Dornen der Leidenschaft
ängstliche Hündin hat Pepe in den Daumen und Jim in den Fuß gebissen!«
Aurora kicherte vergnügt.
»Jim«, sagte sie, »geh mit Pepe ins Haus, und laßt euch von Lupe die Wunden verbinden.«
Der Texaner Jim Rawlings hatte Lupe endlich einen Heiratsantrag gemacht, und sie hatte ihn angenommen. Nach der Saat wollten sie heiraten.
Nachdem Jim und Pepe den Stall verlassen hatten, bat Aurora ihren Mann, die Hündin und den Wurf hinaustragen zu dürfen.
Salvador fürchtete, daß es seiner Frau genauso ergehen würde wie den beiden Männern. »Ich weiß zwar, daß Jengibre dich gut kennt und dich normalerweise nicht beißen würde. Aber sie hat gerade erst geworfen, und sie jetzt woanders hinzubringen, erscheint mir doch sehr gefährlich, muñeca. Sie hat Angst um ihre Jungen.«
»Nun, das kann ich gut verstehen«, sagte Aurora lächelnd und dachte an die Neuigkeit, die sie ihrem Mann erzählen wollte.
Vielleicht verstand Jengibre instinktiv, in welchem Zustand sie sich befand, denn die Hündin winselte leise und ließ sich und die neugeborenen Welpen ohne weiteres in eine leere Box bringen, die Salvador mit frischem Stroh ausgelegt hatte. Aurora kniete sich hin, hob eines der kleinen Hündchen hoch und drückte es zärtlich an ihre Wange.
»O Gott«, stöhnte der Visconde, als ein zweiter Hund angelaufen kam. »Da kommt der stolze padre, um seine Familie zu verteidigen. Leg den Welpen am besten wieder hin, querida. Ich möchte nicht auch ins Bein gebissen werden.«
»Das möchtest du wirklich nicht, was?« fragte Aurora. »Willst du statt dessen vielleicht lieber selbst ein stolzer padre werden?«
Einen Augenblick lang stand Salvador reglos da und wußte nicht, ob er seine Frau richtig verstanden hatte. Dann sagte er zögernd: »Aurora, meinst du … Bist du sicher …«
»St« ,antwortete sie strahlend. »Ich bin ganz sicher. Wir bekommen ein Kind.«
»Madre de Dios! Ich werde Vater!« rief der Visconde glücklich aus.
Dann hob er seine Frau hoch, umarmte sie, wirbelte sie herum und küßte sie immer wieder. Plötzlich hielt er inne und ließ sie vorsichtig wieder auf den Boden hinab.
»Ach, muñeca mía, ich war außer mir vor Freude. Hab’ ich dir weh getan?«
»Nein, natürlich nicht«, sagte Aurora und lachte, als sie sich seinen Gesichtsausdruck vorstellte. »Morgens ist mir übel, aber sonst habe ich mich nie in meinem Leben besser gefühlt.«
»Aber das Baby –«
»Dem geht’s gut. Mach dir keine Sorgen, Salvador«, versicherte sie ihm. »Ich bin nicht halb so zart, wie du glaubst. Ich brech’ schon nicht zusammen. Aber ich brauche jetzt viel mehr Ruhe als sonst, und manches kann ich einfach nicht mehr machen, zum Beispiel schwere Sachen hochheben.«
»Du darfst überhaupt nichts mehr heben, nicht mal eine Feder. Komm jetzt zu mir. Bist du müde? Möchtest du dich hinlegen? Kann ich etwas für dich tun?«
»Sí, sí, mein lieber Mann.«
»Was? Du brauchst es mir nur zu sagen, querida« ,sagte der Visconde ernst. »Was kann ich für dich tun?«
»Sag mir, daß du mich liebst«, bat Aurora leise.
Bei ihren Worten schossen Salvador die Tränen in die Augen. Er wußte nicht, ob er ihrer wert war, aber er dankte Gott für diese wunderbare Frau.
»Ich liebe dich, Doña Aurora, jetzt und immerdar.«
Dann umarmte er sie so fest, als ob er sie nie wieder loslassen wollte.
35. KAPITEL
Salvador wußte nicht mehr, was er denken sollte. Er war so sicher gewesen, daß Paul Van Klaas derjenige gewesen war, der sich in sein Haus geschlichen hatte. Jetzt war sich der Visconde aber nicht mehr so sicher. Obwohl jede Nacht Wächter auf der Plantage patrouillierten, gelang es jemandem doch immer wieder, heimlich Löcher zu graben und nach dem Schatz zu suchen. Paul konnte es nicht sein, das wußte Salvador genau. Der Holländer war nach Belém gefahren – das hatte Heidi Aurora erzählt, als sie vor ein paar Tagen zu Besuch gewesen war.
Verdammt! Gerade als er endlich Bescheid zu wissen glaubte, tauchte ein neues Rätsel auf. Jetzt wußte er nicht mehr, was er denken sollte. Nur eine einzige Erklärung leuchtete ihm ein: Der Holländer arbeitete mit jemandem zusammen. Aber wer konnte das sein? Salvador konnte sich nicht vorstellen, daß Heidi nachts auf der Plantage herumschlich, und Paul konnte es nur schwerlich gelungen sein, einen seiner abergläubischen Indianersklaven dazu zu bringen, nachts diesen verfluchten Ort zu betreten.
Der Visconde zuckte mit den Achseln. Er mußte einfach weiter Geduld
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