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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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Schwertfechter.
    Serions Schläge zu parieren war anspruchsvoll, aber es trieb mich bei weitem nicht an mein Äußerstes. Bei ihm war viel Vermessenheit mit im Spiel. Meine Gedanken rasten, während ich mich vor allem auf einen sicheren Stand konzentrierte. Das Arbeitszimmer des Königs war zwar geräumig, aber für eine schlimme Szene wie diesen Kampf war es natürlich nicht gemacht.
    Denk nach! , rief mein Verstand. Denk nach! Wenn es mir gelang, Serion zu überwältigen, ohne ihn ernsthaft zu verletzen, konnte ich das Ganze vielleicht schnell und einfach beenden.
    Währenddessen erwehrten sich Hermelink und Lemander verzweifelt der katzenhaften Bewegungen Schekichs. Er war dermaßen schnell und wendig, dass er selbst gegen zwei Gegner ständig in der Offensive blieb. Hermelink bot all seine Kunst auf, alles, was er je über Schwertkampf gelernt oder am eigenen Leib in Erfahrung gebracht hatte. Aber er konnte es drehen und wenden, wie er wollte: Schekich war der geborene Kämpfer. Ohne Lemander an seiner Seite, wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Schekich ihn ohne Umschweife niedergemacht hätte.
    Ich schaffte es, mich unter einem von Serions Schlägen hinwegzuducken, drehte mich in ihn hinein. Eine Bewegung mit der er nicht rechnen konnte. Serion focht einen alten, beinahe brachialen Stil, der sehr auf Pragmatismus ausgelegt war. Dort gab es keinen Platz für Salti und elegante Pirouetten. Ich schlug ihm meinen linken Ellenbogen ins Gesicht und hieb gleichzeitig mit Erlenfang nach Serions Klinge. Er musste loslassen und das Schwert landete klirrend auf dem Steinboden.
    Sofort rammte ich Serion mein Knie in den Bauch und der Markgraf von Gamar ging stöhnend zu Boden während ich ihm Erlenfang drohend an die Wange hielt.
    »Lass uns Reden, Serion!«, keuchte ich. »Um alles in der Welt. Lass uns reden!«
    Da hörte ich ein schlitzendes Geräusch und merkte, wie der Kampf rechts von mir innehielt. Ein Reflex zwang mich, hinsehen. Und was ich sah, ließ mein Herz gefrieren.
    Schekich hatte irgendwie Amondos Dolch in die Finger bekommen … und ihn Hermelink bis zum Heft von unten durch den Kiefer in Kopf gerammt. Mein Verstand erlosch. Die Augen meines Freundes waren völlig ausdruckslos, als das Blut in Strömen am Heft des Dolches hinunterlief.
    Wie ein Stück erlegte Beute, warf Schekich den erschlaffenden Körper einfach zur Seite. Blutlust spiegelte sich in seine Augen.
    »Nein!«, brüllte ich. Langgezogen und mit allem Schmerz der Welt darin. Mein Kopf schien vor Wut zu explodieren. Serion von Gamar war mit einem Mal kein Thema mehr. Mit einem langen Schrei stürzte ich mich auf den Mörder meines Freundes. Zorn und Hass machten mich schneller denn je und ich deckte Schekich mit Schlagfolgen zu, denen niemand sonst standgehalten hätte. Die diebische Freude in seinen Augen wich der puren Konzentration auf unseren tödlichen Kampf. Wir wirbelten umeinander. Auf einen schnellen Stich von mir, folgte eine erneute Drehung, ich schlug mit der linken Hand Schekichs Schwertarm weg, während ich mich wieder um die eigene Achse drehte und blitzschnell mit Erlenfangs Klinge zuschlug. Schekich musste sich ebenfalls drehen, um den Streich abzufangen. Ich traf seinen Handrücken. Rot spritzte, doch Schekich kämpfte weiter. Ob er den Schmerz nicht spürte, oder schlichtweg wusste, dass jedes kleine Nachlassen sein Ende bedeutet hätte … es war unwichtig. Er musste die Konzentration für all sein Können hochhalten, aber in seinen dunklen Augen wurde ich eines unsicheren Flackerns gewahr.
    »Ordenswache!«, schrie Amondo, um seine beiden Leute aus ihrer unentschlossenen Lethargie zu holen. »Verschafft mir verdammt noch mal etwas Zeit!«
    Ich merkte nicht, wie die beiden Ordenskrieger eingriffen, auch nicht, wie Linus ebenfalls längst zum Schwert gegriffen hatte, um sich den Weg zu Lia und den Nollonin zu bahnen. Ich merkte nicht, wie Amondo den Geheimgang unter dem Schreibtisch öffnete und das schwere Möbelstück mit einem Ruck um eine halbe Schrittlänge verschob, sodass man hineingleiten konnte. Ich merkte nicht, wie er Lemander auf die Schnelle etwas zuraunte und ihn dann gemeinsam mit Lia hineinstieß.
    Ich merkte es erst, als Amondo sich mit aller Wucht gegen Schekich warf. Der hatte sich nur auf die Aufrechterhaltung seiner Verteidigung konzentriert und Amondo war ein geschickter Kämpfer, der wusste, wie er in diese Konfrontation einzusteigen hatte. Schekich purzelte benommen von dem Aufprall in

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