Doppelspiel der Leidenschaft (German Edition)
hatte. Noch nicht bei der ersten Berührung, trotz der unleugbaren Verbindung zwischen ihnen, denn da war sie noch fassungslos über den Verlust ihres Gedächtnisses gewesen. Zugegeben, die starke Anziehung, ja das gegenseitige Begehren, hatte sie überzeugt, dass sie irgendwie zusammengehörten, vor allem auf körperlicher Ebene.
Im Laufe des Gesprächs verringerte sich die Distanz zwischen ihnen. Vielleicht lag es an seinem aufrichtigen Bedauern, dass es zu dem Unfall gekommen war. Möglicherweise auch an seinem Eingeständnis, dass sie sich bisher noch nicht dazu durchgerungen hatte, seinen Namen zu führen. Wie auch immer, auf jeden Fall fühlte sich Kiley nun als Nicolòs Ehefrau.
„Woran denkst du?“, fragte Nicolò sanft.
„Ich versuche, mich zu erinnern, aber …“
„Aber, was?“
„Ich habe Angst …“ Sie wunderte sich selbst ein wenig, dass sie ihm bereits nach wenigen Minuten ihre Empfindungen anvertraute. Als wir uns kennengelernt haben, muss es ebenso gewesen sein, dachte sie, ein romantischer Traum. Sie stellte sich vor, wie sie beide in kürzester Zeit eine enge körperliche und gefühlsmäßige Beziehung aufgebaut hatten. Das würde erklären, warum ich so für ihn empfinde, dachte Kiley. „… vor dem, was ich über mein Leben erfahren werde.“
„Und vor dem, was dir verborgen bleiben wird?“
„Ja, auch davor.“
„Und jetzt frage ich mal etwas“, sagte Nicolò. „Gibt es etwas, was du mir verschweigst?“
Kiley wusste selbst nicht, warum ihr Tränen in die Augen stiegen. „Wenn ich einschlafe, werde ich dann beim Aufwachen wieder alles vergessen haben?“, flüsterte sie. Denn sie wagte es nicht, diese Befürchtung laut auszusprechen, damit sie nicht am Ende noch wahr würde. „Wie im Kino. Kennst du den Film, in dem die Frau jeden Morgen aufs Neue bei null beginnt, weil sie sich an nichts mehr erinnert?“
„Meinst du ‚Fünfzig erste Dates‘?“
„Ja, genau.“ Sie bewegte sich, doch ein Schmerz in der Hüfte ließ leise aufstöhnen. „Ist das nicht komisch? Ich kann mich zwar an den Film erinnern, aber nicht daran, wann und wo ich ihn gesehen habe. Oder mit wem?“ Sie schaute ihn hoffnungsvoll an. „Zufällig mit dir?“
Zu ihrer Enttäuschung schüttelte er den Kopf. „Wie ich schon angedeutet habe: Wir kennen uns noch nicht besonders gut. Die Eheschließung war ein spontaner Entschluss.“
Sie lächelte tapfer. „Dann müssen wir wenigstens nicht so viel nachholen.“
Als er lachte, schlug ihr Herz schneller – was die Monitore sogleich anzeigten. „Stimmt.“
Kiley fielen plötzlich die Augen zu. „Ich bin müde. Sicher wegen der Spritze.“ Doch sie ließ seine Hand nicht los. „Wirst du noch hier sein, wenn ich aufwache?“
„Worauf du dich verlassen kannst. Ich werde nirgendwo hingehen.“
Wie verlässlich und sicher sich das anhört, dachte Kiley. „Aber werde ich noch wissen, wer du bist?“
„Wenn nicht, dann werde ich dir eben auf die Sprünge. Und wenn das auch nichts nützt …“ Er hob ihre Hand und hauchte einen Kuss in die Handfläche. „Das hier wirst du nie vergessen.“
„Wie könnte ich!“, raunte sie. „Danke, Nicolò, ich bin so froh, dass du mein Mann bist.“
Und mit diesen Worten schlief sie ein.
3. KAPITEL
„Hast du den Verstand verloren?“
Nicolò seufzte tief. „Wenn mich nicht alles täuscht, hast du mich das letztes Mal auch schon gefragt.“
„Es gibt Dinge, die kann man gar nicht oft genug sagen“, erklärte Lazz und wandte sich an Sev, den ältesten der Dante-Brüder, um Unterstützung. „Du heißt sein Verhalten doch nicht etwa gut?“
„Nein, bestimmt nicht“, versicherte ihm Sev. Dann zögerte er. „Obwohl …“
Lazz schloss die Augen. „O nein. Bitte nicht. Du wirst ihn doch hoffentlich nicht ermutigen, mit dieser Dummheit weiterzumachen?“
„Wir gewinnen dadurch Zeit, um herauszufinden, was sie vorhat. Wenn sie ihr Gedächtnis wiedererlangt, werden wir vorbereitet sein. Bis dahin wird Nicolò genug Informationen haben, um einen Plan in die Tat umzusetzen.“
„Mal wieder hart an der Grenze der Legalität?“, spottete Lazz.
Nicolò kostete es große Mühe, nicht seine Handfläche zu reiben. Seit er Kileys Hand berührt hatte, konnte er dieses Bedürfnis kaum unterdrücken. Genauso war es vor ihm Sev und Marco ergangen, als sie Francesca und Caitlyn begegnet waren. Doch Nicolò wagte es noch nicht, vor seinen Brüdern zugegeben, dass auch er das Inferno erlebt hatte.
„Falls es
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