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Doppeltes Spiel (German Edition)

Doppeltes Spiel (German Edition)

Titel: Doppeltes Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Hille
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Lysette sanft an der Wange, und beide verharrten einige Atemzüge lang in dieser Haltung.
    Nicholas war der erste, der sich daraus löste und wieder aufrecht hinsetzte. Sein Gesicht war leicht gerötet, aber er wandte den Blick nicht ab. Fragend und offensichtlich aufgewühlt sah er Lysette an.
    Auch in ihr tobte ein Sturm der Gefühle. Was würde geschehen, wenn sie ihm nun einfach sagte, wer sie war und warum sie hier war? Würde er es vielleicht sogar verstehen? Aber was dann? Sie konnte kaum von ihm erwarten, dass er gute Miene zum bösen Spiel machte und für sie seinen Bruder und seine Tante belog. Nein, diese Farce musste sie nun durchziehen, auch wenn es ihr beinahe das Herz brach. Und danach würde sie Nicholas nicht wiedersehen - denn wie würde sie jemals verbergen können, was sie für ihn empfand?
    Sie schüttelte sacht den Kopf. Er nickte, als hätte sie etwas zu ihm gesagt. »Wir sollten zurückgehen.».
    Das erste Stück des Weges legten sie schweigend zurück. Demoiselle, die hechelnd und schwanzwedelnd um sie herumtanzte, löste die bedrückte Stimmung. Als Lysette wegen der Kapriolen des Hundes über einen Stein stolperte, hielt Nicholas sie fest, sie lachten sich an, und ab da erzählte ihr Nicholas wieder über sein Gut, den Wein, den er anbaute, die Neuerungen, die er plante, und hielt dabei weiter ihre Hand fest, als hätte er vergessen, seinen Griff wieder zu lösen.
    Erst als sie in Sichtweite des Hauses waren, ließ er Lysette los und reckte verlegen den Hals. »Was möchtest du jetzt unternehmen?«, fragte er. »Ich hatte ja versprochen, mit dir noch shoppen zu gehen.«
    Lysette lachte und schüttelte abwehrend den Kopf. »In Avignon kannst du vor Touristen nicht treten, Nicholas. Da macht es keinen Spaß, shoppen zu gehen. Nein, ich bleibe lieber ...«
    Sie unterbrach sich, denn als sie den Hof betraten, winkte jemand Nicholas zu und rief » Salut mon vieux ! Da seid ihr ja endlich.« Lysette ging höflich beiseite, damit Nicholas mit dem anderen Mann reden konnte, und bemerkte erst am betretenen Schweigen der beiden, dass sie offensichtlich einen peinlichen Fauxpas begangen hatte. Sie sah Nicholas fragend an, der wiederum sie mit einem erstaunten, nachdenklichen Blick betrachtete.
    »Margo?«, sagte der andere Mann laut und ein wenig ärgerlich. »Bist du denn so wütend auf mich, dass du mich schneidest?«
    Ein eiskalter Schreck durchfuhr sie, und sie spürte, wie die Härchen auf ihren Armen und in ihrem Nacken sich aufrichteten. Da war er, der Moment der Unaufmerksamkeit, der Fehltritt, vor dem sie sich gefürchtet hatte.
    Sie holte tief Luft, bezwang das Zittern in ihrer Stimme und sagte: »Hallo Philippe. Entschuldige, ich war vollkommen in Gedanken.«
    Margos Verlobter schien durch ihre Worte nicht besänftigt zu werden. »Ich finde, das habe ich nicht verdient«, schimpfte er. »Ich habe dich schließlich nicht mutwillig versetzt, und wie ich sehe, hat Nicholas sich um dich gekümmert.«
    Lysette rang sich dazu durch, zu ihm zu gehen, ihn zu umarmen und ihm einen flüchtigen Kuss zu geben. Das war das erste Mal, dass sie den Mann zu Gesicht bekam, wegen dem das ganze Theater hier stattfand. Obwohl es vollkommen ungerecht und kindisch war - sie nahm es ihm übel.
    Philippe sah genauso gut aus wie auf seinen Fotos - wenn nicht sogar noch ein bisschen besser. Er roch dezent nach einem teuren Rasierwasser, seine Zähne verrieten den guten Zahnarzt und seine Kleidung einen hervorragenden, ebenfalls kostspieligen Geschmack. Er wandte sich nach Lysettes Begrüßung besänftigt wieder seinem Bruder zu, dessen Miene düster und schwer durchschaubar erschien. Philippes Arm lag in einer besitzergreifenden Geste um Lysettes Schulter, das schien Nicholas nicht zu gefallen.
    »Ich nehme dir Margo jetzt wieder ab, mon vieux «, sagte Philippe. »Danke fürs Aufpassen. War sie auch nett zu dir?« Er drückte Lysette an sich, und sie verzog unwillkürlich das Gesicht.
    Nicholas war ihre Grimasse nicht entgangen. Seine Augen blieben auf ihr Gesicht gerichtet, während er geistesabwesend antwortete: »Nein, nein, es war mir ein Vergnügen. Sie ist wirklich sehr nett, deine Margo.«
    Diese Aussage schien Philippe zu verblüffen. Er ließ Lysette los und rieb sich über die Nase. »Ja, das ist sie«, sagte er. »Wenn sie will. Sie kann aber auch ganz schön zickig sein, wie wir gerade erlebt haben, nicht wahr, mein Schatz?«
    Lysette zwang sich zu einem Lächeln, von dem sie hoffte, dass es

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