Doppeltes Spiel (German Edition)
zusammen, alter Junge«, sagte er halblaut.
Denk an Adrienne. Frauen sind falsch, hinterlistig, betrügerisch, selbstsüchtig. Du hast es am eigenen Leib erfahren, Nick. Lass die Finger davon, wenn du sie dir nicht noch übler verbrennen willst.
»Redest du mit dir selbst, Nick?«, riss ihn eine Stimme aus seiner Grübelei. »Das ist ein Anzeichen geistiger Zerrüttung, wusstest du das nicht?«
Nicholas, der zusammengezuckt war und dabei etwas von dem Wein auf sein Hemd verschüttet hatte, fluchte leise und wischte auf den Spritzern herum, was die Sache nicht besser machte. »Charlot, du bist entlassen«, sagte er.
»Geht klar, patron .« Der junge Mann ließ sich neben Nicholas auf die Bank fallen. »Mach Platz«, sagte er. »Hast du ein zweites Glas? Wo ist die Flasche? He, Nick, einsames Trinken ist ebenfalls ein Anzeichen für geistige ...« Er duckte sich unter Nicks Hand weg und sprang lachend auf. »Ich hole die Flasche und ein Glas. Ich kann schließlich nicht verantworten, dass mein Arbeitgeber zum stillen Säufer wird, hein ?«
Nicholas schimpfte lachend hinter ihm her. Charlot war ein gutes Gegengift gegen trübe Gedanken.
Der junge Mann kehrte zurück und schob sich neben ihn auf die Bank. Nicholas machte bereitwillig Platz. » Tchin-tchin , mein Alter«, sagte Charlot und hob sein Glas.
Beide tranken und schauten eine Weile schweigend in den dunklen Garten. Dann regte sich Charlot, griff in seine Hosentasche und zog ein zerdrücktes Päckchen Gauloises hervor. Er bot Nicholas davon an, aber der lehnte wie immer ab.
Charlot zündete sich die Zigarette an, pflückte einen Tabakkrümel von seiner Lippe und grunzte zufrieden. »Did you have a good day, boss man?«
Nicholas konnte nicht anders, er musste grinsen. Charlot gab sich immer so französisch, dass Nicholas manchmal vergaß, dass der junge Mann eigentlich Amerikaner war. Charles Donovan aus Oregon, Rucksacktourist, Weltenbummler, abgebrochener Student der Philosophie. Er war vor fünf Jahren im Herbst vor Nicholas' Tür aufgekreuzt und hatte um einen Schlafplatz gebeten. Und vielleicht auch um etwas zu essen?
Die abgerissene Gestalt und der hoffnungsvolle Ausdruck in seinem mageren Gesicht hatte Nicholas einen Stich versetzt. Er hatte dem Jungen eine ordentliche Mahlzeit, einen Platz zum Schlafen und einen Job bei der Weinlese gegeben - und Charlot war geblieben. Inzwischen war der junge Mann seine rechte Hand, sein Stellvertreter und der Chef vom Dienst, wenn Nicholas nicht auf dem Gut war. Sogar die Männer, die länger auf dem Gut arbeiteten als Nicholas selbst, akzeptierten ihn inzwischen, ohne zu murren.
Charlot erzählte nie von seiner Vergangenheit, aber Nicholas hatte sich aus seinen Bemerkungen zusammenreimen können, dass er sich mit seiner Familie überworfen haben musste, die in Oregon Weinanbau betrieb. Der Junge war Vollblut-Winzer, auch wenn er das nicht gerne hörte.
Nicholas schreckte aus seinen Erinnerungen auf. »Was hast du gefragt? Entschuldige, ich war in Gedanken.«
Charlot stieß mit einer kleinen Rauchwolke ein amüsiertes Schnauben aus. »Du denkst an die hübsche Blondine mit dem scharfen Hintern, oder?«
Nicholas runzelte die Stirn. »Nein, im Gegenteil«, erwiderte er nicht ohne Schärfe. »Ich habe an einen heruntergekommenen, halb verhungerten Streuner gedacht, den ich vor ein paar Jahren aufgenommen habe.«
Charlot schlug die Augen nieder und zog an seiner Zigarette. Der brennende Tabak glühte in der Dunkelheit auf und übergoss sein betretenes Gesicht mit einem rötlichen Schein. »Sorry«, murmelte er.
»Schon gut.« Nicholas legte kurz und besänftigend seine Hand auf das Bein des jungen Mannes. »Ich bin schlecht gelaunt. Ich wollte dich nicht anblaffen.«
Charlot beugte sich vor und schenkte sich und Nicholas nach. »Was liegt dir quer?«, fragte er sachlich.
Nicholas trank einen großen Schluck und spülte damit die Gefühle hinunter, die in ihm aufstiegen. Was lag ihm quer? Er hatte sich in die Frau verliebt, die seinen Bruder heiraten würde. So etwas passierte gelegentlich, na und? Er würde darüber hinwegkommen, wie er auch über Adrienne hinweggekommen war. Mehr schlecht als recht, wie er zugeben musste.
Charlot schien in seinem Gesicht einiges von dem gelesen zu haben, was ihm durch den Kopf ging. Er nickte mitfühlend.
»He, mon vieux «, sagte er. »Soll ich dir einen richtig guten Rat geben? Spann sie dem mec aus. Der weiß doch gar nicht, was er mit so einer scharfen Braut
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