Doppeltes Spiel (German Edition)
Stövchen warm gehalten wurde.
»Margo? Ich werde nicht schlau aus ihr.« Nicholas rührte Zucker in seinen Kaffee und nahm die zarte Porzellantasse behutsam in die Hand. »Wir haben das Gut besichtigt und ein Picknick oben am Ausguck gemacht.«
Geneviève lachte. »Ein Ausflug? Wie ist sie denn den Weg hinaufgekommen in ihren Pumps?«
Nicholas lachte nicht mit ihr. »Alberne flache Stoffschuhe für die Stadt, aber immerhin - keine Pumps. Es war sehr nett mit ihr. Sie ist völlig anders, als ich sie in Erinnerung hatte.« Er trank und stellte die Tasse ab. »Dann ist Philippe endlich aufgekreuzt, um sie abzuholen, und da hab ich sie dann wiedererkannt. Kleines hochnäsiges Miststück. Pardon, tata .«
Geneviève schüttelte sacht den Kopf. »Du glaubst, sie will Philippe wegen des Geldes heiraten. Oder um des gesellschaftlichen Ansehens willen.«
Nicholas schnaubte. »Geld und Ansehen! Ja, wahrscheinlich ist es so. Sie liebt ihn genauso wenig wie er sie. Sie macht eine gute Figur als Frau eines Anwalts. Sie ist intelligent, redegewandt, elegant ...«
»Kalt und egozentrisch«, seufzte Tante Geneviève. »Du hast also nicht mit ihr gesprochen, oder? Ob wir es ihr schmackhaft machen können, sich das Ganze anders zu überlegen?«
»Wozu?«, fragte Nicholas heftig zurück und entschuldigte sich dafür, indem er sacht ihre Hand berührte. »Überleg doch, Tante Geneviève. Philippe will jetzt endlich heiraten, Bonnefoix hat es ihm sehr deutlich nahe gelegt. Margo gefällt ihm immerhin so gut, dass er es seit zwei Jahren mit ihr aushält, und sie mit ihm. Es ist wahrscheinlich bei beiden nicht die romantische und leidenschaftliche amour fou , die du dir vorstellst, aber muss es das denn sein?«
Tante Geneviève nickte versonnen und schien in Gedanken in der Vergangenheit zu weilen. Ihre schlanken Hände lagen still in ihrem Schoß. Nicholas betrachtete sie voller Zuneigung. Seine Tante war eine schöne Frau, immer noch. Bis zu ihrem Reitunfall vor sechs Jahren war sie sportlich und voller Lebenslust gewesen, sie hatte viel gearbeitet, sich um das Unternehmen gekümmert, das sie und ihr früh verstorbener Bruder von ihrem Vater geerbt hatten, und war immer auch für ›ihre Jungs‹ da gewesen.
Nach dem Unfall war sie gezwungen, etwas kürzer zu treten. Die Firma lag in den bewährten Händen ihres Prokuristen, und sie hatte damit begonnen, zu reisen und sich die Welt anzusehen, etwas, wozu sie zuvor niemals Zeit gefunden hatte. Und immer noch sorgte sie sich um ihre beiden Neffen, die sie großgezogen hatte.
»Jammern füllt keine Kammern«, sagte sie. »Was würdest du tun?« Ihre hellblauen Augen musterten ihn scharf und wach.
Nicholas rieb sich übers Gesicht. Er war ärgerlich und enttäuscht, aber warum? »Ich werde mit Philippe reden«, sagte er. »Er ist kein grüner Junge mehr, der einfach so vor sich hinleben kann, wie es ihm gefällt. Wenn er heiratet - und als Bonnefoix' Partner - muss er sich entsprechend benehmen.«
»Und Margo?«, fragte Geneviève leise.
»Wir werden sehen. Sie hat eine andere Seite, und wenn sie uns diese Seite präsentiert, wird sie uns wahrscheinlich nicht auf die Nerven gehen.« Es klang so barsch und kalt, was er da über die junge Frau sagte. Nicholas konnte nicht verhindern, dass er an das Gefühl ihrer zarten Haut unter seiner Hand denken musste. An die sanft geöffneten Lippen, den leidenschaftlich verschleierten Blick, das plötzliche, mitreißende Lachen, den verführerischen Hüftschwung und ihre langen, schönen Beine, die tänzerischen Bewegungen, mit denen sie vor ihm hergelaufen war. Das Bild, wie sie bei Demoiselle auf dem Boden kniete und lachend zu ihm aufsah. Das Licht, das sich schimmernd in ihrem Haar fing. Ihre wunderschönen Augen ...
»Nicholas? Bist du eingeschlafen?« Tante Geneviève klang amüsiert. »Ich habe dich zweimal gefragt, wann ihr morgen zum Tee kommt.«
»Wäre dir vier Uhr recht? Dann wird es nicht so spät für dich.« Er stand auf und beugte sich über sie, um sie auf die Stirn zu küssen. Sie nahm sein Gesicht zwischen die Hände und musterte ihn streng. »Du solltest dich nicht so vergraben«, mahnte sie. »Nicholas, mein Lieber. Vergiss endlich die alten Geschichten. Du bist ein junger Mann - nein, lach nicht! Sei nicht so ernst. Geh aus, such dir eine Frau, die dich liebt, freu dich des Lebens. Schau mich an. Ich habe immer auch gut zu leben gewusst, trotz aller Sorge um euch und das Geschäft.«
Nicholas umarmte sie und half
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