Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)
Sie wollen, wie ihre andersfarbigen Kollegen auch, in die Regierung. Aus irgendeinem Grund glauben die nämlich immer noch, dass dann sie und nicht mehr die Banken und die Wirtschaft die Macht hätten. Vermutet die Liese. Oder liegt es nur daran, dass die Regierungsposten besser bezahlt sind als die Oppositionsposten. Oder ist das gar nicht so und sie hiepern alle nach Ministerposten? Oder erhoffen sie sich einfach nur die besten Plätze auf den Stehempfängen in der Hauptstadt?
Wie auch immer. Das klappt nur, wenn sie genügend solcher Kreuzchen bekommen. Damit das genügend werden, haben die sich in der Bevölkerung mal umgesehen, festgestellt, dass es Menschen unterschiedlichsten Alters und Hintergrunds gibt. Und denen wollen sie jetzt grüppchenweise weismachen, dass sie sich um deren Belange kümmern. In kurzen Sätzen.
Wäre die Grete alleinerziehende berufstätige Mutter und bereits bei jeder Menge KITAs auf den 100. Wartelistenplatz geschrieben worden, hätte sie vielleicht gejubelt über den "Hellokitaslogan", in ihrer Verzweiflung geglaubt, dass die Grünen an dem gruseligen Mangel tatsächlich etwas ändern würden, falls sie genügend dieser Kreuzchen bekommen und dann noch von einer andersfarbigen Partei gebeten würden, ihnen zur benötigten Mehrheit zu verhelfen. Vielleicht hätte sie gejubelt und sich am frühen Morgen einen Knoten ins Taschentuch gemacht, um nur ja nicht zu vergessen, in ein paar Wochen die Grünen zu wählen.
"Die wollen deine Stimme, liebe Grete" will das Lieschen rufen. "Die sollst du am 22. in eine Urne werfen." Lieschen könnte sich mal wieder in Rage reden. Zu oft schon hat sie in ihrer Naivität VorderWahlversprechen geglaubt und sich dann tatsächlich erschrocken als sie nach der Wahl sinngemäß hörte "ochnöwarnurSpaßvorderWahl".
Das Glauben hat sie sich wohl schon lange abgewöhnt und doch kann sie schon einige der Slogans und Kurzversprechen mitsprechen. Ob sie vielleicht insgeheim hofft, dass es eines Tages einen Politiker gäbe, der Ernst machte mit der Idee, das Leben "des Volkes" noch vor seinem eigenen verbessern zu wollen? Aber natürlich weiß sie, dass ein solcher keine Chance hätte, noch wesentlich länger als ein paar Sekündchen auf seinem Ministerstuhl zu sitzen, nachdem sein Ansinnen klar geworden wäre.
"Nenene, Grete" sagt sie. "Die wollen nix hören." Und leise fügt sie nochmals hinzu: "Du sollst nur deine Stimme in die Urne werfen, damit sie sie beerdigen können. Mindestens für die nächsten vier Jahre. Da sind sie sich alle einig."
Euer Lieschen
Dienstag, 20. August 2013
Von Willigen und Unwilligen
Heute Morgen hat das Fräulein Grete Meier den Herrn Heber auf dem Parkplatz getroffen. Geschafft sah der aus, aber so richtig. Als ob er ein paar Nächte nicht geschlafen hätte. Zuerst hat die Grete ja gedacht, dass das Baby den Herrn Heber wachhält, aber das war nicht die Ursache. Zuviel Arbeit momentan, erzählte ihr der Herr Heber. Und keine Leute. Also Überstunden. Jede Menge. "Zwei haben gekündigt. Gehen zur Meisterschule. Ist ja auch vernünftig. Aber der Chef findet einfach keinen. Das geht jetzt schon seit drei Monaten so."
Der Herr Heber ist Installateur (Praktisch, wie der Herr Heinevetter findet) und das mit Leidenschaft. Heute sah das aber weniger leidenschaftlich aus.
Also sowas, der Chef findet keine Mitarbeiter? Kann man das glauben, wo doch so viele arbeitslos sind?
"Könnense glauben, Frau Meier, könnense. Dreimal hatten wir jetzt schon jemanden vom Arbeitsamt. Einer hatte es mit dem Rücken, der andere Asthma und der dritte ist einfach ohne Grund nach drei Tagen nicht mehr zur Arbeit erschienen. Naja und gestern kam dann der Kevin. Auch vom Arbeitsamt. Ausbildung fertig und dann wurde der auf die Straße gesetzt. Mist sowas für die jungen Leute."
Dem konnte die Grete zustimmen. Hört man ja immer wieder. Azubis scheinen für viele einfach nur billige Arbeitskräfte zu sein. "Na Herr Heber, dann noch einen schönen Tag und viel Erfolg mit dem Kevin."
Der Herr Heber lachte nur grimmig. "Frau Meier, wissense, mit dem wird das auch nix. Der hat sich gestern schon aufgeregt, dass er bis sechse arbeiten musste. Gefragt hat er mich, ob das immer so sei. Da hätte man ja nix mehr vom Leben, bei den Arbeitszeiten. Komische Einstellung. Notdienst fällt halt immer mal an in dem Beruf. Wusste er doch vorher. Und von Fachwissen keine Spur. Der weiß so gut wie nix. Wie der durch die Prüfung gekommen ist, ist
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