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Doppeltes Spiel (German Edition)

Doppeltes Spiel (German Edition)

Titel: Doppeltes Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Hille
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weiter durch den sinkenden Abend. Lysette legte den Kopf an die Nackenstütze und ließ sich sanft im Rhythmus der sich windenden Straße wiegen. Philippe war nicht mehr gar so schweigsam wie zu Beginn des Ausflugs, er plauderte über alles Mögliche: über einen Urlaub, den er mit ihr in der Karibik verbringen wollte, seine neue Stellung in der Kanzlei und Erlebnisse mit seltsamen Klienten und skurrilen Rechtsfällen, über die gemeinsamen Weihnachtsfeier der Familie, zu der Margo in diesem Jahr auch eingeladen sein würde, und seinen Bruder Nick, der sich auf seinem Weingut einigelte und immer verschrobener und eigenbrötlerischer geworden war, seit seine Frau ihn verlassen hatte, über die Frage, ob sie nach der Geburtstagsfeier ein paar Tage an die Côte fahren sollten, dort gäbe es auch einige sehr exklusive Spielkasinos, ob sie Lust habe, mit ihm ein solches Kasino zu besuchen, das wäre ein großer Spaß!
    Lysette schreckte hoch, denn sie hatte seine Worte einfach an sich vorbeiplätschern lassen, hatte nur einmal aufgemerkt, als der Name seines Bruders fiel und war dann wieder weggedämmert. Aber jetzt lag erwartungsvolles Schweigen in der Luft, anscheinend hatte Philippe sie etwas gefragt. Sie grub in ihrem Gedächtnis nach dem Klang der letzten Worte, die auf ihr Ohr getroffen waren und sagte eilig: »Ja, das wäre ein Spaß - gerne, lass uns das machen!« Was auch immer er vorgeschlagen haben mochte.
    Philippe freute sich ganz offensichtlich über ihre Zusage, denn er begann vor sich hinzupfeifen.
    Lysette streckte sich und schaute aus dem Fenster. »Sind wir nicht ein bisschen zu leger gekleidet für deinen Geheimtipp?« Sie trug eins von Margos Kleidern, mit figurbetontem Schnitt, großem V-Ausschnitt und weich fallendem Rock in einem sanften Rosenholzton. Darin hatte sie sich nicht zu fein gemacht gefühlt für einen Ausflug mit dem Auto, hatte aber nicht darüber nachgedacht, dass sie ja auch noch essen gehen wollten.
    Philippe sah wie immer aus wie aus dem Ei gepellt. Er trug ein cremefarbenes Hemd und eine helle Hose und wirkte so frisch, als wären sie nicht schon den ganzen Tag unterwegs. Sein Blick streifte Lysette, er lächelte und legte kurz seine Hand auf ihr Knie. »Du siehst hinreißend aus. Mach dir keine Gedanken, Jerôme legt keinen gesteigerten Wert auf Abendkleidung in seinem Restaurant. Du wirst schon sehen.«
    Als die Sonne unterging, erreichten sie Saint-Paul-des-Arbres, einen kleinen Ort, der genauso aussah wie alle anderen kleinen Orte in der Vaucluse. Lysette schätzte, dass sie schon zwei Drittel des Rückwegs nach Hause hinter sich hatten. Sie war froh darüber, denn nach einem üppigen Essen noch stundenlang im Auto zu sitzen war kein Vergnügen. Außerdem hatte sie die Fahrerei mittlerweile gründlich satt.
    Der Peugeot rumpelte über eine kopfsteingepflasterte Zufahrt und tauchte in eine baumbestandene Allee. Philippe schaltete die Scheinwerfer ein, und sie fuhren ein paar Minuten zwischen den dicht stehenden Bäumen entlang. »Kastanien«, erklärte Philippe.
    Dann tauchte warmer Lichtschein am Ende des Tunnels auf und Lysette erblickte ein zweistöckiges, hell verputztes Gebäude, das nicht besonders spektakulär aussah.
    »Da sind wir - Auberge de l'Ange Gardien«, sagte Philippe und parkte den Wagen zwischen zwei großen Blumenkübeln.
    Das bescheidene Äußere täuschte, stellte Lysette fest, als sie eintraten. Gedämpftes Licht und das dezente Klappern von Besteck und Gläsern empfingen sie, weißgedeckte Tische, honiggelbe Kerzen und üppige Blumengestecke, leise klassische Musik, schönes, dunkles Mobiliar und goldgerahmte Gemälde an den Wänden. Obwohl es für französische Verhältnisse noch recht früh war, schienen alle Tische besetzt zu sein. Sie sah unwillkürlich an sich herunter, aber dann erkannte sie erleichtert, dass die anderen Gäste auch nicht festlicher gekleidet waren als Philippe und sie.
    Es roch unbeschreiblich gut. Lysette, die noch wenige Minuten zuvor geschworen hätte, keinen Bissen mehr herunterzubekommen, spürte, wie ihr das Wasser im Mund zusammenlief.
    Eine junge Frau in weißem Hemd, dunkelroter Weste und schwarzer Hose trat zu ihnen. » Bonsoir . Sie haben reserviert?«
    Philippe nannte seinen Namen und die junge Frau führte sie an einen Tisch in der Nähe des Fensters, durch das die milde Abendluft wehte.
    Lysette sank in ein wunderbar bequemen Sessel und seufzte vor Behagen. »Eigentlich dachte ich, ich hätte genug gesessen«, sagte

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