist, Sergeant?«
    Branksome starrte den Chief Inspector an. »Sir, erinnern Sie sich daran, dass ich Ihnen von dem Mann erzählte, den eine Pop-Gruppe hier in der Nähe an einem Strand getroffen hat?«
    »Ja, natürlich.«
    »Mir fällt gerade ein, dass dieser Mann auch eine Menge Blut verloren haben muss, wenn er so schwer verletzt war, wie die Leute es mir beschrieben haben. Aber wahrscheinlich ist das nicht mehr als ein Zufall.«
    »Ich jedenfalls kann keinerlei Zusammenhänge entdecken«, sagte Neville. »Ehrlich gesagt, ich kann einfach nicht glauben, dass eine alte Frau die Hand eines Mannes einfach mit Säure auflöst. Oder sind Sie anderer Ansicht? Es gab mal eine alte Frau in dieser Gegend, aber die ist sicher in einer Klinik untergebracht.«
    »Aber Constable Sellers …«
    »Was ist mit ihm?«
    »Es ist … wissen Sie, Sir, er ist nicht sicher, ob die Frau in der Klinik wirklich Miss Beeding ist. Ich habe ihm gesagt, dass er kein dummes Zeug reden solle, doch er ist dabei geblieben. Außerdem behauptet er, sie vor ein paar Abenden gesehen zu haben, als sie nach Ihren Angaben schon eine Weile in Gewahrsam war. Stimmt das nicht?«
    Neville zuckte die Achseln. »Ich bin der Meinung, dass wir nur weiterkommen, wenn wir herausfinden, was Ryan mit seiner Hand gemacht hat, und wenn … Hallo! Was ist denn da drüben los!«
    Zwei Männer kamen aus dem Dunkel auf sie zugelaufen, fuchtelten mit ihren Taschenlampen und schrien.
    »Sarge!« rief einer der beiden. »Wir haben jemanden entdeckt! Wir haben unten am Ufer gesucht, bis zu diesem Chemiewerk, und da war jemand, und wir sind sicher, es war eine alte Frau!«
    »Aber das ist doch lächerlich!« sagte Neville fast unhörbar.
    »Wir haben sie nicht sehr deutlich sehen können, Sir«, sagte der Mann, »aber es war eine alte Frau.«
    »Und sie ist in Richtung Chemiewerk gelaufen?« fragte Branksome.
    »Anscheinend, Sarge.«
    »Dann sollten wir auch dorthin gehen, Sir. Ich weiß, es klingt verrückt, aber Dr. Reedwall kennt Ryan – er gehörte zu den Leuten, die das Delphinbecken der Station gebaut haben – und behauptet, dass er zuverlässig ist.«
    »Absolut zuverlässig«, bestätigte Tom. »Bist du nicht auch der Meinung, Netta?«
     
    »Er machte einen sehr guten und vernünftigen Eindruck«, stimmte seine Frau zu. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er so eine Geschichte erfunden haben könnte.«
    »Und was ich mir nicht vorstellen kann«, sagte Neville finster, »ist eine Geschichte, die so unlogisch ist. Aber, gut – fahren wir zu dieser Fabrik. Sergeant, rufen Sie an und lassen Sie ein paar Flutlichter schicken. Und fragen Sie die Küstenwache, ob sie ein Patrouillenboot herbeordern können, um das Ufer zu überwachen.«
    »Sofort, Sir.«
     
    Der Nachtwächter des Depots für organische Säuren kam von seiner letzten Runde durch das weitläufige Terrain des Unternehmens zurück. Er war schon ziemlich müde, hatte aber noch gute sechs Stunden vor sich, bis der Wachmann vom Tagdienst erschien, um ihn abzulösen. Der Lichtkreis seiner Taschenlampe tanzte wie ein Glühwürmchen vor ihm, als er zwischen den Bündeln der Rohrleitungen entlangschritt, die die Tanks miteinander verbanden.
    Plötzlich blieb er stehen. Auf der Pier, an der die großen Leichter festmachten, die das Rohmaterial anlieferten, hatte er eine schattenhafte Gestalt gesehen.
    »He!« rief er und lief in die Richtung. Er packte seinen Holzknüppel fester – die einzige Waffe, die er besaß. Er war kein junger Mann mehr, und das Laufen fiel ihm schwer, doch ein knappe halbe Minute später hatte er den Eindringling erreicht, der ruhig stehen geblieben war, als ob er auf ihn wartete.
    Das Licht seiner Taschenlampe fiel auf ihn, und er stellte verblüfft fest, dass es eine Frau war, eine alte Frau in schmutziger, abgerissener Kleidung.
    Er blieb stehen und sagte unsicher: »Was, zum Teufel, suchen Sie …«
    Sie sprang ihn an. Er schrie auf, riss den Schlagstock hoch und wich zurück, weil er sie für verrückt hielt. Sie drang wieder auf ihn ein, beide Hände vorgestreckt, wie Krallen, und griff wieder nach ihm. Diesmal gelang es ihr, ihn beim Ärmel zu packen. Der Stoff riss, und eine Sekunde lang spürte er einen brennenden Schmerz. Er schrie wieder auf und schlug – ein reiner Reflex – mit dem Schlagstock zu. Er traf

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