Doppeltes Spiel (German Edition)
Etwas abseits von ihnen hatten ein paar Kanutouristen ihr Lager aufgeschlagen und standen palavernd um ihre Boote herum.
Philippe, die Kühltasche umgehängt und eine Decke unter dem Arm, sah sich missvergnügt um. »Sollen wir ...« begann er zweifelnd, aber Lysette unterbrach ihn, denn sie war froh darüber, an so einem belebten Platz mit ihm pausieren zu können.
»Es ist wunderschön hier. Komm, wir gehen dort auf die andere Seite, da stört uns niemand.«
Sie stapften quer über den Strand, der blendend weiße Sand stäubte unter ihren Schritten auf, und auf halbem Weg blieb Lysette stehen und schlüpfte aus ihren Sandaletten. »Zieh die Schuhe aus«, sagte sie. »Es läuft sich barfuß viel angenehmer.«
Sie fanden einen Platz hinter einem kleinen Findling, der ihnen Schatten spendete und gleichzeitig ein wenig Schutz vor Blicken. Philippe breitete die Decke aus.
»Lass sehen, was Sandrine uns eingepackt hat«, sagte er. »Ich bin wirklich hungrig.«
»Kein Wunder nach der langen Fahrt.« Lysette übernahm die Rolle der Hausfrau und breitete Geschirr, Besteck, Päckchen und Dosen auf der Decke aus. Sie kämpfte ein heftiges Déjà-vu nieder, als sie die erste Dose öffnete und Sandrines Tomatensalat sie anlachte.
»Ah«, machte Philippe, »Sandrine hat es gut mit uns gemeint. Fein, ich habe nicht gefrühstückt und einen Mordshunger.« Er griff nach der kleinen Flasche, die ebenfalls in der Kühltasche gesteckt hatte, und entkorkte sie geschickt. »Dein Lieblingsrosé«, sagte er.
Lysette mochte Rot- oder Weißwein zwar lieber, aber sie bemühte sich, erfreut zu nicken und streckte die Hand aus, um das Glas in Empfang zu nehmen.
Sie aßen schweigend und konzentriert, bis nur noch ein paar Krümel zwischen blank geputzten Dosen und zerknülltem Einwickelpapier übrig waren. Philippe runzelte die Stirn, er sah müde aus.
»Leg dich hin, mach ein Schläfchen«, empfahl ihm Lysette.
»Und du?«
»Ich bin wieder munter«, sagte sie vergnügt. »Das kommt vom Wein. Ich laufe ein wenig am Fluss entlang.«
Philippe legte sich mit einem dankbaren Knurren zurück und war sofort eingeschlafen. Lysette hockte noch eine Weile neben ihm und schaute aufs Wasser. Die Ardèche floss träge dahin, das Wasser gluckste leise, es war angenehm warm, nicht zu heiß, der Duft von wildem Thymian lag in der Luft, und Lysette sehnte sich danach, all diese Schönheit mit Nicholas an ihrer Seite zu genießen. Aber das musste ein Wunschtraum bleiben. Wenn sie in ein paar Tagen abreiste, würde sie Nicholas nie wiedersehen, und der Gedamle versetzte ihr einen unerwartet heftigen Stich.
Sie schüttelte die trüben Gedanken ab und sprang auf, um ein paar Schritte zu laufen. Sie ging am Ufer entlang, bis sie nicht mehr weiter konnte, setzte sich dort auf einen Stein und ließ die Füße ins erfrischend kalte Wasser baumeln, während die Sonne auf ihren Nacken brannte.
Ein Stück weiter unten schoben die Touristen unter lautem Hallo ihre Kanus ins Wasser und paddelten langsam stromabwärts. Auch die laute und fröhliche Großfamilie hatte damit begonnen, ihre Sachen zusammenzupacken und die quengelnden Kinder einzusammeln, um zu ihren Autos zurückzukehren.
Lysette schaute auf ihre Uhr. Sie wusste nicht, wann und wo Philippe einen Tisch für sie bestellt hatte, aber bestimmt mussten sie noch ein Stück fahren. Es war besser, wenn sie ihn jetzt wecken ging.
Philippe lag fest schlafend auf der Decke. Lysette hockte sich neben ihn und kitzelte ihn an der Nase. »Wach auf«, rief sie leise. » Chéri , wann müssen wir los?«
Er erwachte mit einem erschreckten Schnaufen und sah sich um. »Ah«, machte er, als seine Orientierung zurückkehrte. »Ah, ja. Danke, dass du mich geweckt hast.« Er setzte sich gähnend auf. »Ich bin eine schlechte Gesellschaft, verzeih mir.«
Lysette schüttelte großmütig den Kopf. »Nein, es hat mir nichts ausgemacht. Ich habe es genossen, ein bisschen die Seele baumeln zu lassen.« Sie lächelte ihn an, und das Lächeln war echt.
Philippe erwiderte es erleichtert. Er sprang auf und rollte die Decke zusammen. »Hast du denn schon wieder Hunger? Ich hoffe es. Wir fahren ja noch eine Weile, und dann dauert es auch noch etwas, bis das Menü auf dem Tisch ist. Freust du dich? Ich habe uns ein wunderbares Restaurant ausgesucht, einen echten Geheimtipp. War gar nicht so einfach, so kurzfristig einen Tisch zu bekommen.« Gut gelaunt plaudernd brachte er Lysette zum Auto zurück.
Kurvenreich ging die Fahrt
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