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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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ihn zu regieren», sagt sie. «Falls Mutter es arrangieren kann, werden wir beide seine Brüder heiraten, die königlichen Herzöge.»
    Ich merke, dass ich rot werde. «Du meinst, ich soll Richard heiraten?»
    «Du magst ihn doch nicht etwa!» Sie lacht laut auf. «Er hat so dunkles Haar und olivbraune Haut und komische …»
    «Er ist stark», sage ich aufs Geratewohl. «Er kann phantastisch reiten. Und er ist tapfer und …»
    «Wenn du einen Reiter zum Gemahl willst, warum nimmst du dann nicht John, den Stallburschen?»
    «Aber bist du dir sicher, dass sie eine Ehe arrangieren? Wann werde ich heiraten?»
    «Vater ist fest entschlossen.» Sie senkt die Stimme zu einem Flüstern. «Aber sie wird bestimmt versuchen, es zu verhindern. Sie will die Brüder des Königs gewiss innerhalb ihrer Familie und ihres Freundeskreises vermählen. Sie will uns nicht am Hof, wo wir sie bloßstellen und allen zeigen könnten, wie sich eine wahrlich große englische Familie benimmt. Sie hat die ganze Zeit nichts anderes im Sinn, als den König von Vater zu entfremden, weil sie weiß, dass Vater ihm die Wahrheit sagt und ihm gute Ratschläge gibt, die sich gegen sie richten.»
    «Hat Vater den König um Erlaubnis gebeten? Dass wir heiraten können?»
    «Er will es tun, während er am Hof ist», sagt sie. «Kann sein, dass er es jetzt gerade tut, heute, in diesem Augenblick. Und dann werden wir uns beide verloben! Und zwar mit den Brüdern des Königs von England. Wir werden königliche Herzoginnen. Dann nehmen wir einen höheren Rang ein als die Mutter der Königin, Jacquetta, und die Mutter des Königs, Herzogin Cecily. Wir werden die ersten Ladys von England sein, direkt nach der Königin.»
    Ich starre sie mit offenem Mund an.
    «Wer sonst kommt denn dafür in Frage?», will sie wissen. «Bedenke, wer unser Vater ist. Natürlich sollten wir die mächtigsten Ladys von England sein.»
    «Und wenn König Edward keinen Sohn hat», sage ich langsam, laut nachdenkend, «und stirbt, dann wird sein Bruder George König.»
    Isabel umarmt mich vor Verzückung. «Ja! Genau! George, Duke of Clarence.» Sie lacht vor Freude. «Er wird König von England, und ich werde Königin.»
    Ich verharre, von Ehrfurcht ergriffen bei dem Gedanken, dass meine Schwester Königin wird.
    «Königin Isabel.»
    Sie nickt. «Ich fand immer schon, dass das gut klingt.»
    «Izzy, du wirst ganz nach oben kommen!»
    «Ich weiß», sagt sie. «Und du bist als Herzogin immer an meiner Seite. Du wirst meine Erste Hofdame. Wir werden die herrlichsten Kleider tragen!»
    «Aber wenn du lange lebst und auch keine Söhne bekommst und George stirbt, ist Richard der Nächste in der Thronfolge, und ich bin die nächste Königin: Königin Anne.»
    Augenblicklich verblasst ihr Lächeln. «Nein, das ist nicht sehr wahrscheinlich.»

    In eisigem Schweigen kehrt mein Vater vom Hof zurück. In der großen Halle von Warwick Castle wird das Abendessen aufgetragen, und Hunderte von Männern setzen sich hin, um zu speisen. Die Halle ist erfüllt vom Klappern der Teller, von Bechern, die aneinandergestoßen werden, und dem Kratzen von Messern auf Holztellern, doch am hohen Tisch sitzt mein Vater und blickt finster drein, und wir essen in vollkommenem Schweigen.
    Meine Mutter zu seiner Rechten hat den Blick auf den Tisch der Hofdamen gerichtet, damit ihr ja kein Anzeichen von schlechtem Benehmen entgeht. Aufmerksam und still sitzt Richard zu seiner Linken. Neben meiner Mutter Isabel, stumm vor Angst, und ich komme wie gewohnt als Letzte. Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich muss jemanden finden, der es mir erzählt.
    Ich bekomme unsere Halbschwester Margaret zu fassen. Sie mag ja Vaters Bastard sein, doch er hat sie von Geburt an anerkannt, Mutter ist für ihre Erziehung aufgekommen, und sie gehört als getreue Vertraute zu ihren Hofdamen. Sie ist mit einem von Vaters Pächtern verheiratet, Sir Richard Huddlestone, und auch wenn sie eine erwachsene Frau von dreiundzwanzig Jahren ist und immer alles weiß, wird sie es mir – im Gegensatz zu den anderen – erzählen.
    «Margaret, was ist passiert?»
    «Der König hat unserem Vater seine Bitte abgeschlagen», sagt sie grimmig, während sie in unserem Schlafzimmer dafür sorgt, dass die Magd einen Bettwärmer in das kalte Bett schiebt und der Kammerjunker zu unserer Sicherheit ein Schwert zwischen die Matratzen stößt. «Schande über ihn. Er hat vergessen, was er ihm schuldig ist, wo er herkommt und wer ihm auf den Thron geholfen hat. Es

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