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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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wollte ich wissen.
    Verwundert drehte sich Lia zu mir um.
    »Das weißt du doch bereits, dachte ich?«
    »Ich bin sicher, du hast mir nicht alles erzählt. Dass er bei euch in Quainmar ein Prinz ist, hast du zum Beispiel unterschlagen.«
    »Das stimmt.«
    Ich war gereizt. Wollte das Elbenmädchen mich für dumm verkaufen? Ich wollte doch helfen. Aber dazu musste ich nach Möglichkeit alles wissen. Nur so konnte ich entscheiden, wie ich vorgehen konnte.
    Ich erhob verärgert die Stimme: »Dann-«
    Es klopfte erneut.
    Entnervt ließ ich die Wache eintreten. »Was ist denn?«
    Der Ordensmann tat betroffen.
    »Entschuldige die Störung, Herr«, sagte er. »Draußen bittet der Herr Delan von Gramenfeld um Einlass. Er sagt, er hätte eine dringende Angelegenheit mit dir zu besprechen.«
    Delan von Gramenfeld, Sohn des Markgrafen und einer der Anwärter auf den Thron. Ich hatte mit ihm noch nicht ein einziges Wort gesprochen. Seine Familie rümpfte über meine in ähnlicher Weise die Nase, wie man es in Gamar tat. Vielleicht nicht ganz so sehr.
    »Lass ihn rein!«
    Ich versuchte, meinen Unmut über die Unterbrechung zu verstecken. Der flüchtige, aber mahnende Blick, den ich von Lemander bekam, bedeutete mir allerdings, dass mir das nicht allzu gut gelang.
    Der Ordensmann verbeugte sich, trat durch die Tür zurück, um wenige Augenblicke später Delan von Gramenfeld hineinzulassen.
    »Guten Tag, Deckard von Falkenberg«, grüßte Delan höflich. Er war einige Jahre älter als ich. Und er war nicht besonders großgewachsen, untersetzt und trug einen dunklen Dreitagebart. Zwar kannten wir uns von früheren Begegnungen, aber so richtig warm geworden waren wir nicht miteinander.
    »Delan von Gramenfeld«, begrüßte ich ihn so freundlich, wie es mir angesichts der Umstände möglich war. »Was verschafft mir die Ehre deines Besuches?«
    Delan winkte ab. »Hören wir auf, Förmlichkeiten auszutauschen, Deckard. Ich muss dich sprechen.«
    »Deshalb bist du wohl hier.«
    »Es ist ernst«, betonte Delan. »Du kennst doch den seltsamen Berater Linus, den Serion von Gamar im Gefolge dabei hat, oder?«
    Ich nickte vorsichtig. »Ja.«
    »Dann ist die bestimmt auch aufgefallen, dass er immer irgendeine Kopfbedeckung trägt.«
    »Ich bin zwar nicht mehr so oft im Konklave wie du, aber ja, auch das ist mir aufgefallen.«
    »Ich weiß warum«, sagte Delan und machte ein sehr zufriedenes Gesicht dabei.
    Beinahe ein wenig wie ein Kind, das stolz auf eine neu errichtete Sandburg ist , ging es mir durch den Kopf. Ich entschuldigte mich bei mir selbst für derart abfällige Gedanken.
    »Er ist ein Elb«, vollendete Delan seinen Spannungsbogen.
    Niemand im Raum war überrascht, denn alle Anwesenden wussten es bereits. Außer Lia vielleicht.
    »Linus ist hier ?«, fragte sie verängstigt. Es klang beinahe entsetzt.
    Delan machte große Augen, erst jetzt hatte er einen genaueren Blick auf Lia geworfen.
    »Du hast auch eine Elbin hier«, spie er überrascht aus. »Habt ihr denn alle den Verstand verloren? Das Konklave ist kein Ort für-«
    »Ruhe!«, herrschte ich ihn an und Delan verstummte. Ich betonte: »Dieses Elbenmädchen steht unter meinem Schutz und sie sitzt nicht im Konklave .«
    »Aber-«
    »Kein Aber . War noch etwas?«
    Delan ließ sich durch meine schroffe Art nicht irritieren. »Ja, und zwar hat dieser Linus mir gestern Abend einen Besuch abgestattet. Dabei ist mir auch aufgefallen, dass er ein Elb ist. Weil er nämlich seine Kapuze abgenommen hat, als-«
    »Serions Berater hat dir einen Besuch abgestattet?«
    »Ja«, bekräftigte der kleine, dicke, unrasierte Mann. »Aber würde es dir etwas ausmachen, mich nicht dauernd zu unterbrechen?«
    Ich verdrehte die Augen, hörte wie Lemander im Hintergrund etwas zu Lia murmelte.
    »Also, wie ich bereits sagte«, fuhr Delan ungehindert fort. »Gestern Abend kam Linus zu mir und wollte ein Gespräch führen. Und da hat er zum ersten Mal in meiner Gegenwart seine Kapuze abgenommen. Irgendwie war es mir zuvor nicht aufgefallen, aber ich hatte ihn wirklich noch nie ohne eine Kopfbedeckung gesehen. Und siehe da, er hatte spitze Elbenohren.«
    »Na und?«, rief ich.
    »Was heißt hier na und? Er ist ein Elb, verflucht. Ein Elb!«
    Ich sparte mir die Diskussion darüber, dass mir diese öffentliche Verachtung der Elben mehr als nur lästig war und wollte Delan weiter zuhören. Auch wenn ich ihn als höchst unangenehmen Zeitgenossen empfand.
    »Also ließ ich ihn natürlich hinauswerfen, all seinem

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