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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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eine hilflose Figur in einem Königsturm-Spiel, dabei bin ich doch die mächtigste Person im Reich.
    Offiziell habe ich alle Vorwürfe gegen Dich aufgehoben, deine Leute sind alle auf freiem Fuß. Sie sind treue Seelen, allen voran der junge Wobert von Loh. Erst nachdem ich ihnen befohlen hatte, nach Falkenberg zurückzukehren, sind sie aufgebrochen. Ich habe eine Schiffspassage nach Falkenberg für sie veranlasst und ihnen den einbalsamierten Körper ihres Hauptmanns Hermelink mitgegeben. Sie sollen ihn dort begraben, wo sein Herz gewohnt hat.
    Doch es rumort gewaltig im Reich, Deckard. Ich weiß nicht, wie lange ich meinen Vater noch zurückhalten kann.
    Wo immer du auch bist,
    Sanfte Wege!
    Ellyn
    Was ich las, spiegelte viele meiner Befürchtungen wider. Die kalte Angst kroch zurück, die ich in den letzten Tagen so erfolgreich verdrängt hatte. Eine jähe Woge der Zuneigung für meine neue Königin ergriff mich – ihre Verlorenheit, ihre Machtlosigkeit konnte ich nur allzu gut nachempfinden. Sie versuchte, dem Reich eine treue Dienerin zu sein. Aber was nutzte das, wenn sich das Reich gegenseitig zerfleischte?
    Und mit einem Male war mir alles klar. Ein Moment gnadenloser Einsicht durchflutete meine Gedankenwelt. Aber so sehr ich mich auch wehrte, es gab keine andere Weise der Auslegung: »Linus will das Eherne Reich gar nicht selbst zerstören«, sagte ich tonlos.
    »Bist du sicher?«, erkundigte sich Lemander.
    Doch meine Augen mussten alles verraten, was ich dachte, bevor ich es aussprach, denn Lemanders Blick ging zu Boden. »Er will, dass sich das Reich selbst vernichtet.«
    Wieder spürte ich Lias Hand auf meiner Schulter.
    »Anders kann es nicht sein«, folgerte ich bitter. »Und es hat bereits begonnen.«
    Lemander schnappte sich den Brief und überflog die Zeilen. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
    »Du hast völlig recht«, raunte er schließlich. »Das ist der absolut perfekte Plan, um das Eherne Reich zugrunde gehen zu lassen.«
    »Inwiefern?«, fragte Lia, aber der bangende Ausdruck auf ihrem Gesicht verriet mir, dass sie ahnte, auf was es hinauslief.
    »Zunächst nutzt er die Nollonin um das Eherne Reich zu isolieren«, führte Lemander also aus. »Irgendetwas macht er mit den Riesen, um Unruhe zu stiften. Denn die Riesen bedrohen anscheinend nicht bloß das Harjenner Reich, sondern auch die Grenzfesten des Ehernen Reiches im Norden.
    Zusätzlich schwächt Linus die Harjenner derart, dass sie in keinen bewaffneten Konflikt eingreifen könnten. Die engsten Verbündeten des Ehernen Reiches sind also ausgeschaltet, während die Ordenstruppen im Norden ebenfalls beschäftigt sind.
    Dann sichert sich Linus eine einflussreiche Stelle im Reich, an der Seite von Serion von Gamar. Jetzt muss er nur noch warten, wie sich die Dinge entwickeln. Und – ob es Schicksal war oder ob Linus gar nachgeholfen hat, spielt hier keine Rolle – zu dieser Zeit stirbt König Hroth. Das Konklave muss zusammentreten und die Fürstentümer des Reiches sind sich so uneins wie selten. Das Eherne Reich wird nur notdürftig regiert – und genau das nutzt Linus aus. Er braucht einen handfesten Skandal. Und da kommst du ins Spiel, Deckard. Durch deinen angeblichen Verrat kann er sich zudem Amondo Lakarrs entledigen.
    Zwar kommt das Konklave endlich zu einem Ergebnis, aber die Gereiztheit untereinander ist durch den Skandal derart gewachsen, dass einige Leute in machtvollen Stellungen den Kopf verlieren. Ich weiß nicht, welchen Einfluss Linus auf Serion hat, aber die Bedrohung Falkenbergs zieht Aggressionen von allen Seiten nach sich.
    Käme es zu einem ernsthaften Bürgerkrieg, wäre dies das Ende des Reiches. Es würde im Chaos versinken, und sich quasi selbst zerstören.«
    »Und Linus würde mit grimmiger Befriedigung zusehen«, beendete Lia Lemanders Ausführung. »Doch er weiß nicht, wie Quainmar reagieren würde. Zwar ist es nicht besonders wahrscheinlich, aber es bestünde zumindest eine kleine Chance, dass mein Volk versuchen würde, seinen eigenen Königssohn am Blutvergießen zu hindern.
    »Deshalb hat Linus auch die Elben außer Gefecht gesetzt«, nickte Lemander ernst. »Er nutzt also die Nollonin gar nicht, um das Eherne Reich direkt zu schädigen, sondern schneidet es lediglich von seiner Umwelt ab, um dann im Reich selbst Intrigen zu spinnen und die Fürstentümer gegeneinander auszuspielen.«
    Ja, das war es! Ein Plan, der in seiner Gänze betrachtet beinahe schlicht wirkte.
    »Gibt es denn irgendetwas,

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