DoppelherzTOD
diesem Wetter nicht seine Wohnung, wenn ihn Frederike sowieso nicht empfing. Eine Bemme auf die Hand tät’s auch, hätte er was im Haus. Sie vermuten, dass Ihr Partner Sie schon seit einer geraumen Weile hintergeht? Prüfen Sie diese Vermutung erst genau und ziehen Sie dann gegebenenfalls die Konsequenzen! Sollten Sie feststellen, dass Sie unrecht haben, sollten Sie sich etwas einfallen lassen, womit Sie Ihrem Schatz Ihre Reue beweisen. Das sagten die Sterne und ließen seine Affäre im anderen Licht erscheinen. Vielleicht suchte Frederike den Streit, vielleicht war er der Leidtragende. Er sollte die Konsequenzen ziehen. Allerdings galt das Horoskop für die kommende Woche, nicht für das, was gewesen war. Aber so konnte doch das Verhältnis nicht enden. Wie lange kannte er Frederike? Zehn Jahre. Er musste mit ihr reden, er liebte sie doch. Diese Brigitta hatte sich in sein Leben gedrängt und ihn gnadenlos ausgenutzt. Hosfeld war schuld. Frederike, verzeih! Ehrlicher fand keine Lösung für die Situation, in die er geraten war.
Der Hauptkommissar Agnes Schabowski allerdings könnte er Bericht erstatten. Der Doppelmord war kein Mord, sondern ein Unfall. Von Meta Porstmann indirekt herbeigeführt. Das klang logisch. Tragisch der Fall, noch tragischer, dass Hans-Jürgen Porstmann seine neue Liebe mit in das Grab nehmen musste. Aber: Die Sache geklärt. Sicher: Ohne Kains Stichwort wäre Ehrlicher kaum auf die Lösung gekommen. Sie waren wirklich ein gutes Team. Sie hätten es bleiben sollen. Jetzt saß er einsam hier in seinem Häuschen ohne eine warme Mahlzeit und las Anzeigenblätter für Leipzig und Umgebung. Vielleicht sollte er doch die Tageszeitung abonnieren. Es schneite riesige Flocken, dabei waren Krokusse, Märzenbecher und Narzissen schon lange verblüht. Mitten in Ehrlichers Gedanken hinein schrillte die Klingel.
»Ich bin’s!« Es war die Stimme von Brigitta vom Gartentor her.
Ehrlicher hatte keine Lust auf ihre Gegenwart. Er musste diese Affäre beenden, wenn sie denn überhaupt eine gewesen war. Brigitta war es schließlich gewesen, die ihn erst in diese Situation gebracht hatte. Ohne den Hosfeld und seine Buchidee wäre er ihr niemals begegnet. Dann hätte er offiziell ermitteln können und wäre nicht im Bett dieser Dame gelandet. Er sah sich noch im Ringcafé tanzen. Das schönste Mädchen der Welt ist meine Rooooooosmarie. Den schönsten Namen der Welt hat meine Ro-ro-ro-osma-rie-ie-ie. Er hatte noch ihre Stimme im Ohr: Weißt du, dass Rosemarie mein zweiter Name ist? Wie hatte er sich von ihr einlullen lassen können? Jetzt stand Brigitta Rosemarie Johannsen vor seiner Tür und würde sich den Einlass mit allen Mitteln erkämpfen. Ehrlicher drückte den Knopf.
Brigitta war schwer bepackt. Beutel in der linken und rechten Hand, eine Tasche hing ihr über die Schultern. Ehrlicher sah Porree und Gurken, sah auf Apfelmusgläser und Eier, Brot, Petersilie.
»Willst du bei mir eine Party geben?«
»Nein, aber bei dem Wetter schickt man keinen Hund vor die Tür.« Ehrlicher war sich nicht sicher, ob Brigitta Dank von ihm erwartete. Doch er hatte sie weder eingeladen noch mit Besorgungen beauftragt. Sie lächelte entschuldigend.
»Drei Stunden haben sie mich auf dem Präsidium verhört. Ich habe doch keine Ahnung, warum die sich umbringen wollten.« Sie stellte die Taschen und Beutel in den Flur. »Seit wann bist du denn wieder draußen?«
Dass diese Verhaftung von Hauptkommissarin Schabowski inszeniert worden war, musste er Brigitta nicht offenbaren. Es war ein Spiel, das sie nicht begriff. Er würde ihr gar nichts mehr erzählen. Der Fall war geklärt, und damit fand auch ihre Bekanntschaft ein Ende. Schluss. Aus. Finito. Etwas schade, sicherlich, aber er wollte Frederike nicht verlieren. Frederike stand mitten im Leben. Ihr Waschsalon war die Adresse für einen guten Abend in ungewöhnlichem Ambiente. Er gehörte zu Frederike, ohne dass sie sich jemals das Jawort gegeben hätten. Und die Faszination dieser Frau Johannsen war schnell der Gewöhnlichkeit gewichen. Frisur, Kostüm und Abendkleid, Stimme und changierende Augenfarbe ersetzten keinen Charakter.
»Da du mich nicht besuchst, habe ich mir gedacht, wir essen heute bei dir.«
Ehrlicher war sprachlos. Diese Frau schien ihn als ihr Eigentum zu betrachten. Die Übernachtung in ihrem Zimmer begriff er als Zufall und dem Alkohol und seinem Ermittlungsdrang geschuldet. Brigitta bedeutete ihm nichts, und schon gar nicht war er aus
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