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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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kühlend darin einzutauchen. Als ich hochkam sah ich in den alten Spiegel meiner Mutter.
    Ob dieses Bild eines Markgrafen des Ehernen Reiches würdig war? Die braunen Haare, die in wilden Locken abstanden, weil sie sich nie kontrollieren ließen? Die Augenringe von zu vielen wachen Gedanken in der Nacht? Im Grunde war es nicht wichtig. Die meisten Dinge, die ich tat oder sagte, waren in den Augen der anderen Markgrafen und Regenten meines Standes nicht würdig. Am liebsten hätten sie gesehen, wenn Falkenberg annektiert und die lästigen Querulanten der Familie von Falkenberg endlich ihres verqueren liberalen Einflusses beraubt würden.
    Den Gefallen würde ich ihnen nicht tun. Also zog ich mich reisetauglich an und begab mich zum Torhaus, um mit Hermelink Tee zu trinken.
    Unsere Reisegesellschaft bot einen halbwegs ansehnlichen Anblick, wenn man sie aus der Ferne betrachtete. Beinahe hätte sie mit einer Delegation aus einem der übrigen Fürstentümer mithalten können.
    Außer mir hatten sich Lia und Lemander eingefunden, der auf einem mausgrauen Rappen mit ausufernder Mähne ritt. Relend von Ansannen, der königliche Bote, hatte seine eigene Kleidung und Rüstung wieder und führte stolz das königliche Banner. Ich würde auf das Führen eines Banners verzichten, bis wir in Sichtweite der Hauptstadt waren. Was sollte ich einen Soldaten oder eine Soldatin unnötig durch das stetige Hochhalten ermüden? Hermelink führte ein Dutzend von ihm persönlich ausgewählter männlicher und weiblicher Gardisten an. Außerdem hatte Siebart von Loh, einer der wenigen niederen Adeligen, die in Falkenberg ansässig waren, darauf bestanden, seinen Sohn Wobert mit nach Anselieth zu schicken. Er war mit zwei Getreuen und einem Bediensteten noch spät am gestrigen Nachmittag eingetroffen. Wobert war ein halbwegs aufgeweckter Bursche von zwanzig Sommern. Bescheiden und nicht unverschämt, wie ich die Leute von Falkenberg gerne schätzte. Meinetwegen war er willkommen. Sollte er sich an der riesigen Hauptstadt ruhig sattsehen. Ergänzt wurde der Tross von vier Bediensteten der Burg Tanne, die für die Packpferde und die darauf befindliche Verpflegung verantwortlich waren.
    Am frühen Morgen hatte sich unter den wachsamen Augen von Haushofmeister Dirnt beinahe die gesamte Bewohnerschaft der Burg versammelt, um unseren Zug zu verabschieden. Mit Hermelink an der Spitze brachen wir unter aufmunternden Zurufen in östlicher Richtung auf.
    Wir ließen die Stadt Falkenberg zur Rechten liegen und fanden uns nach etwa drei Meilen auf der Küstenstraße nach Nordosten wieder. Sie führte uns erneut dicht an Lemanders Haus in den Dünen vorbei. Meckereien darüber, dass er in diesem Fall doch einfach zu Hause hätte warten können, um sich dann der Reisegesellschaft im Vorbeireisen anzuschließen, überhörte ich geflissentlich.
    Es war wieder unangenehm kalt geworden. Nebel stieg von den Dünen auf und verschleierte die Morgenröte zu einem zarten Rosa. Der Atem von Mensch und Tier dampfte und klappernd und klirrend zogen wir an der erwachenden Welt vorüber. Ab und an winkte uns eine versammelte Bauernfamilie von einem in Straßennähe gelegenen Gehöft zu. Von Süden her drang das leise, aber dennoch beständige Rauschen des Meeres an uns heran.
    »Es ist wirklich sehr schön hier«, gab Lia neben mir von sich, während beinahe alle anderen schwiegen. »Ihr Leute von Falkenberg scheint gar nicht zu wissen, in was für einem schönen Land ihr wohnen dürft.«
    Doch, das wusste ich. Ich liebte die Verbundenheit von Gebirge und Meer, die sanften Auen im Vorland des Falkengebirges, die sprudelnden Flüsse, die saftigen Wiesen und die duftenden Tannenwälder. Aber wenn man es tagtäglich sah, lief man Gefahr, den besonderen Blick dafür zu verlieren. Vielleicht sollte ich dem Elbenmädchen dankbar sein für ihre so unbefangene, einzigartige Sicht auf die Welt. Leise lächelte ich in mich hinein und zog den Umhang dichter um meinen Hals, um die kalte Luft auszusperren.
    Die Reise zog sich hin. So, wie Reisen es nun einmal taten. Die ersten beiden Nächte konnten wir noch in Wirtshäusern einkehren, doch je näher wir dem Wald Arith kamen, desto spärlicher wurden sie. Es lohnte sich nicht, dort eine Gastwirtschaft zu eröffnen. Wer ihn passieren wollte, war für einige Tage auf sich gestellt.
    Leider blieb es auch in den kommenden Tagen eisig. Die Kälte zog durch jede noch so kleine Ritze in der Kleidung. Dabei zahlte es sich auf eine kuriose

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