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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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einladen?«
    Es war keine Frage im eigentlichen Sinne, also folgten wir ihm einfach nach drinnen.
    Das Haus in den Dünen war von innen weit weniger geräumig, als es von außen den Anschein machte. Das lag vor allem an unglaublich viel Krempel. Überall hingen Wandteppiche, Geweihe, Ölfunzeln, Tierfelle. In Regalen türmten sich Folianten und Schriftrollen und exotische Gerüche schwängerten die Luft. Außerdem war hier schon eine geraume Zeit kein Staub mehr gewischt worden, wie ich feststellen musste.
    Lemander selbst sah sich hektisch in alle Richtungen um, fand einen Schemel und räumte einen größeren Haufen auf Papier verfasster Notizen von einem zweiten.
    »Bitte sehr«, sagte er, sichtlich mit seinem Organisationstalent zufrieden und bot uns die Sitzgelegenheiten an. »Also noch mal: Womit kann ich dienen? Welche Fragen wollt ihr beantwortet haben?«
    »Kannst du wirklich mit dem Falkenweibchen sprechen?«, platzte Lia heraus, bevor ich auch nur die Worte in meinem Kopf sortiert hatte.
    »Ach«, Lemander winkte ab, obwohl ihm anzusehen war, dass er es mochte, danach gefragt zu werden. »Nein, reden würde ich es vielleicht nicht nennen. Aber ich sag mal, wir verstehen uns ganz gut.«
    Ich verdrehte die Augen. Mit diesen beiden herzerfrischend weltfremden Personen würde ich wohl noch eine Menge Spaß haben. Zumal sie sich so gut verstanden.
    Und bevor Lia eine zweite Frage stellen konnte, stellte ich meine erste.
    »Du verstehst doch etwas von Magie, ja?«, wollte ich wissen.
    Die fröhliche Geschwätzigkeit wich aus Lemanders Blick.
    »Zumindest habe ich viele Dinge darüber gehört«, antwortete er knapp und ich wusste, dass dies eine bewusst vorsichtig formulierte Antwort war.
    »Dann möchte ich jetzt wissen, was in diesem verfluchten Rucksack ist!«
    Das war weniger Aufforderung als vielmehr Befehl. Ich hatte genug, es wurde mir zu anstrengend. Schuldbewusst stellte Lia ihren Rucksack auf den Tisch neben ein Dutzend aufeinander getürmter Kerzen, die bedrohlich flackerten, während sie aufeinander balancierten.
    Offenbar hatte sie augenblicklich Vertrauen zu dem alten Wirrkopf Lemander gefasst und tat dies auch ohne Umschweife durch ihre Taten kund. Nun gut, Vertrauen hatte ich auch – aber meines rührte daher, dass mein Vater ihm vertraut hatte und ihn für einen guten Mann hielt. Mich hatte er über die Jahre bisher noch nicht felsenfest davon überzeugen können.
    Sie löste das Zuziehband und pellte die Außenhülle des Rucksacks vorsichtig zurück.
    Was ich dann auf dem Boden des Rucksacks entdeckte, verschlug mir nahezu die Sprache. Und ich wusste noch nicht einmal, warum.
    Drei Kugeln. Jede so groß wie eine Männerfaust.
    Ich konnte beim besten Willen nicht sagen, aus welchem Material. Sie wirkten wie aus Glas oder Kristall. Glas, unter dessen Oberfläche die Nacht gefangen war. Eine wabernde Dunkelheit, kaum greifbar mit Worten. Es war ein wenig wie der Himmel über freiem Feld, wenige Stunden vor Sonnenaufgang. Dann, wenn die Nacht am schwärzesten ist.
    Jetzt, da ich die Kugeln ansah, war es, als griffen sie nach mir. Als übten sie einen unerklärlichen Sog auf mich aus. Die Faszination konnte ich kaum in Worte fassen.
    »Was, bei allen sieben Göttern, ist das?«, hauchte ich beinahe andächtig.
    Hätte ich meinen Blick heben können, wäre mir aufgefallen, dass sich auch der zunächst so abgeklärt wirkende Lemander vollkommen im Bann der nachtschwarzen Kugeln befand.
    »Das sind die Nollonin«, antwortete Lia. Tonlos und ernst klang sie auf einmal. Dann ließ sie die Seiten des Rucksacks wieder hochgleiten und verschloss ihn wieder.
    »Das ist Alte Magie, richtig?«, fragte ich, nicht im Mindesten ahnend, wie recht ich damit hatte.
    »Ja«, erwiderte Lemander. Es schwang sogar ein wenig Anerkennung in seiner Stimme mit. »Das ist Alte Magie. Uralte Magie!«
    Dann fragte er an Lia gewandt: »Was bewirken die Nollonin?«
    »Mit ihnen kann man Dinge von denjenigen stehlen, deren Vertrauen man genießt.«
    In diesem Satz schwang so viel Wahrheit mit, wie es nur ging, das spürte ich. Aber die Bedeutung blieb mir schleierhaft.
    »Was heißt das?«, hakte ich entsprechend nach. »Ist deshalb dieser Schekich hinter dir her?«
    Lia nickte.
    »In den Nollonin sind die Stimmen meines Volkes gefangen. Die Elben von Quainmar sind stumm – und sie brauchen die Nollonin, um wieder sprechen zu können.
    Ich kann sie nicht allein zurückbringen, denn ich werde gejagt und verfolgt. Ich muss in den

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