Doppelspiel der Leidenschaft (German Edition)
bitter. „Da ich mich nicht erinnern kann, muss ich wohl oder übel deine Version der Dinge glauben.“
„Soll ich dir die Wahrheit sagen?“
„Wenn es dir nichts ausmacht … Ich bitte darum.“
„Dein Großvater und dein Großonkel besaßen gemeinsam eine Diamantenmine, die sie dann meinem Großvater Primo verkauft haben. Als du und ich uns zum ersten Mal getroffen haben, ging es um die Rechtsgültigkeit dieses Verkaufs. Du hast behauptet, dass dir noch immer ein Anteil an der Mine gehören würde.“
„Also haben wir uns nicht beim Frisbeespielen kennengelernt?“
„Richtig.“
Verwirrt schüttelte sie den Kopf. „Warum hast du dann die Geschichte erfunden, dass wir uns im Park begegnet sind? Was für einen Unterschied macht es, wo und wann es war?“
„Glaub mir, es ist ein Unterschied.“
„Warum?“ Sie klang enttäuscht.
Er rieb sich die Stirn, auf der sich eine tiefe Falte gebildet hatte. „Nach dem Unfall wollte ich noch nichts davon sagen, weil ich erst herausfinden wollte, ob deine Ansprüche berechtigt waren. Rufio brauchte etwas Zeit, um die Wahrheit herauszufinden. In der Zwischenzeit konntest du dich von deinen Verletzungen erholen. Und wir konnten uns aneinander gewöhnen und haben gelernt, mit dem Inferno zurechtzukommen – ohne dass die Sache mit der Mine zwischen uns gestanden hätte.“
„Ich verstehe das immer noch nicht. Was hat der Verkauf der Diamantenmine mit dem Kollier zu tun, von dem Mr. Ferrell gesprochen hat?“
„Weiß ich auch nicht. Jedenfalls bis jetzt nicht. Rufio ist im Laufe seiner Ermittlungen auf diesen Mr. Ferrell gestoßen.“
„Und dieser glaubt felsenfest, dass ich ihn betrogen habe, richtig?“
„Ja.“
„Und du? Was glaubst du?“
„Wir sind noch immer mit der Sache befasst, Kiley.“
„Aber … kann es sein, dass er recht hat?“ Als sie in Nicolòs Gesicht die Antwort las, schien etwas sehr Kostbares in ihrem Inneren zu zerbrechen. Sie brauchte einen Moment, bevor sie die nächste Frage stellen konnte: „Glaubst du, ich wollte dich betrügen, was die Mine betrifft?“
„Kiley, bitte frag nicht weiter. Nicht jetzt.“
„Bitte gib mir eine Antwort, Nicolò. Hast du mich, als wir uns zum ersten Mal getroffen haben, für eine Betrügerin gehalten?“
Widerwillig nickte er. „Ja, ich hatte zumindest einen Verdacht.“
„Warum?“, fragte Kiley verzweifelt.
„Nichts Sicheres. War nur so ein Gefühl.“
Kiley wollte zu ihm, die Arme um ihn legen und ihm versichern, dass sich alles klären würde. Aber sie konnte nicht. Im Moment trennte sie beide zu viel, Zweifel und Misstrauen, und sie wusste nicht, wie sie diese Kluft überwinden sollte. „Wenn du mich für so eine Person gehalten hast, warum hast du dich dann nicht von mir abgewendet? Wieso haben wir uns verliebt? Und geheiratet?“
Er hob die Hand und zeigte auf seine Handfläche. „Wie es scheint, nimmt das Inferno keine Rücksicht auf solche Kleinigkeiten wie …“
„… den Charakter?“, warf sie ein.
„Kiley –“
Sie blickte zur Tür und wäre am liebsten davongelaufen. War das eine Art Selbsterhaltungstrieb – oder womöglich Teil ihres Wesens? Sie zwang sich zu bleiben. „Ist das wahr? Hat Mr. Ferrell recht? Bin ich tatsächlich so?“
„Ich weiß es nicht.“ In seiner Stimme schwang Enttäuschung mit. „Ich will es einfach nicht glauben, Kiley.“
„Dann tu es auch nicht.“ Sie ging zu ihm, legte ihm die Hände auf die Brust und spürte dabei das Pulsieren ihrer Handflächen. „Bitte, du musst an mich glauben, Nicolò, und dich für mich einsetzen. Vielleicht stimmt alles, was Mr. Ferrell sagt, und ich bin wirklich so …“
„Nein“, sagte Nicolò schnell und ohne zu überlegen, und Kiley schöpfte neue Hoffnung.
„Okay, dann war ich vielleicht so. Aber was, wenn sich alles als Irrtum herausstellt? Da ich mich nicht erinnern kann, weiß ich mich auch nicht zu verteidigen. Wenn es irgendeine andere Erklärung für alles gibt, bleibt mir nur zu hoffen, dass wir sie finden werden.“ Sie schaute ihn an und wollte nicht mehr davonlaufen – sondern kämpfen. „Bitte, Nicolò, ich muss die Wahrheit wissen.“
„Und wenn die Wahrheit nicht das ist, was du hören willst?“
„Dann ist es trotzdem die Wahrheit.“
Ich sollte ihn nicht küssen, dachte sie, und ihn nicht umarmen. Doch sie konnte nicht anders. In diesem Augenblick brauchte sie dringend ihren Ehemann – ihn selbst, und nicht den Problemlöser.
Sie schlang die Arme um ihn und
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