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Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)

Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)

Titel: Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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ausgekramt habe. Dass ich mir diese Frage nach zwei Tagen des Grübelns nun tatsächlich mit ‚Ja‘ beantwortet habe, grenzt fast an ein Wunder.

    Hobbyband sucht Hobbysängerin mit Spaß an der Freude, die trotzdem die ernsthaften Ambitionen nicht ausschließt. Auftritte geplant.

    Ich hatte schon immer Freude an der Musik, war die heimliche Königin aller Autofahrt-Sängerinnen (ohne Beifahrer, versteht sich) und stets der festen Überzeugung, LeAnn Rimes ohne Schwierigkeiten Konkurrenz machen zu können.
    Dass eine korpulente Figur eine Karriere auf den Bühnen der Welt (oder zumindest auf den Bühnen der Scheunenfeste) nicht ausschließt, habe ich grundsätzlich geahnt. Trotzdem fehlte es mir stets am nötigen Selbstbewusstsein, um auch nur die Idee in Erwägung zu ziehen, mich mit meiner Stimme in die Öffentlichkeit zu wagen.
    Jetzt, wo besagtes Selbstbewusstsein zu meinem Rund-um-die-Uhr-Begleiter geworden ist, erscheint es mir auch überhaupt nicht merkwürdig, auf einem schwarzen Ledersofa zu sitzen, drei Vollblutmusikern dabei zuzuhören, wie sie „Hotel California“ zum Besten geben und dabei so zu tun, als hätte ich mich bereits unzählige Male in ähnlichen Situationen befunden.
    Dass mich das Spieltalent der Männer beeindruckt, behalte ich fachmännisch für mich. Schließlich soll keiner von ihnen auf die Idee kommen, dass sie die einzige Option zum Ausleben meiner musikalischen Fantasien sind.
    „Und?“ Karsten stellt die Gitarre, noch während der letzte Ton in der Luft liegt, zur Seite und schaut mich erwartungsvoll an. „Kannst du dir vorstellen, mit uns auf einer Bühne zu stehen?“
    Ich schweige, während ich die Männer vor mir für einen Moment betrachte. Alle zwischen Mitte Dreißig und Anfang Vierzig. Karsten, der Gitarrist und so was wie das Sprachrohr der Band, groß, mit raspelkurzem blonden Haar, in Jeans und einem schwarzen Hemd, das etwas zu eng für den Ansatz seines Wohlfühlbäuchleins ist. Igor, der schmächtige Bassist mit russischem Akzent, Vollbart und Halbglatze, der kaum spricht, aber umso flinker mit den Fingern über die Saiten balanciert. Und Hardy, der Drummer mit aschblondem Zopf und schwammigen Oberarmen, dessen einziges Kriterium bei der Wahl seines T-Shirts scheinbar das Motiv war, ungeachtet der Größe und des Zustands des weißähnlichen Stückchens Stoff. Vielleicht hat er aber auch einfach nur ganz richtig erkannt, dass der rote Mund des Rolling-Stones-Logos seine Zunge auch auf zu engen Shirts unbeirrt und nicht weniger aussagekräftig ausstreckt.
    „Na ja“, sage ich schließlich. „Ich muss zugeben, dass ich schon beeindruckt bin. Ihr scheint etwas von eurem Handwerk zu verstehen. Gleichzeitig muss ich aber auch zugeben, dass ich keinerlei Bühnenerfahrung habe. Bisher war ich eher im“, ich versuche, die Wahrheit ein wenig zu dehnen, „ privaten Bereich aktiv.“
    „Oh, darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen“, antwortet Karsten. „Wir suchen gar keine Rampensau oder die absolute Routinesängerin. Anfangen werden wir ohnehin mit kleinen Auftritten in der Eckkneipe, auf der Geburtstagsfeier eines Kumpels oder einem kleinen Gartenfest hier bei uns. Einfach, um als Band ein bisschen warm zu werden. Vorher müssen wir natürlich proben, aber ich denke …“
    „Immer sachte bleiben, Kumpel!“ Hardy klopft seinem Bandkollegen auf die Schulter, während er hinter seinem Schlagzeug hervorkommt. „Du schlägst Romy mit deinem Gequassel ja gleich wieder in die Flucht.“
    „Oh. Das wollte ich nicht.“ Karstens Wangen bekommen einen rosigen Hauch.
    Ich lächle. „Keine Sorge, Jungs. So leicht lasse ich mich nicht abschrecken. Ich finde, dass das alles wirklich sehr gut klingt. Im kleinen Kreis, alles ganz langsam. Kennenlernen, sich gegenseitig beschnuppern. Und immer mit der Ruhe.“
    „Mit der Ruhe“, wiederholt Karsten lächelnd.
    „Ich stelle mir das jedenfalls toll vor“, fahre ich fort, „und wenn euch mein Demo wirklich gefallen hat, würde ich mich freuen, die eine oder andere Nummer mit euch zu proben.“
    Igor, der seinen Bass stimmt, lächelt fast unmerklich, umso euphorischer scheinen Karsten und Hardy, die mir nacheinander um den Hals fallen, nur um die scheinbar etwas zu unmännliche Emotionalität gleich darauf mit einem gelassenen Schulterklopfen ungeschehen zu machen.
    Ich denke an das Demo, das ich Karsten gemailt habe und frage mich, ob sie sich darüber im Klaren sind, dass das Einsingen von „From A

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