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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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»Haben sie ein bisschen experimentiert, wie? Ist recht gut geworden, so weit ich das sehen konnte; bis auf den Wassertropfen auf der Linse, der möglicherweise alles verdorben hat. Aber vielleicht war das ein Effekt, den Sie beabsichtigt haben. – Hier, bitte.«
    Rory blinzelte ihn an. Dann riss er das kleine Päckchen auf, das der Mann ihm gegeben hatte, und begann den Film abzuspulen.
    »Das dürfen Sie nicht tun?« rief der alte Mann entsetzt. »Sie bringen Fingerabdrücke auf den Film – Sie könnten ihn sogar zerkratzen!«
    Rory hörte nicht auf ihn. Er spulte den Film ab und hielt ihn gegen das Licht. Und dann hatte er gefunden, was er suchte. Ja, dort war es, tauchte zum ersten Mal aus dem Wasser auf; ein langer schlanker Fisch, der sich vom Haken zu befreien versuchte. Er spulte noch mehr Film ab. Jetzt tauchte seine Beute zum zweiten Mal auf.
    Und – wie der alte Mann gesagt hatte – Wasser war auf das Objektiv geraten, wahrscheinlich von dem zappelnden Tier zum Deck emporgespritzt. Ein großer Tropfen war am Rand der Linse gelandet und verzerrte einen Teil des Bildes. Aber trotzdem …
    Er hielt den Atem an. Ja, hier auf dem Film war der Beweis für etwas, das weder er, noch die anderen glauben wollten: als er seine Beute zum ersten Mal an die Oberfläche gezogen hatte, war es ein Fisch. Beim zweiten Mal war es …
    »Etwas anderes«, murmelte er und fühlte einen Schauer auf seinem Rücken. Dies musste er unbedingt Experten zeigen, und zwar sofort. Er begann den Film wieder aufzuwickeln.
    »Was habe ich zu zahlen?« fragte er.
     
    »Vorsichtig jetzt!« rief der Mann, der am oberen Ende der Leiter hing und den Greifer dirigierte, der in der dunklen, scharf riechenden Flüssigkeit umherfuhr. »Jetzt!«
    »Was gefunden?« rief Fleet, der unten stand.
    »Ja, ich glaube«, antwortete der Mann. »Einen Moment, ich will sehen, ob ich es fest im Griff habe.«
    Er zog einen Handschuh aus und überzeugte sich, dass das Seil frei über die Rollen des Flaschenzuges lief, den sie auf dem Rand des Tanks montiert hatten, dann löste er den Greifer vorsichtig und ließ ihn erneut zuschnappen.
    »Zieht an!« rief er den Männern am Boden zu, und sie holten Leine ein. Wenig später erschien ein dunkles, phenoltriefendes Objekt an der Oberfläche.
    »Stop!« rief der Mann auf der Leiter verwundert. »Das sieht ja aus wie ein Fisch! Und ich glaube, das ist der erste Fisch, den jemand in einem Phenoltank gefangen hat!«
    Er packte eine Flosse des Fisches und wuchtete ihn über den Rand des Tanks. Fleet trat ein paar Schritte zurück, um nicht von der herabtropfenden, dunklen Flüssigkeit getroffen zu werden. »Aber das ist doch nicht die alte Frau!« rief er.
    »Das ist es aber, was hier in dem Tank war«, sagte der Mann und begann die Stufen der Leiter herabzusteigen.
     
    »Sie ist – was? « sagte Sergeant Branksome ins Telefon und runzelte ungläubig die Stirn.
    »Sie ist verschwunden!« wiederholte Dr. Nimms erregt. »Und einer meiner Pfleger – der junge Stevens – ist jetzt in demselben Zustand wie sie. Er steht unter dem Fenster, an der gleichen Stelle, an der sie stand, und kann auch kaum besser reden als sie!«
    Die Tür von Branksomes Büro würde geöffnet, und Sellers trat herein. »Morgen, Sarge.« Er sah völlig übermüdet aus. »Ich bin etwas zu spät dran. Tut mir leid. Ich habe verschlafen.«
    »Bleiben Sie hier!« rief Branksome, als Sellers den Raum wieder verlassen wollte. »Entschuldigen Sie, Doktor, eben ist der Constable gekommen, den ich gestern zu Ihnen geschickt habe.« Er verdeckte die Sprechmuschel mit der Hand. »Hören Sie, Rodge, Miss Beeding scheint aus der Klinik geflohen zu sein.«
    »Dann könnte es also doch sie gewesen sein, die wir gestern Nacht in dem Chemiewerk gesehen haben?«
    »Nein, das ist unmöglich, und das ist es, was ich so verwirrend finde. Sie hatte nicht genügend Zeit, um von Geddesley bis zur Fabrik zu gelangen. Um Mitternacht, als die Pfleger der Nachtschicht ihre übliche Kontrolle machten, war sie nämlich noch in ihrer Zelle. Moment.« Er nahm die Hand von der Sprechmuschel.
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie warten ließ, Doktor, aber ich möchte jeden Irrtum vermeiden. Also noch einmal: Um Mitternacht war noch alles in Ordnung, nicht wahr? Aber als Sie heute morgen in ihre Zelle traten, um ihr eine Beruhigungsspritze zu geben, damit die Schwester sie entkleiden konnte, war sie nicht mehr dort und … Ja, ich verstehe … Nein, ich will damit nicht sagen …

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