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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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meine – Mutter – getötet! Du hast meine Mutter getötet! Ich wollte sie doch zurückholen, für uns beide, unsere Mutter, aber du machst alles kaputt, alles hast du kaputt gemacht, und du – du auch!« Wieder versuchte er, auf Colin zu zeigen. »Ihr seid die Monster, nicht ich bin es!«, heulte er.
    Colin blieb weiterhin auf Abstand, er konnte Louis nicht näher an uns herantreiben, weil der Hengst Angelo fürchtete, aber er wollte es auch nicht mehr.
    »Ich hatte eine Familie, Angelo«, sagte er emotionslos. »Menschen. Eine Mutter, die mich fürchtete, einen Vater, der mich schlug, und eine Schwester, die sich meiner erbarmte. Alle trugen sie mir mehr Empfindungen entgegen, als du jemals aus eigener Kraft hervorbringen kannst. Ich brauche keinen Bruder.«
    »Aber ich war zuerst da, ich!! Ich war ihr Sohn! Und es reichte ihr nicht, ich genügte ihr nicht, nein, es musste noch ein Kind geschaffen werden, ihr eigenes Kind, geprägt von Beginn an, du. Du!« Angelo spuckte beim Schreien, die Hände zu Fäusten geballt, den Mund verkniffen. »Sie erinnerte sich nicht mehr an mich! Sie hat mich alleingelassen! Du hast es nicht zu schätzen gewusst, du hast sie in den Wahnsinn getrieben, weil du vor ihr geflohen bist, und nur deshalb hat sie mich vergessen! Du hast sie mir genommen!« Er schaffte es nicht einmal mehr zu kriechen. Er rollte auf dem Bauch vor und zurück wie ein Baby, das noch nicht krabbeln konnte. »Sie werden mich und Tessa rächen, Elisabeth, das werden sie! Sie sind hier!«
    »Nein. Nein, das werden sie nicht«, erhob sich Morpheus’ helle Stimme hinter mir. »Wir sind alle Menschen und wir alle haben euch gesehen. Wir wissen um euch. Tut, was ihr nicht lassen könnt. Raubt Träume. Aber bleibt in eurem Totenreich. Ihr könnt keine Kriege führen, weil ihr nichts fühlt. Keine einzige Schlacht werdet ihr jemals gewinnen. Angelo wird euch stets daran erinnern, dass es ist, wie es ist. Menschen fühlen und sterben. Mahre sind Tote für die Ewigkeit. Und nur sie«, er deutete auf mich, »sie allein kennt den Weg zurück. Vernichtet nicht, wer euch am Ende retten kann.«
    Nun standen meine Krieger dicht nebeneinander, bildeten einen Halbkreis mit Morpheus in ihrer Mitte, ein schützender Zirkel in meinem Rücken. Entweder wir alle überlebten oder wir starben. Noch immer verbargen sich die Mahre in ihren Höhlen und im Schatten ihrer Steine, nicht fähig, uns ihre leeren, finsteren Gesichter zu zeigen. Sie waren feige. Sie würden nicht hervorkommen. Wir waren zu viele.
    Ich ließ meine Fackeln fallen. Sofort fraßen sich die Flammen in gewundenen Feuerspuren durch das trockene Gras, leckten an Angelos nackten Füßen und ließen meine Augen tränen. Ich würde wieder weinen. Tagelang. Wochenlang.
    »Friss Dreck, Michelangelo«, sagte ich so leise, dass nur er es hören konnte. »Viel Spaß mit deiner Unsterblichkeit. Genieße sie.«
    Ohne jegliche Reue drehte ich mich um und lief durch die anderen hindurch von ihm fort.
    Es gab nichts mehr zu tun.

U M MEINER K INDER WILLEN
    »Mein lieber, lieber Paul,
    wenn Du diese Zeilen liest, ist das geschehen, womit Deine Mutter und ich schon lange gerechnet haben. Was mir in Gedanken daran am meisten auf dem Herzen lastet und stets ein dringendes Bedürfnis war, ist, Dich von dem irrigen Glauben zu erlösen, Du würdest eine Schuld auf Deinen Schultern tragen, weil Du mich nicht erhört hast. (Falls Du mir immer noch nicht glaubst, solltest Du diesen Brief beiseitelegen oder ihn vernichten. Falls Du mir glaubst, lies weiter.)
    Du hast keine Schuld, nicht die geringste. Ich gebe zu: Es ist kein Tag vergangen, an dem ich mich nicht gefragt habe, wie es Dir wohl geht und ob ich Dich jemals wiedersehen werde, ob Du mir verzeihst, und ich hätte es mir so sehr gewünscht. Doch Du hast alles richtig gemacht, indem Du mir den Rücken zugewandt hast und gegangen bist – denn Du hast es aus Liebe getan.
    Du warst kein Kind mehr, sondern ein Mann, zwar jung und unerfahren, aber nicht mehr so jung, dass Du mich noch brauchtest, um zurechtzukommen. Und Du hast aufrichtig geliebt. Du musstest gehen, Du hattest gar keine andere Wahl und Du musstest denken, dass ich es war, der Lilly von Dir weggelockt hat. Denn indirekt war ich es. Meine Abenteuerlust hat mich auf die Insel getrieben und ich habe mit dem, was geschehen ist, dafür bezahlt, aber vor allem habt Ihr, meine Kinder, dafür bezahlt, Ihr und meine Frau. Du hattest alles Recht der Welt, nicht daran zu glauben

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