Dorian
Angst. Wen wollte sie schützen? Was hatte sie vor?
Tess seufzte. War jetzt der richtige Zeitpunkt sich einem wildfremden Mann anzuvertrauen?
„Dorian… mit meinen Informationen würde ich eine Welle der Gewalt lostreten und ich möchte keinen in Gefahr bringen. Die Leute sind gefährlich.“
„Und in diese Gefahr willst du dich begeben?“
„Ja, es gibt für mich eine entscheidende Frage und die muss beantwortet werden, ansonsten werde ich keine Ruhe finden. Es handelt sich um persönliche Dinge.“
Dorian wusste genau, wovon sie sprach. Sie suchte Rache und war bereit dafür zu sterben. Wie konnte er sie von dieser Dummheit bewahren?
Die Gegenwart des Vampirs brachte die Mauer, die sich Tess aufgebaut hatte, mächtig ins Wanken. Er strahlte eine ungeheure Ruhe aus.
„Kennst du das Dorian… du wachst auf und dein Leben ist nicht mehr so wie früher? Alles was du geliebt hast, ist nicht mehr da. Du hast dich verändert. Alles um dich herum verfällt in eine gewisse Hoffnungslosigkeit und du erkennst dich selbst nicht mehr wieder?“
Dorian strich sein Haar zurück.
„Mehr als du denkst Tess. Wir sind gar nicht so verschieden, nur du hast die Möglichkeit dein Leben zu ändern.“
„Du etwa nicht?“
Tess konnte nicht verstehen was er damit meinte.
Dorian verschränkte die Arme hinter seinen Kopf und seufzte.
„Nein, nicht mehr… aber hier geht es nicht um mich.“
Ihn beunruhigte mehr der Duft des anderen Vampirs an ihr. War es er, den sie versuchte zu schützen?
„Warum, was hat sich denn so drastisch bei dir verändert?“
„Einfach alles… ich bin nicht mehr die Tess von früher. Da war alles so unbeschwert. Gut, meine Kindheit war nicht gerade einfach… aber heute… da sind diese Visionen, die ich nicht einordnen kann und…“
Dorian schaute sie verwundert an. Sie hatte nichts zu verlieren, außer dass er sie für eine durchgeknallte Irre hielt.
„ Es ist so, als ob etwas oder jemand von mir Dinge verlangt, die ich sonst nie machen würde und ich zahle einen hohen Preis dafür.“
So, nun war es raus. Sie dachte Dorian würde jetzt seine Jacke nehmen und verschwinden. Kurz darauf würde dann ein Wagen der örtlichen Psychiatrie vor der Tür stehen und sie mitnehmen. Doch er blieb sitzen und in seinen Augen sah sie, dass er ihr jedes Wort geglaubt hatte.
„Blut!“
„Was?“
„Dieser jemand verlangt Blut.“
„Woher…?<
In diesem Moment klingelte Dorians Handy. Es war Kyle.
„Dorian Kumpel… ich muss dich unbedingt sehen. Ich habe die Ergebnisse der Proben.“
„Alles klar, wir sehen uns dann bei mir. Sagen wir, so gegen Mitternacht?“
Dorian hörte Kyle am anderen Ende ungläubig in den Hörer pfeifen. Damit hatte er wohl nicht gerechnet.
„Und bring ein Sixpack mit, willst ja nicht auf dem Trockenen sitzen, oder?“
Dorian beendete das Gespräch mit einem bis gleich und wandte sich an Tess zurück.
„Tut mir leid Tess, das war Kyle. Ich muss gleich los, es gibt Neuigkeiten.“
Er verfluchte, dass sich gerade jetzt Kyle melden musste. Er hätte hier noch stundenlang mit Tess sitzen können. Sie sah so verloren aus. Am liebsten hätte er sie in seine Arme geschlossen. Doch das ging nicht. Sie war gebunden und er wollte sie nicht in weitere Schwierigkeiten bringen. Er hatte noch so viele Fragen an sie. Traurig blickte Tess zu ihm auf, als er seine Jacke von der Stuhllehne nahm. Sie wollte nicht, dass er ging.
„Dorian… bitte, geh nicht.“
„Ich muss Tess, aber ich verspreche Dir. Ich werde dir bald alle Fragen beantworten können.“
Schweigend gingen sie die Straße zu Tess Wohnung zurück.
„Ich bin froh, dass du mich nicht verurteilst Dorian.“ durchbrach Tess die Stille.
„Warum sollte ich? Ich halte dich für eine sehr starke und mutige Frau. Es geschehen ungeahnte Dinge im Leben, die man erst später verstehen kann.“
Er blieb vor seinem Motorrad stehen. Im Film hätte der Held nun die Heldin geküsst, doch die Wirklichkeit sah anders aus. Er holte seinen Schlüssel aus der Hosentasche und entschärfte mit einem Piep die Alarmanlage.
„Was soll ich sagen Tess. Mehr als den üblichen Spruch… ´ ich melde mich bei Dir´ hab ich auch nicht drauf.“
Er startete den Motor.
„Ich weis… geht schon klar. Es tat gut mit dir zu reden.“
„Habe keine Angst. Solange du mich brauchst… bin ich für dich da.“
Tess nickte und eine kleine Träne machte sich auf den Weg über ihre Wange. Sie war hin und hergerissen zwischen dem Mann,
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