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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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gegeben: es war der Arbeiter, der einmal gesagt hat, dass er für Austern seine Seele verkaufen würde. Und selbst die ist doch im Grunde absurd, nicht wahr?«
    »Natürlich.« Tom zuckte die Achseln. »Nach meiner Meinung war Paddy einer der nettesten Leute, die hier gearbeitet haben – im Gegensatz zu ein paar anderen. Du hast sicher davon gehört, dass zwei von ihnen sich in einem Pub geprügelt haben und von der Polizei festgenommen wurden, nicht wahr?«
    »Nein, ich weiß nichts davon.«
    »Ich glaube, Fletcher hat es mir erzählt.«
    »Mit dem spreche ich nicht ein Wort mehr, als ich muss«, sagte Netta schroff. »Er hat irgend etwas an sich, das mir eine Gänsehaut macht. Wirklich!«
    Tom stand auf und fuhr ihr übers Haar. »Das beruhigt mich. Ich würde mir Gedanken machen, wenn er dir sympathisch wäre.«
    »Versuche doch nicht, den Eifersüchtigen zu spielen!« sagte Netta lächelnd. »Du bist nicht der Typ dafür. Okay, geh noch eine Weile an die Luft, aber komm nicht zu spät zurück!«
    Inkosi, der in seiner Ecke lag, schien zu spüren, dass es um etwas ging, das auch ihn betraf, hob den Kopf und stieß ein ermunterndes Knurren aus.
    »Okay, Boy«, sagte Tom mit einem leisen Lachen. »Wir wollen sehen, ob wir nicht ein paar Kaninchen aufscheuchen können.«
    Inkosi sprang auf und lief mit fröhlich wedelndem Schwanz umher, um seine Leine zu finden. Kurz darauf brachte er sie an, und er grinste beinahe vor Freude.
     
    Vor dem Mikrofon von Jolly Roger setzte sich Rory Dunstable in seinem gefederten Sessel zurecht.
    »Gute Nacht und guten Morgen allen Nachtleuten und Frühaufstehern«, sagte er mit seiner routinierten Ansagerstimme. »Hier spricht Rory, der euch wieder ein paar Stunden Musik und Unterhaltung bringen wird und jetzt den Platz auf dem Marterstuhl eures geliebten Piratensenders übernommen hat zum letzten Mal für eine Weile, für alle, die es interessiert; ich gehe morgen an Land, für ein paar Urlaubstage, die ich mir verdient zu haben glaube – auch wenn es hier einige Leute gibt, die anderer Meinung sind … Dafür kommt Hugo Masterson von einer Woche auf dem trockenen, harten Land zurück und wird euch mit seinem gewohnten, unnachahmlichen Charme Musik und geistreiche Plauderei servieren. Aber bis dahin müsst ihr noch mit mir vorlieb nehmen, und ich werde euch gleich eine eurer Lieblingsplatten anwerfen. Hier sind die Jefferson Airplane! «
    Er schlug auf den Schalter, der das Band in Bewegung setzte, lehnte sich zurück und blickte mit zusammengezogenen Brauen zu dem runden Stück Nachthimmel hinauf, das durch das Bullauge sichtbar war.
     
    Die Nacht war still und warm. Der Mond war bereits untergegangen, aber der Himmel war dennoch hell – eine dünne Hochnebelschicht reflektierte die Lichter Londons. Tom hatte das Ufer erreicht und ging in Richtung Geddesley weiter; es war der kürzere Weg, weil er sehr bald von der Umzäunung des Depots für organische Säuren versperrt wurde.
    Er schlenderte langsam den schmalen, kaum sichtbaren Weg entlang, während Inkosi um ihn herumsprang, einmal zum Ufer preschte, um den Geruch der hereinkommenden Flut in die Nase zu ziehen, und dann wieder landeinwärts lief, wo er an irgendeinem Grasbüschel oder einem Baumstamm schnupperte.
    Toms Gedanken rotierten wie ein Motor, als ob er Amphetamin genommen hätte, und er wurde wütend auf sich. Alles, was er wollte, war schlafen! Das Wochenende lag vor ihm, und er brauchte nicht früh aufzustehen. Allerdings wollte er morgen auch nicht zu lange im Bett bleiben, da er und Netta mit der Barkasse ein Stück hinausfahren wollten, um zu tauchen. Diese Gewässer waren zwar für Taucher nicht sehr ergiebig, doch sie wollten in Übung bleiben, da sie für das Ende des Sommers einen Urlaub am Mittelmeer geplant hatten.
    Er ging weiter, tief in Gedanken versunken, und achtete kaum auf seinen Weg, als plötzlich aus dem Dunkel ein Laut drang, der ihn stehen bleiben ließ.
    Es war das Schluchzen eines Mannes.
    Es wäre schlimm genug gewesen, eine Frau oder ein Kind an diesem einsamen nächtlichen Strand weinen zu hören, doch das Weinen eines Mannes empfand er als noch viel erschütternder.
    Er lief in die Richtung, aus der es kam, und stolperte beinahe über zwei Menschen, die vom Ufer landeinwärts taumelten: der weinende Mann und eine Frau etwa Ende Dreißig, die vielleicht recht hübsch aussah, deren Gesicht jedoch eine Maske von Terror und Angst war.
    »Mein Gott!« rief Tom. »Paddy Ryan …?«
    Inkosi,

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