Dornen um mich (German Edition)
sagte, wurde Anne ganz komisch zumute.
„Aber ich kann gar nicht glauben ...“
„Liebling! Du stehst unter Schock! Und das ist kein Wunder bei dem, was du erlebt hast. Wenn ich diesen Raxos in die Finger bekomme, wird er nicht mehr wissen, ob er Hörner hat oder einen Schwanz oder beides. Der wird seines Daseins nicht mehr froh, das kann ich dir sagen. Aber jetzt komm’ erst einmal nach Hause und ruhe dich aus.“
„Raxos heißt er also?“, fragte Anne mit verklärtem Blick und Alex kombinierte, dass sie an den falschen Typ dachte.
„Nein, der den du meinst heißt Berek und er ist ein ehemaliger Faun. Ein Satyr, der auf Wollust spezialisiert ist.“ Anne schüttelte nur betroffen den Kopf. All die Neuigkeiten waren zuviel für sie. Sie war immer schon ein sehr aufgeschlossener Mensch gewesen, doch das Erlebte zusammen mit der Erkenntnis, dass ihr Mann ein anderer war, als er seit Jahren vorgab zu sein, setzte ihr gehörig zu.
Faun, Satyr, Götter? Und dann noch ein Ehemann als Wächter? Ihr war schlecht und der Drang nach Essen übermächtig. Schon immer hatte ihr Körper bei Stress mit extremen Hunger reagiert.
„Aber Alex ... was ist eigentlich mit dir? Ich meine, ich kenne dich kaum wieder? Bist du jetzt ein Mensch oder bist du auch etwas anderes?“
„Natürlich bin ich ein Mensch, Liebes! Das weißt du doch! Aber ich habe ein paar Einblicke in Geschehnisse, die Normalos nicht ganz logisch erscheinen können.“
„ Normalos? Bin ich denn jetzt auch nur mehr so etwas wie ein Normalo? “
„Ja und nein. Du bist meine Frau, aber vor allem bist du auch die Auserwählte!“
19. Kapitel Berek
Berek war verzweifelt, weil er ihre Spur verloren hatte. Der dämliche Polizist hatte ihn durch die halbe Stadt gejagt und sich einen Spaß daraus gemacht, ihn von seiner Angebeteten fortzutreiben. Wahrscheinlich war der riesige Kerl nur einer von diesen niederen Helfern, die unter der Fuchtel der menschlichen Wächter standen. Von denen erzählte man sich sowieso die schaurigsten Geschichten. Wächter waren rachsüchtig, gemein und nur darauf aus, ehemalige Götter zu piesacken. Raxos sollte ruhig bestraft werden. Immerhin hatte er gegen das Gesetz verstoßen, wohingegen Berek lediglich einen Urteilsspruch zu erfüllen hatte, rechtmäßig und ganz im Sinne der Götter.
Blieb nur die Frage offen, warum ihm hier so viele Hindernisse in den Weg gelegt wurden. Noch dazu, wo es gerade so gut klappte, die kleine Rothaarige rumzukriegen.
Müde winkte er ein Taxi zu sich heran. Die Erfüllung des Urteilspruchs verlief überhaupt nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte. Zumindest war er so unzufrieden, dass er die Suche für heute abbrechen und sich zurück zu seinem Hotel fahren lassen wollte. Er war erledigt. Der neue Körper mochte riesig und stark sein, hatte jedoch ein unbändiges Bedürfnis nach Schlaf und Entspannung.
Im Taxi begann er mehr über seine Situation nachzudenken. Irgendetwas war faul an der ganzen Sache. Wie konnte diese rothaarige Hexe auch nur behaupten verheiratet zu sein? Auserwählte waren stets frei und ungebunden, meist sogar frustriert und gierig nach dem erstbesten Mann. Das war schließlich das unlogisch Logische an den Göttern: Schwere Aufgaben, einfache Details. Doch sein Auftrag war offenbar anders. Glücklich verheiratete Frauen zu verführen war für einen ehemaligen Faun kein Problem, sie aber zu einer neuen Liebesheirat zu bewegen, war schlicht ... ungewöhnlich.
Die Gegebenheiten waren so konfus, dass er zum ersten Mal ernsthaft überlegte, ob ihm jemand auf der Erde übel mitspielen wollte. Vielleicht hatte der fiese Richter ihm ja sogar den Duft einer falschen Frau unterjubelt. Dem gehörnten Heidelbert war eine hinterhältige Aktion durchaus zuzutrauen. Ein mächtiger Mann wie er hatte sicherlich genügend Fäden in der Hand, um das Geschehen nach seinen Gelüsten zu formen. Natürlich galt es auch für ihn, göttliche Gesetze zu beachten, doch wer wusste schon, wie sehr er die zu seinen Gunsten verdrehen konnte? Und schließlich war da noch das Erscheinen von Raxos! Der Einsatz von Dämonen war auf jeden Fall gesetzeswidrig, egal wer den dämonischen Söldner aktiviert hatte.
Warum aber bitteschön – und damit kam er endlich zum wohltuenden Selbstmitleid – war eigentlich alle Welt gegen einen so göttlich schönen Mann wie ihn? Er war doch eigentlich ein netter Kerl und hatte so viel Ablehnung nicht verdient. Dazu hatte er das dumme Gefühl,
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