Dorian
Situation, ihr größter Alptraum holte sie ein, sie würde hier nicht mehr lebend rauskommen, man hatte sie endgültig aus dem Verkehr gezogen. Nur was war passiert? Ihr fehlten komplett die letzten Stunden. Ein heftiges Zittern überfiel sie, hatte keine Kontrolle über ihre Arme und Beine, alles krampfte sich zusammen. Sie sah die Wände des Krankenzimmers bedrohlich auf sie zukommen, als wollten sie Tess verschlingen. Schaum trat aus ihrem Mund und ihr Herzrhythmus fing verdächtig an zu flattern.
Dr.Blane reagierte sofort und Tess hörte aus der Ferne seine präzisen Anweisungen. Hektik brach aus.
„Ich brauche einen vierer Tubus. Sie atmet kaum noch… und eine Ampulle Inaprovilin intravenös, sie verfällt in Schockzustand… Beeilung, schnell!“
Die Schwester zog die Kanüle mit der Kochsalzlösung aus ihrer Hand und ersetzte diese durch das Medikament. Dr.Blane versuchte vorsichtig den Tubus in die Mundhöhle zu schieben.
„Er passt nicht… ich zerdrücke damit ihren Kehlkopf. Versuchen wir es mit einem dreier… so, damit sollte ihnen das Atmen leichter fallen.“
Schnell legte er den Beatmungsschlauch an.
Er musste jetzt die Nerven behalten, doch er beherrschte seinen Job. Es war nicht das erste Mal für ihn, das es um Leben und Tod ging. Er gab für jeden Patienten das, was in seiner Kunst und Macht stand. Doch es war das erste Mal, dass es ihn aus irgendeinem Grund persönlich betraf. Tess näherte sich verdächtig der Nulllinie.
„Du stirbst mir hier nicht so einfach weg.“
Dr. Blane war noch nicht lange im Mercys und er wollte sich durch die Kleine nicht seine Zukunft versauen, in dem sie ihm hier vor versammelter Mannschaft ex ging.
„Komm schon, mach jetzt nicht schlapp.“
Er schmiss seinen Arztkittel auf den Boden und krempelte die Hemdärmel auf. Konzentriert massierte ihr wie verrückt das Herz, doch es wollte aus irgendeinem Grund nicht mehr auf der Welt bleiben. Tess gab auf.
„Ein Eintausend, zwei eintausend, drei eintausend… Es nützt nichts, macht den Defi fertig.“
Er nahm die Paddle und jagte Tess einen 200 Joule Stromstoß durch ihr Herz. Nichts, er musste die Frequenz erhöhen.
„Los, auf 230 und noch mal, alle weg vom Tisch.<
Schweiß rannte ihm über die Stirn.
„Du gehst heute nicht… kämpfe, verdammt noch mal. Komm, ein letztes Mal noch.“
Eine weitere Stromwelle durchzuckte ihren Körper.
Langsam begann ihr Körper, sich zu entspannen ihre Atmung verlief wieder regelmäßiger. Ihre Augen konnte sie fixieren und der Rhythmus ihres Herzens fand den Weg zurück in die Normalität. Piep-Piep-Piep-Piep… die Melodie des Lebens hatte sie wieder. Benommen fühlte sie, wie sie ein Sog in die Tiefe zog, immer tiefer… unaufhörlich.
Sie fand sich in seltsamen Visionen wieder, sah sich in großen Spiegeln, dreckig, ihr Kleid hing in Fetzten an ihrem Körper, die Haare vom Schweiß verklebt.
„Habe keine Angst, es ist gleich vorbei.“
Eine dunkle Stimmte hallte durch die Luft und Kerzenlicht brach sich in etwas metallischem, kühlem. Blut, überall Blut… ihr Blut.
„Geschafft, sie ist wieder da.“
Erschöpft setzte sich der Arzt zu Tess aufs Bett und hielt ihre kleine kalte Hand.
„Wir lassen sie erst noch am Beatmungsschlauch. Die nächsten Stunden sind entscheidend.“
„Gute Arbeit Christian.<
Die Schwester nahm ihm die Paddle ab und rollte den Defibrillator aus dem Zimmer.
In der Notaufnahme waren bis auf Tess heute keine besonderen Vorkommnisse und Dr. Blane konnte sich somit der neuen Patientin etwas intensiver widmen. Er überprüfte die Krankenakte nach den letzten Einträgen und schaute auf den Kardiomonitor. Blutdruck 90/60, das sollte noch besser werden. Ihre Atmung ging gleichmäßig und die Kochsalzlösung gab ihr genügend Flüssigkeit. Nur was löste den plötzlichen Krampfanfall aus? Sie verfiel regelrecht in Panik und einen epileptischen Anfall konnte er ausschließen. Ihm gaben ihre Blutwerte zu bedenken. Sie waren soweit normal, nur es gab da eine kleine Abweichung, sie hatte zu wenig weiße Blutkörperchen, die für den Sauerstoffhaushalt zuständig waren. Sie war sehr blass, aber dennoch strahlte sie eine ungeheure Entschlossenheit aus. Er strich ihr zärtlich eine Locke aus der Stirn. Eine kleine Wildkatze und dennoch so zart und zerbrechlich. Ihre Augen bewegten sich schnell unter ihren Liedern, sie träumte. Eine Woge der Zärtlichkeit überkam ihn, er hätte sie am liebsten in den Arm genommen, sie beschützt, alles
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