Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doppeltes Spiel (German Edition)

Doppeltes Spiel (German Edition)

Titel: Doppeltes Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Hille
Vom Netzwerk:
sie lachend.
    Die Menükarte verschlug ihr dann einen Moment lang die Sprache. »Wer soll denn das alles essen?«, fragte sie fassungslos und las vor: »Tartare de daurade et gambas aux tomates confites, Minute de Saint-Pierre et légumes panachés au sabayon de lime, Brochette de lotte au coulis de poivrons rouges, Assiette du Maître Fromager, Douceur chocolat mandarine et brochette de fruits frais.« Sie sah Philippe an. »So ein Riesenmenü schaffe ich garantiert nicht mehr.«
    Lysette blätterte zurück und fand eine Karte, auf der immer noch recht üppige Drei-Gänge-Menüs verzeichnet waren. Dort entschied sie sich für Flan de courgettes au basilic mit einer Crème de parmesan et sa tuile, danach ein Filet de dorade braisé à l’anis étoilé mit einem Compotée de fenouil façon Bouillabaisse und als Nachtisch das Crumble aux pommes tièdes, et sa glace vanille - und hoffte im Stillen darauf, dass die Portionen weniger üppig ausfielen als die Beschreibung der Gerichte auf der Karte.
    Der Sommelier kam mit der Weinkarte, die in aller Ausführlichkeit von den beiden Männern besprochen wurde. Lysette schaute sich derweil um. An der Stirnwand des Restaurants befand sich ein riesiger, rußschwarzer Kamin, und darüber prangte ein Gemälde. Es stellte einen herrlich kitschigen Schutzengel dar, der zwei Kinder über einen reißenden Fluss geleitete. Der Steg, auf dem sie liefen, sah arg wackelig und brüchig aus. Lysette schmunzelte - ein ganz ähnliches Bild hatte bei ihrer deutschen Großmutter im Schlafzimmer an der Wand gehangen. Das war also der »Ange Gardien«, der dem Restaurant seinen Namen gegeben hatte.
    Die Amuse-gueule wurden serviert, eine hübsch und appetitlich angerichtete Brunnenkressemousse mit Forellenkaviar.
    » Ma chérie «, sagte Philippe nach dem Entrée, das wirklich ausgezeichnet gewesen war, »du weißt, dass ich kein sonderlich romantisch veranlagter Mann bin. Und an dir habe ich schon immer zu schätzen gewusst, dass auch du nicht zu den sentimentalen, gefühlsduseligen Frauen gehörst. Deshalb wirst du es mir auch nicht verübeln, wenn ich jetzt kein großes Tamtam veranstalte. Ich möchte auf Tante Genevièves Geburtstag gerne unseren Hochzeitstermin bekannt geben.«
    Lysette hustete vor Schreck. Das war Margos Heiratsantrag, und sie saß jetzt an der Stelle ihrer Schwester und musste darauf reagieren. Sie räusperte sich, lächelte Philippe schmelzend an und nahm seine Hand.
    »Mit Freude, mon chéri «, sagte sie.
    Philippe drückte ihre Hand und griff zu seinem Weinglas. »Dann sind wir uns ja einig«, sagte er. »Ah, da kommt der nächste Gang.«
    Nicht sonderlich romantisch veranlagt - das traf es wohl. Lysette spülte ihre Verblüffung mit einem großen Schluck Wein hinunter. Philippe war wieder in seinen eher maulfaulen Zustand zurückgekehrt, er aß und warf gelegentlich einen Blick auf das Display seines Handys, das stumm geschaltet neben seinem Teller lag.
    Das Essen war ausgezeichnet, aber Lysette hatte es den Appetit verschlagen. Sie schob die zarte Dorade von einer Seite auf die andere und naschte nur an dem exquisit gewürzten Fenchelgemüse. Philippe aß mit gutem Appetit. Seine Aufmerksamkeit wechselte nun zwischen seinem Handy und dem Nachbartisch, an dem gerade eine üppige Brünette Platz genommen hatte.
    Lysette hörte auf, den unschuldigen Fisch zu zerpflücken und beobachtete verblüfft, dass Philippe, der ihr immerhin gerade einen Heiratsantrag gemacht hatte, nun völlig ungeniert mit dem Nachbartisch flirtete, und es anscheinend als gegeben ansah, dass seine Verlobte dieses Verhalten nicht nur duldend hinnahm, sondern dass es sie völlig kalt ließ.
    Lysette legte das Besteck hin und griff nach ihrem Glas. Deshalb war Margo so sicher gewesen, dass Philippe sich ihrer Schwester nicht weiter nähern würde als auf einen kleinen Kuss. Die beiden waren nicht verliebt, nicht im Mindesten. Das war eine Liaison, die eher einer geschäftlichen Fusion glich als einem Liebesbündnis.
    Lysette wartete, bis der Gang abgeräumt worden war, dann erhob sie sich mit einer gemurmelten Entschuldigung und suchte die Waschräume auf, die nicht weniger schön und stilvoll gestaltet waren als das Restaurant.
    Sie stützte sich auf das Waschbecken aus poliertem Granit, musterte ihr Gesicht im bronzierten, indirekt beleuchteten Spiegel. Trotz der schmeichelnden Beleuchtung sah sie richtig käsig aus, fand sie. Sie zog ein Kosmetiktuch aus dem bereitstehenden Spender, feuchtete es

Weitere Kostenlose Bücher