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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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dieselben sieben Gottheiten, an die auch ihr Menschen glaubt. Die Leute im Ehernen Reich nennen sie sogar so wie wir Elben es tun.«
    »Unwichtig«, wischte ich diese Information zur Seite. »Wichtig ist, was Linus getan hat. Die Götter können uns später kümmern.«
    »Ich bin ziemlich sicher, dass er in Gamar die Macht der Nollonin nicht eingesetzt hat.«
    »Woher?«
    »Er hat nichts davon erwähnt.«
    »Erwähnt? Ihr habt miteinander über diese Dinge geplaudert?«
    Ich wusste nicht, ob ich enttäuscht oder entsetzt sein sollte. Doch Lia verneinte wieder.
    »Es war keine friedliche Unterredung, die wir hatten.
    Vom Hofe Serions trat Linus schließlich die Rückreise nach Quainmar an. Was er den Menschen erzählt hat, kann ich dir nicht sagen.
    Meine Eltern überschlugen sich beinahe vor Glück. Ebenso wie das gesamte Volk in Noienna. Der totgeglaubte Sohn des Königspaares war zurückgekehrt und es wurden lange und ausdauernde Feste gefeiert. Die Elben versanken in Fröhlichkeit und Übermut.
    Und genau das war es, was Linus ausnutzte. Im Moment des größten Vertrauens seines eigenen Volkes nahm er ihnen ihre Stimmen und sperrte sie in einen der Nollonin.
    Anschließend stahl er sich auf geheimen Wegen im Schutze der Dunkelheit davon. Ich war die Einzige, die Verdacht geschöpft hatte. In Linus’ Stimme hatte ich die Verbitterung gespürt, die er durchlitten hatte. Und als Kind des Königspaares waren auch mir die geheimen Wege in Noienna zugänglich. Stumm nahm ich seine Spur auf, folgte ihm über viele Tage in nördlicher Richtung, bis auf Sichtweite der Menschenstadt Balien. Dort traf er mit dem Mann Schekich zusammen – und trotz ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten nahm ich allen Mut zusammen und stellte sie. Mit dem Vorteil von Überraschung und Verzweiflung auf meiner Seite konnte ich Schekich überlisten. Beim Ringen mit Linus verletzte ich ihn und konnte ihm die Nollonin im Kampf entreißen.
    Ich floh und versuchte Zuflucht bei den Menschen zu finden. Doch in weiten Teilen des Ehernen Reiches werden die Elben verachtet. Ein altersmilder Mann namens Garm sagte mir schließlich, ich solle mich nach Falkenberg wenden. Dort würde ein Graf wohnen, der den Elben wohlgesonnen ist.
    Gejagt vom erzürnten Schekich bin ich hinaus in die Wildnis der Länder Lilienbach und Dinster. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich ihm knapp entronnen bin. Dieser Mann ist außergewöhnlich talentiert. Schnell, grausam und kompromisslos. Er ist wie ein Dämon.
    Schließlich, nach Tagen und Wochen voll Angst bin ich nach Falkenberg gekommen.«
    »Zu mir«, schloss ich ihren Bericht resümierend ab.
    »Ja. Und von dort an kennst du meine Geschichte ja sehr gut.«
    Das Reden hatte immens geholfen. Eine Art Damm zwischen Lia und mir war gebrochen. In den folgenden Tagen verstanden wir uns immer besser. Möglicherweise hatte ich genau das gebraucht, um mich dem Elbenmädchen endlich ein wenig näher zu fühlen, eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Es war das, was eben das Vertrauen ausmachte, wie sie gesagt hatte. Unser Verhältnis wurde freundschaftlicher, je weiter wir uns gen Norden bewegten. Langsam, ganz langsam, begann ich sie zu verstehen, begriff ihre Ängste und Sehnsüchte – jenseits der offensichtlichen. Lia war von einer tiefen Dankbarkeit für die Welt, in der sie leben durfte, erfüllt. Weniger für große Bauten oder technologische Wunder. Nein, viel mehr für das, was uns die wandelnden Götter nach dem ersten Äon hinterlassen hatten. Die atemberaubenden Täler und tiefen Wälder, die endlosen Meere und majestätischen Seen. Es gab eine unglaubliche Fülle schierer Schönheit in der Welt.
    Wir fuhren den Fluss in stetigem Tempo hinauf. Das Wetter wurde sonniger, aber die sommerliche Wärme hielt sich in Grenzen. Nachdem wir die Stadt Wilnfurt passiert hatten, waren Lia, Lemander und ich nun offiziell sicher. Das Hoheitsgebiet des Ehernen Reiches lag hinter uns. Lediglich den Dienst an den Grenzfesten zu den verlorenen Landen hatte der Orden der Steinernen Hand in Übereinkunft mit den freien Städten nicht aufgegeben. Den zusätzlichen Schutz ließen sich die freien Städte sogar etwas kosten. Aber gemessen an dem Dienst, den der Orden leistete, war es ein Witz. Die Städte würden nicht im Traum daran denken, das Eherne Reich finanziell in großem Stil zu unterstützen. Zu erheblich war das Misstrauen.
    Weiter ging es auf dem Teil des Flusses, der nach Norden abzweigte und hier nur noch Ronar hieß. Die Tage

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