Doppelgänger
behielt den letzten für sich. Nachdem er sich in ihn hineingezwängt hatte – nur den Helm setzte er noch nicht auf –, ging er zu den anderen zurück, die neben der Bude des Torwächters warteten.
»Mr. Fleet ist unterwegs«, verkündete Hedges, als er Sellers erkannte. »Er sagt, es geht in Ordnung, dass Sie die Anzüge ausleihen. Er ist in zehn Minuten hier.«
»Können Sie uns etwas Licht geben?« fragte Neville über die Schulter hinweg und blickte die Männer an, die ihre Schutzanzüge angelegt hatten.
»Sofort, Sir!« Hedges trat zur Rückwand, legte einen schweren Hebel um und drückte dann eine Reihe kleinerer Schalter – und das ganze Gelände des Werks war plötzlich in helles, gleißendes Licht getaucht. Auf jeden Tank, an jeder Wegkreuzung und über allen Türen der Gebäude flammten Lampen auf.
»Branksome«, sagte Neville. »Nehmen Sie drei Männer in Schutzanzügen und die Hälfte der anderen und suchen Sie die westliche Hälfte des Geländes ab. Hedges, Sie bleiben hier, und wenn Mr. Fleet auftaucht, berichten Sie ihm, was wir vorhaben. Sagen Sie ihm, er soll zu mir kommen, und warnen Sie ihn. Er soll sich immer auf der Wegmitte halten und keine Abkürzungen durch die dunklen Gassen zwischen den Gebäuden nehmen. Ist das klar?«
»Klar, Sir!« sagte Hedges.
»Dann vorwärts, Männer«, sagte Neville und trat aus der Bude.
Sellers bedauerte ein wenig, einen der Schutzanzüge selbst genommen zu haben – ohne ihn wäre er jetzt bei der Nachhut gewesen und nicht bei der Vorhut des Suchtrupps –, als er vorsichtig den Weg entlangging, der zum Ostrand des Werksgeländes führte. Hinter ihm gingen zwei Constables aus der Kreisstadt Geddesley, beide wie er in Schutzanzügen, mit Handschuhen und Helm, und ihnen folgten Branksome und zwei weitere Constables ohne Schutzanzüge.
Das Chemiewerk war nachts ziemlich unheimlich, stellte er fest. Er fühlte sich wie in einem technischen Dschungel, in dem die hohen Tanks die Bäume waren, und die Rohrleitungen, die sich von einem Tank zum anderen wanden, die Lianen, und die klobigen Ventile, die hier aus den Rohren wuchsen, die Pilze.
Er trug eine Taschenlampe in der linken Hand, und in der rechten einen Schlagstock, den ihm ein Kollege von einem Streifenwagen gegeben hatte. Da er nach dem Alarmruf direkt vom Bett mit seinem Roller zu der Stelle gefahren war, wo sich der verletzte Ryan befand, hatte er nichts mitgenommen als sein Notizbuch, das immer in seiner Jackentasche steckte.
»Und ein Notizbuch ist jetzt keine große Hilfe«, murmelte er in seinen Helm.
Der Plastikoverall war in dieser heißen Sommernacht wie ein Brutofen. Er hatte keine separaten Schuhe, sondern weite, floppende Füßlinge, die Teil des Anzuges waren, so dass nur am Halsteil Luft eindringen konnte. Die Plastikscheibe des Helm wurde durch seinen Atem beschlagen. Er schlug den herabhängenden Schurz des Helms zur Seite, um etwas Luft an sein schweißnasses Gesicht zu lassen, als plötzlich eine Stimme schrie: »He! Ich habe etwas gesehen!«
Er fuhr herum. Einer der Constables ohne Schutzanzug hatte den Lichtstrahl seiner Taschenlampe in die schmale Passage zwischen zwei Gebäuden gerichtet, deren Türschilder sie als Ersatzteillager und Reparaturwerkstatt auswiesen.
»Sellers!« rief Branksome. »Sie gehen als erster! In dem Plastikzeug kann Ihnen nicht viel passieren!«
Sellers bedauerte jetzt noch mehr, dass er einen der Schutzanzüge für sich beansprucht hatte, aber er nahm seinen ganzen Mut zusammen und schritt auf die enge, dunkle Passage zu. Als er sie erreicht hatte und mit der Taschenlampe in das Dunkel leuchtete, bemerkte er an ihrem anderen Ende Bewegung.
»Ja, da ist jemand!« rief er und lief in die enge Gasse hinein.
Bevor er das andere Ende erreicht hatte, stieß er auf das Äquivalent von Lianen in seinem technischen Dschungel: ein Gewirr von Röhren, die in alle Richtungen liefen und mit roten, weißen, gelben und blauen Ringen markiert waren, ein Farbkode für die Chemikalien, die durch sie gepumpt wurden. Er stolperte fast über eine der Röhren, weil der Helm mit der beschlagenen Frontscheibe seine Sicht behinderte.
»Hierher!« rief er, als er sah, dass eine dunkle Gestalt jenseits des Rohrnetzes zu fliehen versuchte. Durch den schweren Anzug behindert und schweißüberströmt, setzte er ihr nach und sprang von einem Rohr zum anderen.
»Sie läuft zur Pier!« rief Branksome hinter ihm. »Versucht, ihr den Weg
Weitere Kostenlose Bücher